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Richard Dehmel (1863-1920) · Titel: 1 2 · Beliebteste

Das Wunderblümlein

Uns ist ein' Ros' entsprungen
aus einer Wurzel zart;
wie uns die Alten sungen,
von Jesse kam die Art;
und hat ein Blümlein bracht
mitten im kalten Winter,
wohl zu der halben Nacht.

Das Blümlein war so reine
und duftete so süß;
mit seinem milden Scheine
verklärt's die Finsternis;
und leuchtet immerdar,
tröstet die Menschenkinder
holdselig, wunderbar.

Ein Stern mit hellem Scheine
hat es der Welt verkündt,
den Hirten und den Heiden,
wo man dies Blümlein findt.
Nun ist uns nicht mehr bang,
seit aus der dunklen Erde
solch köstlich Knösplein sprang.

(altes Weihnachtslied ergänzt )

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Weihnachtslieder

 
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Die Schaukel

Auf meiner Schaukel in die Höh,
was kann es Schöneres geben!
So hoch, so weit: die ganze Chaussee
und alle Häuser schweben.

Weit über die Gärten hoch, juchhee,
ich lasse mich fliegen, fliegen;
und alles sieht man, Wald und See,
ganz anders stehn und liegen.

Hoch in die Höh! Wo ist mein Zeh?
Im Himmel! ich glaube, ich falle!
Das tut so tief, so süß dann weh,
und die Bäume verbeugen sich alle.

Und immer wieder in die Höh,
und der Himmel kommt immer näher;
und immer süßer tut es weh -
der Himmel wird immer höher.

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Die stille Stadt

Liegt eine Stadt im Tale,
Ein blasser Tag vergeht;
Es wird nicht lange dauern mehr,
Bis weder Mond noch Sterne,
Nur Nacht am Himmel steht.

Von allen Bergen drücken
Nebel auf die Stadt;
Es dringt kein Dach, nicht Hof noch Haus,
Kein Laut aus ihrem Rauch heraus,
Kaum Türme noch und Brücken.

Doch als den Wandrer graute,
Da ging ein Lichtlein auf im Grund;
Und durch den Rauch und Nebel
Begann ein leiser Lobgesang,
Aus Kindermund.

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Stille und Besinnlichkeit

 
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Durch stille Dämmrung...

Durch stille Dämmrung strahlt ein Weihnachtsbaum.
Zwei Menschen sitzen Hand in Hand und schweigen.
Die Lichter züngeln auf den heiligen Zweigen.
Ein Mann erhebt sich, wie im Traum:

Ich kann zu keinem Gott mehr beten
als dem in dein-und-meiner Brust;
und an die Gottsucht der Propheten
denk ich mit Schrecken statt mit Lust.
Es war nicht Gott, womit sie nächtlich rangen:
es war das Tier in ihnen: qualbefangen
erlag's dem ringenden Menschengeist!
O Weihnachtsbaum - oh wie sein Schimmer,
sein paradiesisches Geflimmer
gen Himmel züngelnd voller Schlänglein gleißt -
wer kann noch ernst zum Christkind beten
und hört nicht tief auf den Propheten,
indes sein Mund die Kindlein preist,
zu sich und seiner Schlange sprechen:
du wirst mir in die Ferse stechen,
ich werde dir den Kopf zertreten!

Ein Weib erhebt sich. Ihre Haut
schillert braun von Sommersprossen;
ihr Stirngeäder schwillt und blaut.
Sie spricht, von goldnem Glanz umflossen:

Ich denk nit nach um die Legenden,
die unsern Geist vieldeutig blenden,
ich freu mich nur, wie schön sie sind.
"Uns ist geboren heut ein Kind"
das klingt mir so durch meine dunkelsten Gründe,
durch die zum Glück, dank einer Ahnensünde,
auch etwas Blut vom König David rinnt,
dass ich mich kaum vor Stolz und Wonne fasse
und deine Schlangenfabeln beinah hasse!

Er lächelt eigen; sie sieht es nicht.
Ein Lied erhebt sich, fern, aus dunkler Gasse.
Zwei Menschen lauschen - dem Lied, dem Licht.

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Ein Bergführer

Ich kann ein Bergsteiger werden,
der die andern alle führt.
Pfade, wo nie ein Schritt erklang:
wer hat sie aufgespürt?
Das tat meine Herzenslust!

Die treibt mich hin zu den Gipfeln,
über Schnee, durch Wetterschlag,
am Sturzbach hin, am Gletscherrand,
hinauf! Nun klettert nach,
ihr andern Wagehälse!

Mir nach mit glühendem Herzen,
hinauf ins freie Eis!
Wer stürzt, den schmückt im Paradies
die Blume Edelweiß!
Kommt! jauchzend grüß ich euch.

Aber am liebsten steh ich
hoch oben ganz allein,
mitten im stillen Himmelskreis,
und höre die Adler schrein:
grüß Gott, du kleiner Held!

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Eine Weihnachtsstunde

Lass, Liebster, die Lampe noch stehen
und rücke mit mir zum Kamin,
und lass in die Flammen uns sehen
und lauschen dem Zauber darin!

Und lege dein Haupt ans Herz mir
und blicke nicht traurig drein,
dass wir am Heiligen Abend
im Dunkeln sitzen! allein!

Horch, wie im Ofen wispert
die Glut ihr heimlich Lied!
schau, wie ein Lichterreigen
über die Diele zieht!

Draus schwillt’s wie ein Singen und Weben
von Märchenherrlichkeit,
drin spielt’s wie ein Schwingen und Schweben
von Träumen der Kinderzeit:

als wir noch fromm gebetet
zum lieben Jesuchrist,
der für uns arme Sünder
vom Himmel kommen ist, –

als wir noch nicht verstanden,
warum auf Golgatha
ein brechend Menschenauge
einst mild zur Erde sah.

Und denke der großen Liebe,
die treu bis in den Tod
gerungen und gelitten
für all der Brüder Not!

Und denke des großen Glaubens,
den Er zur Menschheit trug
noch in der letzten Stunde,
da man ans Kreuz ihn schlug!

Und blicke nicht trüb, mein Liebster,
dass Du noch ringst allein!
und hoffe wie Er, dass einstens
die Goldne Zeit wird sein! – –

Nun sehe dein Auge ich leuchten
und strahlen Eigne Glut,
nun richtet das Haupt dir wieder
empor der alte Mut.

Du bist mein Stolzer, mein Starker!
du führst es Alles aus!
Oh gründe und baue nur weiter
an deinem stolzen Haus! –

Und übers Jahr ist’s anders –
neig’ her dein Ohr geschwind:
da schmücken wir ein Bäumchen
für ein lieb Menschenkind.

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Furchtbar schlimm

Vater, Vater, der Weihnachtsmann!
Eben hat er ganz laut geblasen,
viel lauter als der Postwagenmann.
Er ist gleich wieder weitergegangen,
und hat zwei furchtbar lange Nasen,
die waren ganz mit Eis behangen.
Und die eine war wie ein Schornstein,
die andre ganz klein wie'n Fliegenbein,
darauf ritten lauter, lauter Engelein,
die hielten eine großmächtige Leine,
und seine Stiefel waren wie Deine.
Und an der Leine, da ging ein Herr,
ja wirklich, Vater, wie'n alter Bär,
und die Engelein machten hottehott;
ich glaube, das war der liebe Gott.
Denn er brummte furchtbar mit dem Mund,
ganz furchtbar schlimm, ja wirklich; und -

"Aber Detta, du schwindelst ja,
das sind ja wieder lauter Lügen!"

Na, was schad't denn das, Papa?
Das macht mir doch soviel Vergnügen.
"So? - Na ja."

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Jünglings Sehnsucht

Möchte von dannen
dies Sehnen bannen!
Weiß nicht, was tun ich will!
weiß nicht, ob ruhn ich will!
Jetzt Alles tragen
und stolz verzagen,
jetzt Alles wagen
und zu ihr jagen!
Ein unstet Rasten
all mein Tun,
ein zaudernd Hasten
mein Wille nun!
Möchte von dannen
dies Sehnen bannen:
ach, aber bin
so glücklich drin! –

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Kranzgedicht

Fast scheu' ich mich, Euch diesen Kranz zu reichen,
der deutungsvoll sich um zwei Leben schlingt
so liebeheilig mir, dass tief im weichen
Gefühle ringend mir das Wort versinkt ...
Doch schön're Sprache, als sie je ertönte,
von jedem dieser lichten Blättchen blinkt;
von jedem Glück, das euern Weg verschönte,
von jeder Sorge spricht sie, jedem Leid,
mit denen Kraft und Liebe Euch versöhnte.
Erinnrung heißt die Sprache, und sie reiht
so seltsam ineinander Traum und Leben,
dass Augenblick und längst versunkne Zeit
zu reichsten Wirklichkeiten sich verweben.
Und so, aus dieses Kranzes Schimmerschein,
Gestalten seh' ich, Bilder sacht sich heben:
die Zweiglein schlank, die Blättchen zierlich fein
empor zu Stamm und Laubwerk vor mir schießen
in Eures Lebens Garten tret' ich ein, -
oh leuchtend Bild! ich muss die Augen schließen ...
Ich seh' euch wandeln. Frühlingsrein die Luft
der Hoffnung bunte Blumen um euch sprießen,
aus allen Kelchen quillt Ein Glanz, Ein Duft,
und vor euch liegt ein Pfad, den zu beschreiten
das Vöglein Glück euch lieblich lockend ruft ...
Schon wallt ihr ihn; und an des Weges Seiten
in langer Reihe seh' ich Paar an Paar
fruchtschwere Bäume ihre Zweige breiten,
als wollte Tag für Tag und Jahr um Jahr
der Sommer eures Wirkens mir sich künden.
Und dichter seh' ich, wie vor Sturmgefahr,
die starken Äste ihren Wuchs verbünden
zu einem schirmend festen Wetterdach,
um vor des Menschenlebens Weh und Sünden,
vor des Geschicks geschäftigem Ungemach
die jungen Pflanzen sorglich zu behüten,
die unter Lust und Wollust, Schmerz und Ach
aus Eurer Liebe keimten, sprossten, blühten ...
Und jetzt - in Nebel hüllt sich mir das Bild;
die langen Tage, die von Arbeit glühten,
verdämmern sanft; der Abend, köstlich mild,
zur Ruhe lädt, es schweigt der Sinne Drängen,
und jede heiße Sehnsucht scheint gestillt,
als ob in Eins Natur und Seele klängen.
Da schwebt zur Erde ein entfärbtes Blatt,
und halb schon sinkend auch die andern hängen:
der Herbst macht schüttelnd seine Lagerstatt.
Doch golden sehe ich den Herbst euch winken!
ob auch entlaubt die Äste: freundlich matt
von ihnen her die reifen Früchte blinken, -
und so wird Mühe Segen, Tat Genuss ...
Und einst: des Winters Flocken seh' ich sinken,
im Eise stockt des Lebens hurtiger Fluss,
die letzte Abendröte ist geschieden,
doch heilig rühret nun des Mondes Kuss,
und eine leise Sehnsucht nach dem Frieden
der Nacht ward schönstes, einziges Gefühl, -
dann werden treue Hände ohn' Ermüden
voll Ehrfurcht betten euch das weichste Pfühl,
dann werdet ihr in treuen Augen finden
das heimatlich geborgenste Asyl,
dann werden zärtlich treue Lippen zünden
das wärmste Feuer euch am stillen Herd,
aus treuer Herzen dankerfüllten Gründen
wird all die Liebe, die ihr einst beschert,
in neuer Milde leuchtend, auferstehen:
so leuchtender, da Ihr sie einst gelehrt ...
Doch wohin irrt mein Blick! noch sind zu sehen
die Bäume ja im farbigsten Gewand!
in blauer Höh', auf lauem Winde wehen
die letzten Sommerfäden durch das Land, -
wie Glücksgedanken weilen sie im Fluge
bald hier, bald dort an einer Blüte Rand
und schlingen, langhinflatternd, sich im Zuge
um Halm und Gräschen fest, um Busch und Baum, -
und wie ich ihnen nach ins Weite luge,
da zeigt aufs Neue mir mein Führer Traum
ein schimmernd Wunder: vor mir seh' ich ragen,
umsponnen rings vom zarten Silberflaum,
von Einem starken Stamm emporgetragen,
zwei hohe Wipfel, deren voll Geäst
unlösbar ineinander ganz geschlagen.
Und wie ich staunend nähertrete, lässt
der Silberbaum auf mich herniederregnen
viel Zweiglein zierlich, Blättchen feingepreßt,
als wollt' er mich mit seiner Fülle segnen.
Ich schaue auf; da - ist das Bild entrückt, -
von Duft und Licht ein wogendes Begegnen, -
doch an mein Herz halt' ich den Kranz gedrückt!
Sein Glanz kann mit dem Traume nicht verbleichen,
denn Liebe hat und Hoffnung ihn gepflückt
von Eurem Lebensbaum, dem segensreichen.

(Zur silbernen Hochzeit der Eltern)

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Lied an meinen Sohn

Der Sturm behorcht mein Vaterhaus,
mein Herz klopft in die Nacht hinaus,
laut; so erwacht ich vom Gebraus
des Forstes schon als Kind.
Mein junger Sohn, hör zu, hör zu:
In deine ferne Wiegenruh
stöhnt meine Worte dir im Traum der Wind.

Einst hab ich auch im Schlaf gelacht,
mein Sohn, und bin nicht aufgewacht
vom Sturm; bis eine graue Nacht
wie heute kam.
Dumpf brandet heut im Forst der Föhn
wie damals, als ich sein Getön
vor Furcht wie meines Vaters Wort vernahm.

Horch, wie der knospige Wipfelsaum
sich sträubt, sich beugt, von Baum zu Baum;
mein Sohn, in deinen Wiegentraum
zornlacht der Sturm - hör zu, hör zu!
Er hat sich nie vor Furcht gebeugt!
Horch, wie er durch die Kronen keucht:
Sei Du! sei Du!

Und wenn dir einst von Sohnespflicht,
mein Sohn, dein alter Vater spricht,
gehorch ihm nicht, gehorch ihm nicht:
Horch, wie der Föhn im Forst den Frühling braut!
Horch, er bestürmt mein Vaterhaus;
mein Herz tönt in die Nacht hinaus,
laut - - -

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Mädchens Sehnsucht

Möcht' ein Lied dem Liebsten singen,
dass er tief ins Herz mir sieht;
doch es will mir nicht gelingen,
und mein Sinn ins Weite flieht.
Ob es mir an Tönen fehle?
ob zu Ihm mein Sinn gleich flieht?
Aber meine ganze Seele
ist ein einzig Sehnsuchtslied.

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Nachtgebet einer Braut

O mein Geliebter - in die Kissen
bet ich nach dir, ins Firmament!
O könnt ich sagen, dürft er wissen,
wie meine Einsamkeit mich brennt!

O Welt, wann darf ich ihn umschlingen!
O lass ihn mir im Traume nahn,
mich wie die Erde um ihn schwingen
und seinen Sonnenkuss empfahn.

Und seine Flammenkräfte trinken,
ihm Flammen, Flammen wiedersprühn,
oh Welt, bis wir zusammensinken
in überirdischem Erglühn!

O Welt des Lichtes, Welt der Wonne!
O Nacht der Sehnsucht, Welt der Qual!
O Traum der Erde: Sonne, Sonne!
O mein Geliebter - mein Gemahl!

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Natur und Sehnsucht

1.
Schlaflos lieg' ich, wie im Fieber
starr' ich in die Schatten hin,
ob mir eben nicht ihr lieber
Augenstrahl erglänzte drin,

ob nicht solche Grüße brächten
auch zwei Seelen sich von fern,
wie in heitren Sommernächten
fällt vom Himmel Stern zu Stern.


2.
Wie der Mond im Wechsel wandelt
ruhlos je und je,
bis das blasse Antlitz wieder
ihm verklärt die See:

muss ich einsam immer schweifen,
schweifen ohne Ruh' -
ach, wann strahlet Frieden wieder
mir dein Auge zu?!


3.
Aus des Abends weißen Wogen
taucht ein Stern;
still von fern
kommt der blasse Mond gezogen.

Fern, ach fern
aus des Morgens grauen Wogen
langt der stille blasse Bogen
nach dem Stern!


4.
An dem Fluss die alte Stelle
hab' ich suchen müssen,
wo die Weiden niederhängen,
um die Flut zu küssen.

Doch es rinnt die kühle Welle
ungerührt von hinnen:
und ich muss bei ihren Klängen,
Liebste, Deiner sinnen!


5.
Stumm und schwer die Blätter hangen,
regungslos die Bäume stehen,
und ich fühl' ein seltsam Bangen
durch die heißen Lüfte wehen,

bis ins heiße Herz mir zittern,
ob ich flüchte, ob ich weile ...
Oh, ich lechze nach Gewittern!
komm, Geliebte! eile! eile!

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Nun erst

Hab Dank! wir waren Mann und Weib,
es ist geschehn;
nun lass uns wieder aufrecht gehn,
allein und klar.
Wir wollen uns nicht trüb gebärden;
wir können nun erst Freunde werden,
ganz und wahr.

Du weißt ja gut, wie's enden kann;
am Weg ins Tal,
du sahst, da lag es, einsam, kahl,
das alte Liebesgrab im Wald.
Es war nicht Zufall, was dich führte:
ich wollte prüfen, wie's dich rührte:
du lachtest kalt.

Das tat mir wohl, das klang so frei
aus dir heraus in mich herein.
Doch unten lag im Abendschein
der dunkle See.
Im Wasser spielten lange Streifen;
die schienen glühend sich zu greifen,
der Nix die Fee.

Die Sonne sank; die Wasserglut
ist nun zur Ruh.
Das war nicht Ich, das warst nicht Du,
was uns bezwang.
Denn ob wir unser mächtig waren,
das soll sich nun erst offenbaren.
Hab Dank!

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Nur ein Hund

Ja, Dir wird's schwer, mich zu verlassen!
dein Auge bricht, als ob du weinst,
und warst doch bloß ein Kind der Gassen!
Ja, damals ahnt' ich nicht, dass einst
als letzter Freund ein Hund mir bliebe:
da sucht' ich noch bei Menschen Liebe.

Mein Hund, in deine treuen Augen
hab' manche Frage ich versenkt,
für die nicht Menschenblicke taugen,
wo man ein Tier braucht, das nicht denkt,
die Ohnmacht auch in ihm zu sehen,
mit der wir selbst durchs Leben gehen.

Du hast mir nie ein Leid bereitet:
Das kann kein Mensch, der liebste nicht!
Nun liegt dein Leib vom Tod gebreitet,
verlöscht dein tröstend Augenlicht ...
Was will mir denn wie Glück noch scheinen?
mein Hund, mein Freund: ich kann noch weinen!

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Richard Dehmel (1863-1920) · Titel: 1 2 · Beliebteste

 

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