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Religiöse Gedichte – Dichter 1 2 3 · Titel 1 2 3 · Beliebteste · Neueste

Fred Endrikat (1890-1942)

Mein Herrgott ist kein Bürokrat

Mein Herrgott ist kein Bürokrat,
verkalkt, verknöchert und veraltet,
der jedes Menschen Wort und Tat
notiert und Buch führt früh und spat
und streng darüber staatsanwaltet
Mein Herrgott wohnt in Wald und Flur.
Ich liebe ihn und seine Werke.
Er zeigt sich uns in der Natur,
sein Blitz, sein Sturm sind Zeichen nur
der Größe seiner Macht und Stärke.
Der Herrgott schuf die Menschen nicht
als arme und geduckte Sünder.
Er schenkte uns das Sonnenlicht,
dass wir ihm schauen ins Gesicht
als freie, frohe Menschenkinder.
Mein Herrgott ist kein Bürokrat,
er lebt in jeder Erdenkrume,
wenn aus ihr keimt die junge Saat.
Sein Geist uns von den Sternen naht,
aus jedem Baum und jeder Blume.

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Emanuel Geibel (1815-1884)

Nachts am Meere

Es schlief das Meer und rauschte kaum
Und war doch allen Schimmers voll,
Der durch der Wolken Silberflaum
Vom lichten Monde niederquoll;
Im Blau verschwamm die ferne Flut,
Wie Bernstein flimmerte der Sand;
Ich aber schritt in ernstem Mut
Hinunter und hinauf den Strand.

O was in solcher stillen Nacht
Durch eine Menschenseele zieht,
Bei Tag hat’s keiner nachgedacht,
Und spricht es aus kein irdisch Lied.
Es ist ein Hauch, der wunderbar
Aus unsrer ew’gen Heimat weht,
Ein innig Schauen tief und klar,
Ein Lächeln halb und halb Gebet.

Da spürst du still und körperlos
Ein segnend Walten um dich her,
Du fühlst, du ruhst in Gottes Schoß,
Und wo du wandelst, wallt auch er;
Die Tränen all sind abgetan,
Die Dornen tragen Rosenglut,
Es taucht die Liebe wie ein Schwan
Aus deines Lebens dunkler Flut.

Und was am schwersten dich bedroht,
Dir zeigt’s ein liebes Angesicht.
Zum Freiheitsherold wird der Tod,
Der deines Wesens Siegel bricht;
Du schaust ins Aug’ ihm still vertraut,
Von heil’gem Schauder nur berührt,
Gleichwie ein Bräut’gam, den die Braut
Zum seligsten Geheimnis führt.

Genug, genug! Halt ein, mein Lied!
Denn was bei Nacht und Mondenlicht
Durch eine Menschenseele zieht,
Das sagt kein irdisches Gedicht;
Ein Hauch ist’s, der da wunderbar
Von Edens Friedenspalmen weht,
Ein wortlos Schauen tief und klar,
Ein Lächeln halb und halb Gebet.

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Wersch (geb. 1964), literaturnische.de

Laudzi

sitzt auf lächelndem Stier
dem Buckel der Welt
raunt freundlich in seinen Bart
was nicht mehr sein kann
sei noch am wesen
was nicht mehr wese
sei das wesen -
lässt sich tragen
ins uralte Vergessen
ruhend in sanftem Traben
lässt sich gleiten
ins entvölkerte Exil
ist kräftig leer
von beredter Stille
und wird weiter gebraucht

(Dieser Text in ein Bild integriert findet sich in Wortvision.)

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Friedrich Rückert (1788-1866)

O fühle: was du hast...

O fühle: was du hast, das hast du nur empfangen;
Und lass, wie dir es kam, es andern zugelangen.
Sei wie der Mond, der von der Sonn’ entlehnt sein Licht
Und leiht’s der Erdennacht, für sich behält er’s nicht.
Gott ist die Sonne, die lässt ewig Licht ausgehn,
Um hell die Welt und sich hell in der Welt zu sehn.

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Wersch (geb. 1964), literaturnische.de

Gautama

hatte Königslos verschmäht
um zu durchträumen alles:
Teufel Götter Leblinge

harrte sieben Jahre aus;
zersickert in die Elemente;
west ein hungernder Stein
unter Bodhi-Yggdrasil

traute keinem Wort oder Götzen;
saß eine Lotosblume
vor aller Frage
mit offenem Mund

Ameisen und Mücken krabbelten
Schnecken und Würmer krochen
in die Speiseröhre
die Zunge polsterte Moos

verging an sich selbst;
Visionenbrut entschlüpfte
aus seinen Nischen
und einmal gebar Mann

stand auf ohne Schlacken
erhaben erleuchtet geheißen
und weilte ungern länger
um zu sprechen unvergesslich

schlief sorglos fort und
wurde mächtig heilig ausgedehnt;
wie viele vergingen sich
ergötzten sich am Vergötzen

ein Nachlass bleibt:
unbestechliches Lächeln
ob gütig ob böse

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Luise Hensel (1798-1876)

Nachtgebet

Müde bin ich, geh’ zur Ruh,
Schließe beide Äuglein zu;
Vater, lass die Augen dein
Über meinem Bette sein.

Hab’ ich Unrecht heut’ getan,
Sieh’ es, lieber Gott, nicht an!
Deine Gnad’ und Jesu Blut
Macht ja allen Schaden gut.

Alle, die mir sind verwandt,
Gott, lass ruhn in deiner Hand.
Alle Menschen, groß und klein,
Sollen dir befohlen sein.

Kranken Herzen sende Ruh,
Nasse Augen schließe zu;
Lass den Mond am Himmel stehn,
Und die stille Welt besehn!

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Johann Martin Miller (1750-1814)

Die Zufriedenheit

Was frag' ich viel nach Geld und Gut,
Wenn ich zufrieden bin!
Gibt Gott mir nur gesundes Blut,
So hab' ich frohen Sinn,
Und sing' aus dankbarem Gemüt
Mein Morgen- und mein Abendlied.

So mancher schwimmt im Überfluss,
Hat Haus und Hof und Geld;
Und ist doch immer voll Verdruss,
Und freut sich nicht der Welt.
Je mehr er hat, je mehr er will;
Nie schweigen seine Klagen still.

Da heißt die Welt ein Jammertal,
Und deucht mir doch so schön;
Hat Freuden ohne Maß und Zahl,
Lässt keinen leer ausgehn.
Das Käferlein und Vögelein
Darf sich ja auch des Maien freun.

Und uns zuliebe schmücken ja
Sich Wiese, Berg und Wald;
Und Vögel singen fern und nah,
Dass alles wiederhallt. –
Bei'r Arbeit singt die Lerch' uns zu,
Die Nachtigall bei'r süßen Ruh'.

Und wenn die goldne Sonn' aufgeht,
Und golden wird die Welt,
Und alles in der Blüte steht,
Und Ähren trägt das Feld:
Dann denk' ich, alle diese Pracht
Hat Gott zu meiner Lust gemacht.

Dann preis' ich Gott, und lobe Gott,
Und schweb' in hohem Mut;
Und denk', es ist ein lieber Gott,
Und meint's mit Menschen gut;
Drum will ich immer dankbar sein,
Und mich ob seiner Güte freun!

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Albrecht von Haller (1708-1777)

Morgen-Gedanken

Der Mond verbirget sich, der Nebel grauer Schleier
Deckt Luft und Erde nicht mehr zu;
Der Sterne Glanz erblasst, der Sonne reges Feuer
Stört alle Wesen aus der Ruh.

Der Himmel färbet sich mit Purpur und Saphiren,
Die frühe Morgen-Röte lacht;
Und vor der Rosen Glanz, die ihre Stirne zieren,
Entflieht das bleiche Heer der Nacht.

Durchs rote Morgen-Tor der heitern Sternen-Bühne
Naht das verklärte Licht der Welt;
Die falben Wolken glühn von blitzendem Rubine,
Und brennend Gold bedeckt das Feld.

Die Rosen öffnen sich und spiegeln an der Sonne
Des kühlen Morgens Perlen-Tau;
Der Lilgen Ambra-Dampf belebt zu unsrer Wonne
Der zarten Blätter Atlas-grau.

Der wache Feld-Mann eilt mit singen in die Felder
Und treibt vergnügt den schweren Pflug;
Der Vögel rege Schaar erfüllet Luft und Wälder
Mit ihrer Stimm und frühem Flug.

O Schöpfer! was ich seh, sind deiner Allmacht Werke!
Du bist die Seele der Natur;
Der Sterne Lauf und Licht, der Sonne Glanz und Stärke
Sind deiner Hand Geschöpf und Spur.

Du steckst die Fackel an, die in dem Mond uns leuchtet,
Du gibst den Winden Flügel zu;
Du leihst der Nacht den Tau, womit sie uns befeuchtet,
Du teilst der Sterne Lauf und Ruh.

Du hast der Berge Stoff aus Ton und Staub gedrehet,
Der Schachten Erzt aus Sand geschmelzt;
Du hast das Firmament an seinen Ort erhöhet,
Der Wolken Kleid darum gewälzt.

Den Fisch, der Ströme bläst und mit dem Schwanze stürmet,
Hast du mit Adern ausgehöhlt;
Du hast den Elefant aus Erden aufgetürmet
Und seinen Knochen-Berg beseelt.

Des weiten Himmel-Raums saphirene Gewölber,
Gegründet auf den leeren Ort,
Der Gottheit große Stadt, begrenzt nur durch sich selber,
Hob aus dem Nichts dein einzig Wort.

Doch, dreimal großer Gott! es sind erschaffne Seelen
Für deine Taten viel zu klein;
Sie sind unendlich groß, und wer sie will erzählen,
Muß, gleich wie du, ohn Ende sein!

O Unbegreiflicher! ich bleib in meinen Schranken,
Du, Sonne, blendst mein schwaches Licht;
Und wem der Himmel selbst sein Wesen hat zu danken,
Braucht eines Wurmes Lobspruch nicht.

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Rainer Maria Rilke (1875-1926)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/rilke.php

Werkleute sind wir...

Werkleute sind wir: Knappen, Jünger, Meister,
und bauen dich, du hohes Mittelschiff.
Und manchmal kommt ein ernster Hergereister,
geht wie ein Glanz durch unsre hundert Geister
und zeigt uns zitternd einen neuen Griff.

Wir steigen in die wiegenden Gerüste,
in unsern Händen hängt der Hammer schwer,
bis eine Stunde uns die Stirnen küsste,
die strahlend und als ob sie Alles wüsste
von dir kommt, wie der Wind vom Meer.

Dann ist ein Hallen von dem vielen Hämmern
und durch die Berge geht es Stoß um Stoß.
Erst wenn es dunkelt lassen wir dich los:
Und deine kommenden Konturen dämmern.

Gott, du bist groß.

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Rainer Maria Rilke (1875-1926)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/rilke.php

Wenn es nur einmal so ganz stille wäre...

Wenn es nur einmal so ganz stille wäre.
Wenn das Zufällige und Ungefähre
verstummte und das nachbarliche Lachen,
wenn das Geräusch, das meine Sinne machen,
mich nicht so sehr verhinderte am Wachen –:

Dann könnte ich in einem tausendfachen
Gedanken bis an deinen Rand dich denken
und dich besitzen (nur ein Lächeln lang),
um dich an alles Leben zu verschenken
wie einen Dank.

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Rainer Maria Rilke (1875-1926)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/rilke.php

Geburt Christi

Hättest du der Einfalt nicht, wie sollte
dir geschehn, was jetzt die Nacht erhellt?
Sieh, der Gott, der über Völkern grollte,
macht sich mild und kommt in dir zur Welt.

Hast du dir ihn größer vorgestellt?

Was ist Größe? Quer durch alle Maße,
die er durchstreicht, geht sein grades Los.
Selbst ein Stern hat keine solche Straße.
Siehst du, diese Könige sind groß,

und sie schleppen dir vor deinen Schoß

Schätze, die sie für die größten halten,
und du staunst vielleicht bei dieser Gift -:
aber schau in deines Tuches Falten,
wie er jetzt schon alles übertrifft.

Aller Amber, den man weit verschifft,

jeder Goldschmuck und das Luftgewürze,
das sich trübend in die Sinne streut:
alles dieses war von rascher Kürze,
und am Ende hat man es bereut.

Aber (du wirst sehen): Er erfreut.

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Aischylos (525-456 v.u.Z.)

Zeus, wer Zeus auch immer möge sein...

Zeus, wer Zeus auch immer möge sein,
Ist er dieses Namens froh,
Will ich gern ihn nennen so;
Ihm vergleichen kann ich nichts,
Wenn ich alles auch erwäg,
Außer ihm selbst — so des Denkens vergebliche Qualen
Ich in Wahrheit bannen will!

Nicht, der ehedem gewaltig war,
Allbewehrten Trotzes hehr —
Dass er war, wer weiß es mehr!
Der darauf erstand, dem All-
Sieger unterlag auch der;
Aber den Zeus im Gesänge des Sieges zu preisen,
Alles Denkens Frieden ists,

Ihn, der uns des Denkens Weg
Führt zum Lernen durch das Leid,
Unter dies Gesetz uns stellt!
Ruhlos statt des Schlafs quält das Herz
Leidgedenk neu sich stets: auch starrem Sinn
Ist die Einsicht noch genaht.
Das ist Götterhuld! Erhaben steuern
Sie die Welt mit harter Hand.

(Aus einem Chorlied der Tragödie "Agamemnon". Übersetzt aus dem Altgriechischen von Johann Gustav Droysen.)

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Friedrich Hölderlin (1770-1843)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/hoelderlin.php

An eine Rose

Ewig trägt im Mutterschoße,
Süße Königin der Flur!
Dich und mich die stille, große,
Allbelebende Natur;
Röschen! unser Schmuck veraltet,
Stürm entblättern dich und mich,
Doch der ewge Keim entfaltet
Bald zu neuer Blüte sich.

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Angelus Silesius (1624-1677)

Die geheime Himmelfahrt

Wenn du dich über dich erhebst und lässt Gott walten,
So wird in deinem Geist die Himmelfahrt gehalten.

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Angelus Silesius (1624-1677)

Wenn die Himmelfahrt vorhanden

Wenn Gott in dir geborn, gestorben und erstanden,
So freue dich, dass bald die Himmelfahrt vorhanden.

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