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Gedichte vom Leben – Dichter 1 2 3 4 · Titel 1 2 3 4 · Beliebteste · Neueste

Joachim Ringelnatz (1883-1934)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/ringelnatz.php

Morgenwonne

Ich bin so knallvergnügt erwacht.
Ich klatsche meine Hüften.
Das Wasser lockt. Die Seife lacht.
Es dürstet mich nach Lüften.

Ein schmuckes Laken macht einen Knicks
und gratuliert mir zum Baden.
Zwei schwarze Schuhe in blankem Wichs
betiteln mich "Euer Gnaden".

Aus meiner tiefsten Seele zieht
mit Nasenflügelbeben
ein ungeheurer Appetit
nach Frühstück und nach Leben.

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Friedrich Hebbel (1813-1863)

Nachtgefühl

Wenn ich mich abends entkleide,
Gemachsam, Stück für Stück,
So tragen die müden Gedanken
Mich vorwärts oder zurück.

Ich denke der alten Tage,
Da zog die Mutter mich aus;
Sie legte mich still in die Wiege,
Die Winde brausten ums Haus.

Ich denke der letzten Stunde,
Da werden's die Nachbarn tun;
Sie senken mich still in die Erde,
Dann werd ich lange ruhn.

Schließt nun der Schlaf mein Auge,
Wie träum ich oftmals das:
Es wäre eins von beidem,
Nur wüsst ich selber nicht, was.

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Friedrich von Bodenstedt (1819-1892)

Nie kampflos wird dir...

Nie kampflos wird dir ganz
Das Schöne im Leben geglückt sein -
Selbst Diamantenglanz
Will seiner Hülle entrückt sein,
Und windest du einen Kranz:
Jede Blume dazu will gepflückt sein.

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Muhammad Schams ad-Din Hafis (um 1320-1390)

Reiseziel

Nun ist das Leben an seinem Ziel
Und ohne Zweck war die Reise.
O Jüngling, rühre das Saitenspiel,
Schon morgen wirst du zum Greise.

Das lecke Schiff und der morsche Kiel
In Meeren ohne Geleise,
Der Winde Ball und der Wellen Spiel
Unnütz gewirbelt im Kreise.

So viel gehofft und gewünscht so viel,
Getäuscht in jeglicher Weise,
Hindurch durchs ewige Widerspiel
Gequält von Glut und von Eise.

Nun sinkt die Rose auf mattem Stiel,
Die Blätter fallen vom Reise.
Nun ist das Leben an seinem Ziel
Und ohne Zweck war die Reise.

(aus dem Persischen von Friedrich Rückert)

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Friedrich Hebbel (1813-1863)

Schwalbe und Fliege

An dem heitersten Morgen entstürzte die fröhlichste Schwalbe
Plötzlich dem Himmel und sank tot zu den Füßen mir hin.
Mittags, der längst Erstarrten den Schnabel öffnend, erspäht' ich
Eine Fliege im Schlund, welche sie halb nur verschluckt.
Diese zappelte noch, ich zog sie hervor, und, die Flügel
Trocknend im Sonnenstrahl, schwirrte sie bald mir davon.

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Arno Holz (1863-1929)

Sieben Septillionen Jahre...

Sieben Septillionen Jahre
zählte ich die Meilensteine am Rande der Milchstraße.

Sie endeten nicht.

Myriaden Äonen
versank ich in die Wunder eines einzigen Tautröpfchens.

Es erschlossen sich immer neue.

Mein Herz erzitterte!

Selig ins Moos
streckte ich mich und wurde Erde.

Jetzt ranken Brombeeren
über mir,
auf einem sich wiegenden Schlehdornzweig
zwitschert ein Rotkehlchen.

Aus meiner Brust
springt fröhlich ein Quell,
aus meinem Schädel
wachsen Blumen.

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Cäsar Flaischlen (1864-1920)

So drängt und treibt...

So drängt und treibt sich alles vorüber...
unmerklich kommt es und verblinkt,
Welle auf Welle hebt sich und sinkt,
was trüb, wird hell, was hell war, trüber.
Du selber trittst dir als Fremder entgegen,
und was dir hochheilig einst schien und groß,
du frägst dich und lächelst und spottest fast drüber:
wie war es nur möglich! wie konnte man bloß!
wie konnte man zweifeln dabei und zögern,
es lag doch so einfach, so glatt und so klar,
wie konnte man sich darüber erregen,
da alles doch selbstverständlich war!

Schon aber drängt auch das vorüber...
du merkst kaum, wie es versinkt und verrinnt,
wie es leise zu anderem übergaukelt,
wie schon eine neue Welle beginnt
und dich auf ihre Höhe schaukelt!

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Rainer Maria Rilke (1875-1926)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/rilke.php

Sonett an Orpheus I/14

Wir gehen um mit Blume, Weinblatt, Frucht.
Sie sprechen nicht die Sprache nur des Jahres.
Aus Dunkel steigt ein buntes Offenbares
und hat vielleicht den Glanz der Eifersucht

der Toten an sich, die die Erde stärken.
Was wissen wir von ihrem Teil an dem?
Es ist seit lange ihre Art, den Lehm
mit ihrem freien Marke zu durchmärken.

Nun fragt sich nur: tun sie es gern?...
Drängt diese Frucht, ein Werk von schweren Sklaven,
geballt zu uns empor, zu ihren Herrn?

Sind sie die Herrn, die bei den Wurzeln schlafen,
und gönnen uns aus ihren Überflüssen
dies Zwischending aus stummer Kraft und Küssen?

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Hugo von Hofmannsthal (1874-1929)

Sonett der Seele

Willensdrang von tausend Wesen
Wogt in uns vereint, verklärt:
Feuer loht und Rebe gärt
Und sie locken uns zum Bösen.

Tiergewalten, kampfbewährt,
Herrengaben, auserlesen,
Eignen uns und wir verwesen
Einer Welt ererbten Wert.

Wenn wir unsrer Seele lauschen,
Hören wirs wie Eisen klirren,
Rätselhafte Quellen rauschen,

Stille Vögelflüge schwirren...
Und wir fühlen uns verwandt
Weltenkräften unerkannt.

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William Shakespeare (1564-1616)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/shakespeare.php

Sonett VII

Sieh! wenn von Osten her das Segenslicht
Sein Glanzhaupt zeigt, wie aller Augensphären
Ihm huldigen, dem kommenden Gesicht,
Mit Blicken seine heil'ge Hoheit ehren.
Und hat er auch den steilsten Himmelsplan,
Gleich rüst'ger Mitteljugend schon beschritten,
Noch beten Menschen seine Schönheit an,
Noch lauschen sie des Gottes goldnen Tritten.
Doch, wenn von höchster Höh' ermüdet dann
Tagabwärts wankt des schwachen Greises Wagen,
Gleich kehrt von seinem niedrigen Gespann
Der Blick sich weg, erst zu ihm aufgeschlagen.
So du, um Mittag schon dir selbst entflohn,
Stirbst unbemerkt, zeugst du dir nicht den Sohn.

(aus dem Englischen von Gottlob Regis)

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Gottfried Keller (1819-1890)

Stiller Augenblick

Fliehendes Jahr, in duftigen Schleiern
Streifend an abendrötlichen Weihern,
Wallest du deine Bahn;
Siehst mich am kühlen Waldsee stehen,
Wo an herbstlichen Uferhöhen
Zieht entlang ein stummer Schwan.

Still und einsam schwingt er die Flügel,
Tauchet in den Wasserspiegel,
Hebt den Hals empor und lauscht;
Taucht zum andern Male nieder,
Richtet sich auf und lauschet wieder,
Wie's im flüsternden Schilfe rauscht.

Und in seinem Tun und Lassen
Will's mich wie ein Traum erfassen,
Als ob's meine Seele wär,
Die verwundert über das Leben,
Über das Hin- und Widerschweben,
Lugt' und lauschte hin und her.

Atme nur in vollen Zügen
Dieses friedliche Genügen
Einsam auf der stillen Flur!
Und hast du dich klar empfunden,
Mögen enden deine Stunden,
Wie zerfließt die Schwanenspur!

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Hugo von Hofmannsthal (1874-1929)

Über Vergänglichkeit

Noch spür ich ihren Atem auf den Wangen:
Wie kann das sein, dass diese nahen Tage
Fort sind, für immer fort, und ganz vergangen?

Dies ist ein Ding, das keiner voll aussinnt,
Und viel zu grauenvoll, als dass man klage:
Dass alles gleitet und vorüberrinnt

Und dass mein eignes Ich, durch nichts gehemmt,
Herüberglitt aus einem kleinen Kind
Mir wie ein Hund unheimlich stumm und fremd.

Dann: dass ich auch vor hundert Jahren war
Und meine Ahnen, die im Totenhemd,
Mit mir verwandt sind wie mein eignes Haar,

So eins mit mir als wie mein eignes Haar.

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Sophokles (ca. 497-405)

Ungeheuer ist viel...

Ungeheuer ist viel. Doch nichts
Ungeheuerer, als der Mensch.
Denn der, über die Nacht
Des Meers, wenn gegen den Winter wehet
Der Südwind, fähret er aus
In geflügelten sausenden Häusern.
Und der Himmlischen erhabene Erde,
Die unverderbliche, unermüdete,
Reibet er auf; mit dem strebenden Pfluge,
Von Jahr zu Jahr,
Treibt sein Verkehr er, mit dem Rossegeschlecht,
Und leichtträumender Vögel Welt
Bestrickt er, und jagt sie;
Und wilder Tiere Zug,
Und des Pontos salzbelebte Natur
Mit gesponnenen Netzen,
Der kundige Mann.
Und fängt mit Künsten das Wild,
Das auf Bergen übernachtet und schweift.
Und dem raumähnigen Rosse wirft er um
Den Nacken das Joch, und dem Berge
Bewandelnden unbezähmten Stier.

Und die Red und den luftigen
Gedanken und städtebeherrschenden Stolz
Hat erlernet er, und übelwohnender
Hügel feuchte Lüfte, und
Die unglücklichen zu fliehen, die Pfeile. Allbewandert,
Unbewandert. Zu nichts kommt er.
Der Toten künftigen Ort nur
Zu fliehen weiß er nicht,
Und die Flucht unbeholfener Seuchen
Zu überdenken.
Von Weisem etwas, und das Geschickte der Kunst
Mehr, als er hoffen kann, besitzend,
Kommt einmal er auf Schlimmes, das andre zu Gutem.
Die Gesetze kränkt er, der Erd und Naturgewaltger
Beschwornes Gewissen;
Hochstädtisch kommt, unstädtisch
Zu nichts er, wo das Schöne
Mit ihm ist und mit Frechheit.
Nicht sei am Herde mit mir,
Noch gleichgesinnet,
Wer solches tut.

(Aus einem Chorlied der Tragödie "Antigone". Übersetzt aus dem Altgriechischen von Friedrich Hölderlin.)

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Heinrich Heine (1797-1856)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/heinrich_heine.php

Unstern

Der Stern erstrahlte so munter,
Da fiel er vom Himmel herunter.
Du fragst mich, Kind, was Liebe ist?
Ein Stern in einem Haufen Mist.

Wie 'n räudiger Hund, der verrecket,
So liegt er mit Unrat bedecket.
Es kräht der Hahn, die Sau, sie grunzt,
Im Kote wälzt sich ihre Brunst.

Oh, fiel' ich doch in den Garten,
Wo die Blumen meiner harrten,
Wo ich mir oft gewünschet hab
Ein reinliches Sterben, ein duftiges Grab!

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Nikolaus Lenau (1802-1850)

Vanitas

Eitles Trachten, eitles Ringen
Frisst dein bisschen Leben auf,
Bis die Abendglocken klingen,
Still dann steht der tolle Lauf.

Gastlich bot dir auf der Reise
Die Natur ihr Heiligtum;
Doch du stäubtest fort im Gleise,
Sahst nach ihr dich gar nicht um.

Blütenduft und Nachtigallen,
Mädchenkuss und Freundeswort
Riefen dich in ihre Hallen;
Doch du jagtest fort und fort.

Eine Törin dir zur Seite
Trieb mit dir ein arges Spiel,
Wies dir stets ins graue Weite:
»Siehst du, Freund, dort glänzt das Ziel!«

War es Gold, wars Macht und Ehre,
Was sie schmeichelnd dir verhieß:
Täuschung wars nur der Hetäre,
Eitel Tand ist das und dies.

Sieh! noch winkt sie dir ins Weite,
Und du wardst ein alter Knab!
Nun entschlüpft dir dein Geleite,
Und du stehst allein – am Grab.

Kannst nicht trocknen mehr die Stirne,
Da du mit dem Tode ringst;
Hörst nur ferne noch der Dirne
Hohngelächter – und versinkst!

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