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Satiren und Grotesken – Dichter 1 2 3 · Titel 1 2 3 · Beliebteste · Neueste

Jakob von Hoddis (1887-1942)

Draußen

Die Sommernacht ist schwer nur zu ertragen!
Vier Herren gehen mit abgeknöpftem Kragen.
Ein Lackbeschuhter stelzt der Schnepse nach ...
Da polterts her - ein langgedehnter Krach:
Der Donner
Au!
Ist die Reklame plump,
Blitz!
Ein feiner Mensch liebt nicht den lauten Mumpitz!
Das klingt ja ganz als ob der dicke nackte
Weltgeist
Ganz vertrackte Katarakte im Takte kackte.

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Ludwig Christoph Heinrich Hölty (1748-1776)

Petrarchische Bettlerode

Wenn mit leisen Hutfilzsöckchen
Meine braune Trutschel geht,
Und ihr rotes Büffelröckchen
Um die dicken Schinken weht,
Über Zäune, Steg und Brücken,
Jeden ausgeschlagnen Tag,
Humpl' ich dann auf beiden Krücken
Ihr mit Sack und Packe nach.

Wär ich nur ein Dorn der Hecke,
Welche schlau ihr Röckchen ritzt!
Nur ein Tröpfchen von dem Drecke,
Der an ihre Waden spritzt!
Wär ich nur das Fledermäuschen,
Das um ihre Mütze schwirrt!
Nur das kleine Silberläuschen,
Das von Ohr zu Ohr ihr irrt!

Wüsst ich hübsche Liebesstückchen,
Lustig, wie des Kuckucks Schall;
Ach! Dann hörte mich mein Fieckchen
Abends an des Amtmanns Stall!
Schmauchten mich nur ihre Lippen
Als ein Paffchen Krolltoback!
Oder drückt' an ihre Rippen
Sie mich als den Dudelsack!

Könnt' ich als ein Kamm ihr dienen,
Wenn sie hinterm Zaun sich kämmt!
Könnt' ich an dem Teiche grünen,
Wo sie ihre Glieder schwemmt!
Wär' ich doch auf Veltens Diele,
Schatz, für dich ein Bündel Stroh!
Nagt' ich, ach! mit süßem Spiele
Dir dein Leder, als ein Floh!

Würde doch von Niklas Mutter,
Durch den alten Teufelstext
Und ein Stücklein Hexenbutter,
Dir ein Traum von mir gehext!
Schmunzelnd in dem Schlafe, drücke,
Fest mein Bild mit einem Schmatz!
Morgens trabst bei meiner Krücke
Du einher, und bist mein Schatz!

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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

Heugabel und Besenstiel

Heugabel und Besenstiel,
Die wollten sich vermählen;
Da gab's im ganzen Land gar viel
Und mancherlei zu erzählen.

Was ist das für ein Paar!
Wie die zusammen passen!
Er ist zu Haus das ganze Jahr,
Sie draußen auf Wegen und Gassen.

Er denkt an Stub' und Flur,
Und sie an Ochsen und Pferde;
Sie strebet nach dem Hohen nur,
Und er bleibt auf der Erde.

Bei Frühlingssonnenschein
Will sie ihr Amt nur führen;
Er aber muss Jahr aus Jahr ein,
Er muss sich immer rühren,

Doch als die Trauung war,
Da wurden die Mäuler stille;
Heugabel und Besenstiel blieb ein Paar,
I nun, es war ihr Wille.

Heißa! das ganze Land
Zur Hochzeit war geladen,
Verwandt, bekannt und unbekannt,
Die Krummen, die Schiefen, die Graden.

Da tanzten munter und frisch
Die Schemel, die Hütschen, die Bänke,
Die Kannen, die Mulden, die Stühl' und die Tisch'
Und Kisten und Kasten und Schränke.

Heißa! nun wurden sie
Poetisch über die Maßen,
Dass sie vor lauter Poesie
Stand, Rang und Würde vergaßen:

Die Liebe macht uns gleich,
Frau Besenstiel, Herr Gabel!
Der Will' ist unser Himmelreich -
Und das ist keine Fabel.

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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

Michel-Enthusiast

Es reist so mancher Philister
Ins Land Italia,
Auf dass er nachher sich rühme:
Auf Ehr’, auch ich war da!

Zwar hat er des Ärgers nicht wenig
Und manchen großen Verdruss,
Und teuer muss er erkaufen
Den hochgepriesnen Genuss.

Doch nur ein deutscher Philister,
Der achtet nicht Hitz' und Durst,
Nicht Maut und Passbeschwernis,
Es ist ihm alles Wurst.

Trotz glühendem Scirocco,
Trotz drückendem Sonnenschein
Spaziert er zu allen Ruinen,
Zu allen Villen hinein.

Er geht in alle Kirchen,
In alle Galerien,
Und lässt sich vom Servidore
Wie ein Bär am Seile ziehn.

Noch spät am Abend besteigt er
Ganz müde die steilsten Höhn
Und spricht vom Schweiße triefend:
Italien ist doch schön!

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Arno Holz (1863-1929)

Der Mond

Und so will der Mond mir scheinen
eine Spinne ganz aus Gold,
die mit eingezognen Beinen
durch den Weltraum rollt.

Schmakaduhtzgen, Schilf und Rohr
schwanken um das Unkenmoor...
... lächelnd drin die süße
Luna ihre Silberfüße!

Steil am Wegrand starrt die Pappel,
leise macht sie Tippeltappel,
leise, wo die Frösche quaken,
spannt der Mond sein weißes Laken.

Wo die Nebelfrauen spinnen,
spannt er bloß sein weißes Linnen.
Durch die Nacht hin, weich und mailich,
spreitet er sogar sein Lailich!

An deine Seele rührt ein Hauch,
zitternd entsandt vom weißen Fliederstrauch;
teils von hinten, teils von vorn,
bläst der Mond sein Silberhorn.
Die Hexe kuckt aus ihrem Haus,
ein ungemaltes Bild von Knaus.
Die Alte winkt und lächelt arg,
Der Mond schwimmt wie ein Silbersarg.
Reimst du Tohu auf Wabohu,
ists ein Bild von Gerhard Dou;
zauberst du statt Haus Spelunke,
schwimmt der Halbmond eine Dschunke.

Oft, aufgehängt an einer Schnur,
ganz deutlich eine Tombakuhr,
den i-Punkt über eine Pappel
und, ist man ganz und gar im Rappel,
die Glatze eines Totenschädels,
den Hintern seines liebsten Mädels -
was man doch alles in dir sieht,
du Rotationsellipsoid!

Der Mond als dies, der Mond als das,
der Mond als neuer Berg Parnass,
der Mond als himmlisches Trumpf-As,
der Mond bald blink, der Mond bald blass,
der Mond als runde Zähre!
Der Mond als bleiche Kalkskulptur,
der Mond als silberne Tonsur,
der Mond als goldne Kugeluhr,
der Mond als nichts wie Kieselgur,
erkläre mir, Graf Orindur,
dies blanke Wunder der Natur,
gleich ob in Moll, gleich ob in Dur,
erkläre mir, erkläre!

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Gottfried Keller (1819-1890)

Ghasel

Seht den Poet, der immerdar erzählt von Lerchensang,
Wie er nun bald drei Dutzend schon gebratner Lerchen schlang!
Bei Sonnenaufgang, als der Tag in Blau und Gold erglüht',
Da war es, dass sein Morgenlied vom Lob der Lerchen klang;
Und nun bei Sonnenuntergang mit seinem Gabelspieß
Er sehnend in die Liederbrust gebratner Lerchen drang!
Das heiß ich die Natur verstehn, allseitig, tief und kühn,
Wenn also auf und nieder sich sein Tag mit Lerchen schwang!

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Klabund (1890-1928)

Regen

Der Regen rinnt schon tausend Jahr,
Die Häuser sind voll Wasserspinnen,
Seekrebse nisten mir im Haar
Und Austern auf des Domes Zinnen.

Der Pfaff hier wurde eine Qualle,
Seepferdchen meine Nachbarin.
Der blonde Seestern streckt mir alle
Fünfhundert Fühler zärtlich hin.

Es ist so dunkel, kalt und feucht.
Das Wasser hat uns schon begraben.
Gib deinen warmen Mund – mich deucht,
Nichts bleibt uns als uns lieb zu haben.

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Klabund (1890-1928)

Melancholie

Schau, den Finger in der Nase,
Oder an der Stirn,
Zeitigt manche fette Phrase
Das geölte Hirn.

Warum liebt der die Erotik?
Jener die Zigarrn?
Der die Aeropilotik?
Der den Kaiserschmarrn?

Warum geht’s uns meistens dreckig?
Weshalb schreib ich dies Gedicht?
Warum ist das Zebra fleckig
Und Mariechen nicht?

Dennoch ahnt man irgendwie
Gottes Qualverwandschaft,
Trifft man unerwartet sie
Draußen in der Landschaft.

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Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799)

Der Seelenarzt zu N. an seine Gemeinde

Den ganzen Tag, hör’ ich, sei unter euch die Frage:
Ob ich auch selbst das tue, was ich sage?
Nein! - Ich als Seelenarzt treib’s, wie’s ein Doktor treibt:
Kein Doktor in der Welt verschluckt, was er verschreibt.

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Alfred Lichtenstein (1889-1914)

Die Dämmerung

Ein dicker Junge spielt mit einem Teich.
Der Wind hat sich in einem Baum gefangen.
Der Himmel sieht verbummelt aus und bleich,
Als wäre ihm die Schminke ausgegangen.

Auf lange Krücken schief herabgebückt
Und schwatzend kriechen auf dem Feld zwei Lahme.
Ein blonder Dichter wird vielleicht verrückt.
Ein Pferdchen stolpert über eine Dame.

An einem Fenster klebt ein fetter Mann.
Ein Jüngling will ein weiches Weib besuchen.
Ein grauer Clown zieht sich die Stiefel an.
Ein Kinderwagen schreit und Hunde fluchen.

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Alfred Lichtenstein (1889-1914)

Man hat mich glücklich eingesperrt ...

Man hat mich glücklich eingesperrt,
Dran ist mir nichts gelegen,
Und für total verrückt erklärt
Des Dichtens nämlich wegen.

Denn erstens dicht' ich unerlaubt,
Grob und unmanierlich.
Und zweitens dicht' ich überhaupt
Und drittens zu natürlich.

Und viertens dicht' ich viel zu viel
Und viel zu atheistisch.
Und fünftens sei mein ganzer Stil
Sozusagen mystisch.

Und sechstens sei die Poesie
Von mir durchaus entbehrlich.
Und endlich sei ich ein Genie
Und auch noch sonst gefährlich.

Und achtens sei ich nicht von hier
Und fürchterlich versoffen.
Und deshalb, neuntens, stände mir
Die Gummizelle offen.

Das Urteil ließ mich völlig kalt.
Was sollt' mir denn passieren?
Ganz nett ist dort der Aufenthalt.
Man kann sich konzentrieren.

Die Gummizelle hat Kultur,
Das lässt sich nicht verhehlen.
Was mich betrifft – ich kann sie nur
Zum Dichten sehr empfehlen.

Rein kommt man doch, 's fragt sich nur wann.
Doch eins ist zu beklagen:
Der alte Zellenwärter kann
Das Reimen nicht vertragen.

Denn fange ich zu reimen an,
Dann wird er ungemütlich
Und ruft empört, der alte Mann:
»Nun sein Sie doch bloß friedlich!«

Drum schreib ich Ungereimtes meist
In der Gummizelle
Und was ich sonst mir etwas dreist
Von der Seele pelle.

Auch diese Verse tat ich da
Mir aus der Seele lutschen.
Wem's nicht behagt, der kann mir ja
Den Buckel runterrutschen.

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Christian Morgenstern (1871-1914)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/morgenstern.php

Auf dem Fliegenplaneten

Auf dem Fliegenplaneten,
da geht es dem Menschen nicht gut:
Denn was er hier der Fliege,
die Fliege dort ihm tut.

An Bändern voll Honig kleben
Die Menschen dort allesamt,
und andre sind zu Verleben
in süßliches Bier verdammt.

In einem nur scheinen die Fliegen
Dem Menschen vorauszustehn:
Man bäckt uns nicht in Semmeln,
noch trinkt man uns aus Versehn.

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Christian Morgenstern (1871-1914)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/morgenstern.php

Denkmalswunsch

Setze mir ein Denkmal, eher,
ganz aus Zucker, tief im Meer.

Ein Süßwassersee, zwar kurz,
werd ich dann nach meinem Sturz;

doch so lang, dass Fische, hundert,
nehmen einen Schluck verwundert.

Diese isst in Hamburg und
Bremen dann des Menschen Mund.

Wiederum in eure Kreise
komm ich so auf gute Weise,

während, werd ich Stein und Erz
nur ein Vogel seinen Sterz

oder gar ein Mensch von Wert
seinen Witz auf mich entleert.

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Christian Morgenstern (1871-1914)

Die Brille

Korf liest gerne schnell und viel;
darum widert ihn das Spiel
all des zwölfmal unerbetnen
Ausgewalzten, Breitgetretnen.

Meistes ist in sechs bis acht
Wörtern völlig abgemacht,
und in ebensoviel Sätzen
lässt sich Bandwurmweisheit schwätzen.

Es erfindet drum sein Geist
etwas, was ihn dem entreißt:
Brillen, deren Energien
ihm den Text - zusammenziehen!

Beispielsweise dies Gedicht
läse, so bebrillt, man - nicht!
Dreiunddreißig seinesgleichen
gäben erst - Ein - Fragezeichen!!

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Wilhelm Müller (1794-1827)

Der Dichter, als Prolog

Ich lad' euch, schöne Damen, kluge Herrn,
Und die ihr hört und schaut was Gutes gern,
Zu einem funkelnagelneuen Spiel
Im allerfunkelnagelneusten Stil;
Schlicht ausgedrechselt, kunstlos zugestutzt,
Mit edler deutscher Rohheit aufgeputzt,
Keck wie ein Bursch im Stadtsoldatenstrauß,
Dazu wohl auch ein wenig fromm für's Haus:
Das mag genug mir zur Empfehlung sein,
Wem die behagt, der trete nur herein.
Erhoffe, weil es grad' ist Winterzeit,
Tut euch ein Stündlein hier im Grün nicht Leid;
Denn wisst es nur, dass heut' in meinem Lied
Der Lenz mit allen seinen Blumen blüht.
Im Freien geht die freie Handlung vor,
In reiner Luft, weit von der Städte Tor,
Durch Wald und Feld, in Gründen, auf den Höhn;
Und was nur in vier Wänden darf geschehn,
Das schaut ihr halb durch's offne Fenster an,
So ist der Kunst und euch genug getan.

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