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Kritische Weihnachtsgedichte – Dichter 1 2 · Titel 1 2 · Beliebteste · Neueste

Erich Mühsam (1878-1934)

Weihnachten

Nun ist das Fest der Weihenacht,
das Fest, das alle glücklich macht,
wo sich mit reichen Festgeschenken
Mann, Weib und Greis und Kind bedenken,
wo aller Hader wird vergessen
beim Christbaum und beim Karpfenessen; --
und Groß und Klein und Arm und Reich, --
an diesem Tag ist alles gleich.
So steht's in vielerlei Varianten
in deutschen Blättern. Alten Tanten
und Wickelkindern rollt die Zähre
ins Taschentuch ob dieser Mähre.
Papa liest's der Familie vor,
und alle lauschen und sind Ohr...
Ich sah, wie so ein Zeitungsblatt
ein armer Kerl gelesen hat.
Er hob es auf aus einer Pfütze,
dass es ihm hinterm Zaune nütze.

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Erich Mühsam (1878-1934)

Weihnachtslied

O Tannenbaum, o Tannenbaum -
sechs Zweiglein sind dein Alles.
So klein und dürr - man sieht dich kaum;
du hast in einem Stiefel Raum.
O Tannenbaum, o Tannenbaum, du Sinnbild unsres Dalles!

O Weihnachtsmann, o Weihnachtsmann -
du gehst vorbei ins Weite.
Hast ein zerfetztes Röcklein an,
bringst nichts, was Kinder freuen kann.
OWeihnächtsmann, o Weihnachtsmann,
auch dein Geschäft ist pleite.

O stille Nacht, o heilige Nacht -
in ungeheizter Stube!
Das Christkind hat sich fortgemacht.
Es schläft das Recht, die Feme wacht.
O stille Nacht, o heilige Nacht,
o Wulle und o Kube! +

O Friedensfest, o Liebesfest -
in Not und Angst Millionen! '
Und wer sich's nicht gefallen lässt,
den setzt die Republike fest.
O Friedensfest, o Liebesfest -
meim Rumfutsch oder Bohnen.

O Weihnachtszeit, o selige Zeit -
es hungern selbst die Flöhe. -
Doch ob nach Milch der Säugling schreit,
der Stahlhelmbund steht putschbereit. -
O Weihnachtszeit, o selige Zeit -
Hosianna in der Höhe!

(+ geschrieben 1925; Wulle und Kube waren Deutschnationale.)

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Ludwig Pfau (1821-1894)

Weihnachtslied

Den deutschen Arbeitern in Paris zum Bescherungsfest

Im Kreise froher Weihnachtsgäste
Sei uns gegrüßt, o Lichterbaum!
Verheißung strahlten deine Äste
Manch kindlichem Erlösungstraum.
Doch was wir mild Beschertes fanden,
Wie stolz das Halleluja klingt -
Der Heiland ist noch nicht erstanden,
Der in die Welt die Freiheit bringt.

Wohl folgten, Lieder auf den Lippen,
Die Weisen Bethleh'ms Leuchte gern;
Wohl lag das Kindlein in der Krippen,
Doch war sein Stern ein Wandelstern.
Die heitern Strahlen flohn und schwanden,
Wo schwarzer Wahn die Schleier schlingt –
Der Heiland ist noch nicht erstanden,
Der in die Welt die Freiheit bringt.

Umsonst mit seines Purpurs Falten
Bedeckt der Gott das Büßerkleid:
Die Gnade mag im Himmel walten,
Die Erde braucht Gerechtigkeit.
Die Liebe zwingt mit neuen Banden,
Ob auch die alte Fessel springt –
Der Heiland ist noch nicht erstanden,
Der in die Welt die Freiheit bringt.

Kein Jenseits kann den Helfer senden,
Den Christ säugt jede Mutter groß;
Die Menschheit muss mit eignen Händen
Erkämpfen sich ihr irdisch Los.
Er kommt in rußigen Gewanden,
Der Retter, der die Hölle zwingt –
Der Heiland ist noch nicht erstanden,
Der in die Welt die Freiheit bringt.

Erkenntnis heißt die Bundeslade,
Die Wahrheit gibt und Tugend schafft;
Und Arbeit heißt die Wirkungsgnade,
Die uns erlöst – durch unsre Kraft,
Wann wir den Erbfluch überwanden,
Der Hand und Hirn der Not verdingt –
Dann ist der Heiland auferstanden,
Der in die Welt die Freiheit bringt.

Schon pflanzt der Geist, der Überwinder,
Der Arbeit großen Weihnachtsbaum,
Um den die Völker einst, wie Kinder,
Sich scharen unterm Himmelsraum.
O Weihtag! wann der ob den Landen
Die ries'gen Lichteräste schwingt –
Dann ist in jeder Brust erstanden
Der Heiland, der die Freiheit bringt.

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Hugo Salus (1866-1929)

Christabend

Christabend war's. Ich träumte durch die Gassen,
vom Weihnachtsglanz mein Herz durchglüh'n zu lassen.
Mein Herz war fromm, als ob durch jede Flocke
das Bluten einer wunden Seele stockt.

"Frieden auf Erden und den Menschen allen
Glückseligkeit und stilles Wohlgefallen!"
Da, wie ich ging, zerstörte meine Träume
ein Haufen unverkaufter Weihnachtsbäume.

Sie lagen auf dem Pflaster da, vergessen
und schneebedeckt, als wär ihr Grün vermessen,
als schämten sie sich ihrer hellen Farben,
die doch so gern, um heut zu leuchten, starben.

Gleich einer Gauklerschar, im Wald erfroren,
die tief im Schnee den Weg ins Dorf verloren,
so lagen sie und sah'n aus ihrem Dunkel
rings in den Fenstern strahlendes Gefunkel.

Sie lagen da wie unerfülltes Sehnen,
erträumter Schimmer, ausgelöscht durch Tränen,
wie Leid, das wirr um die Erlösung betet,
wie Kinderjauchzen, das der Hunger tötet.

Sie lagen da, verschüchtert und verbittert,
vom Frost des Elends bis in Mark durchzittert,
den Glanz verfluchend, gleich Millionen Seelen,
in denen heut die Friedenslichter fehlen.

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Ludwig Tieck (1773-1853)

Weihnachten

Wenn herüber zu meinem Garten
Die alten Lieder tönen
Der Pfeifer, die aus dem Gebirge kommend
Jeglich Marienbild mit Weisen grüßen,
So dünk' ich mich in seltsame, ferne
Wunderzeiten entrückt,
Und alte Legenden, und himmlische Sehnsucht,
Zarte Lieb' und große Erinnerung
Quellen aus den rauen, einfachen Tönen.
Tiefer, und inniger
Spricht der Frömmigkeit Wort
Die wunderliche Melodie,
Als in den Kirchen
Der neuen Künstler Wirrwarr,
Die alle Töne keck aufbieten
Um zu heucheln und zu grimassieren,
Und mit weltlichem Prunk
Das Heilige höhnen.

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