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unbekannt

Enricos Werbung

Sybilla, sanft wie eine Taube,
sitzt strickend in der Gartenlaube.
Da naht sich ihr von ungefähr
Enrico, denn er liebt sie sehr;
doch wagt er's nicht hineinzugehn -
bescheiden bleibt er draußen stehn.
Sybilla, sanft wie eine Taube,
strickt weiter in der Laube.
Sie rührt sich nicht. Die Zeit verstreicht.
Das Warten wird ihm gar nicht leicht.
Enrico dreht sich her und hin -
Erweicht denn gar nichts ihren Sinn?
Sie aber strickt noch immer heiter
Ein', zwei, drei Nadeln und so weiter.
Da räuspert er und seufzt sodann:
"Sybilla, hör mich huldreich an!
Ich lieb dich schrecklich, sanfte Taube!
Komm, sei so gut, tritt aus der Laube
und reich mir deine süße Hand,
dann knüpfen wir ein festes Band,
das sich nicht löst in Bier noch Wein -
gib Acht, wir werden glücklich sein!"
Sybilla wiegt ihr Haupt und spricht::
"So schnell, mein Lieber, geht das nicht!
Bevor ich deinen Wunsch kann loben,
muss ich erst deine Treu erproben!" -
"Wie?" klagt der junge Mann,
"du zweifelst wirklich noch daran?"
Wobei ein Tränlein schwer und groß
ihm aus dem linken Auge floss.
Sybilla sprach und sah ihn an:
"An sich wärst du der rechte Mann!
Ja, deine Werbung ging mir nah,
wüsst ich, ob echt die Träne da!
Doch weint nicht auch das Krokodil,
bei dem es doch nur falsches Spiel?
Ha!" rief sie da auf einmal lauter.
"Jetzt weiß ich, was du tun musst, Trauter:
Bring mir ein Krokodil vom Nil,
dann werd ich seine Träne still
hier mit der deinigen vergleichen -
vielleicht kann so mein Zweifel weichen!"
Kaum spricht sie das Gebot noch aus,
eilt er zum Garten schon hinaus
und rennt und keucht und schifft sich ein,
um schnell in Afrika zu sein.
Voll Mut besteht er die Gefahren
und kehrt zurück dann nach drei Jahren
und legt der kleinen sanften Taube
ein Krokodil dicht vor die Laube,
zwickt's in den Schweif, damit es weint,
und wie es nun auch wirklich greint,
weint er zur Prob' mit Duldersinn
daneben selbst ein Tränlein hin.
Durch die Lorgnett' Sybill beschaut,
was beiden aus dem Aug' getaut.
"Ja", spricht sie dann mit sanftem Ton,
"du weintest echt - jetzt seh ich's schon;
indessen dieses falsche Vieh
weint offenbar nur Simili.
Doch war dies erst die halbe Probe.
Bring's nun, damit ich ganz dich lobe,
zurück, wo du's genommen her!
Denn Ordnung liebe ich gar sehr!"
Kaum spricht sie das Gebot noch aus,
eilt er zum Garten schon hinaus
und rennt und keucht und schifft sich ein,
um schnell in Afrika zu sein.
Voll Mut besteht er die Gefahren -
Und kehrt zurück dann nach drei Jahren.
Vom Nilwart weist er ein Attest,
dass er ihr Wort erfüllt aufs Best'.
Sybilla, sanft wie eine Taube,
tritt nunmehr aus der Gartenlaube
und winkt ihm anerkennend zu:
"Du hast's erreicht! Jetzt hast du Ruh!
Ich hab dich unterdes besungen -
grad ist der letzte Ton verklungen!
Fünftausend Socken liegen hier;
der Treu zum Lohn strickt ich sie dir.
Nimm sie! Auch ich bin selber dein.
Komm, sinke in die Arme mein!"
Er tut auch dies gehorsam still...
Im Nil schwimmt froh das Krokodil.

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