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Politische Gedichte – Dichter 1 2 3 · Titel 1 2 3 · Beliebteste · Neueste

Gustav Falke (1853-1916)

Revolution

Sie drängen nach oben,
Die lange geduckt,
Das Haupt erhoben
Wird aufgemuckt;
Wollen auch was haben
Von der Welt Gaben.
Habt lange genug allein gezecht,
Den Wein verteilt mehr schlecht als recht.
Zögernd erst, doch mählich frecher
Tappen sie nach eurem Becher,
Mit groben Fäusten und wenig eben.
Hättet willig ihr gegeben,
Das Tischtuch wäre geblieben rein.
Nun wird verschüttet viel edler Wein,
Vieles verderbt,
Wie Blut gefärbt.

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Achim von Arnim (1781-1831)

Der Welt Herr

Morgenstund hat Gold im Munde,
Denn da kommt die Börsenzeit
Und mit ihr die süße Kunde,
Die des Kaufmanns Herz erfreut:
Was er abends spekulieret
Hat den Kurs heut regulieret.

Eilend ziehen die Kuriere
Mit dem kleinen Kursbericht,
Dass er diese Welt regiere,
Von der andern weiß ich’s nicht:
Zitternd sehn ihn Potentaten
Und es bricht das Herz der Staaten.

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Klabund (1890-1928)

Die Carmagnole

Was will das Proletariat?
Dass keiner zu herrschen hat!
Kein Herr soll befehlen,
Kein Knecht sei zu quälen,
Freiheit! Gleichheit! allen Seelen!

Vorwärts, Brüder, zur Revolution!
Kaltes Blut, heißer Mut!
Vorwärts, es wird gehn,
Wenn wir getreu zusammenstehn.

Was will das Proletariat?
Sich endlich fressen satt.
Nicht mit knurrendem Magen
Für feiste Wänste sich schlagen,
Für sich selbst was wagen.

Was will das Proletariat?
Dass keiner mehr dien als Soldat.
Ewigen Frieden wollen wir
Und die Kugel dem Offizier.
Will leben. Bin Mensch. Kein Hundetier.

Was will das Proletariat?
Für den Bauern Acker und Saat.
Nicht Gutsherr noch Gendarm,
Die machen ihn ärmer als arm.
Land für alle! Alarm! Alarm!

Was will das Proletariat?
Weder Eigentum noch Staat!
Die Tyrannei zu Falle!
Die Erde für alle!
Den Himmel für alle!

Vorwärts, Brüder, zur Revolution!
Kaltes Blut, heißer Mut!
Vorwärts, es wird gehn,
Wenn wir getreu zusammenstehn.

(nach dem französischen Volksgesang von 1792)

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Wersch (geb. 1964), literaturnische.de

"Tag der 'deutschen' Einheit"

Trubel-Jubel
in Kneipen und Festsälen
Fanfaren tönen
Gläserklirren gesetzliche Hymnen
aus allen Bildschirmen und Lautsprechern

Im finstren Park neben
der abgeschraubten Bank
bedeckt mit Fallaub
summt ein Penner
die Internationale

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Heinrich Heine (1797-1856)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/heinrich_heine.php

Weltlauf

Hat man viel, so wird man bald
Noch viel mehr dazubekommen.
Wer nur wenig hat, dem wird
Auch das wenige genommen.

Wenn du aber gar nichts hast,
Ach, so lasse dich begraben –
Denn ein Recht zum Leben, Lump,
Haben nur, die etwas haben.

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Matthias Claudius (1740-1815)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/matthias_claudius.php

An den Tod

An meinem Geburtstage

Lass mich, Tod, lass mich noch leben! –
Sollt ich auch wenig nur nützen,
Werd ich doch weniger schaden,
Als die im Fürstenschoß sitzen
Und üble Anschläge geben,
Und Völkerfluch auf sich laden;
Als die da Rechte verdrehen,
Statt nach den Rechten zu sehen;
Als die da Buße verkünden,
Und häufen Sünden auf Sünden;
Als die da Kranken zu heilen,
Schädliche Mittel erteilen;
Als die da Kriegern befehlen,
Und grausam ihnen befehlen;
Der Helden Kriegskunst nichts nützen,
Um Länder weise zu schützen.
Tod, wenn sich diese nicht bessern,
Nimm sie aus Häusern und Schlössern!
Und wenn du sie nun genommen,
Dann Tod, dann sei mir willkommen.

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Ludwig Thoma (1867-1921)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/thoma.php

Spruchweisheit

Zu Zeiten, da man seine Weisheit nicht
Aus Leitartikeln schöpfte, wo die Alten,
Weil sie das wechselvolle Leben kannten,
Für sehr viel klüger als die Jungen galten,

Zu jenen Zeiten hat sich unser Volk
An guten Regeln einen Schatz gegründet,
Hat an der Väter Klugheit sich gehalten
Und nicht an schönen Reden sich entzündet.

Das war wohl gut so, und ich möchte euch,
Ihr Herrn vom grünen Tisch, ihr Diplomaten,
Von Herzen bitten, bringt sie ab und zu
Zum allerhöchsten Ohr der Potentaten.

In allem halte Maß. Das Wort
Ist wirklich wert, dass man es oft verwende,
Den Kopf behalte kühl und warm den Fuß,
Denn blinder Eifer führt zu schlechtem Ende.

Dann heißt es weiter: Schweigen ist wie Gold,
Die Red' ist silbern, manchmal auch von Bleche,
Es ist nicht nötig und es ist nicht gut,
Dass vor dem Handeln man geschwollen spreche.

Gelingt dir etwas oder scheint es so,
Dann musst du nicht in lauter Freude toben,
Denn nichts Gewisses weiß man nicht, und auch
Soll man den Tag nicht vor dem Abend loben.

Nichts wird so heiß gegessen wie gekocht,
Was dich nicht selber brennt, sollst du nicht blasen,
Man muss nicht überall dabei sein, und
In fremde Töpfe steckt nicht eure Nasen.

Ich wüsste noch so manches kluge Wort,
Doch hab' ich eine Weisheit nicht vergessen,
Die auch die Alten manchmal schon verspürt:
Mit großen Herrn ist nicht gut Kirschen essen.

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Louise Otto (1819-1895)

Im Hirschberger Tal

Es ist wohl eine Freudenthrän'
Mir in das Aug getreten
Als ich die Gegend hier gesehn,
Ein wortlos stilles Beten
Hier, wo die Berge rings herum
Sich heben wie Altäre
So feierlich, so ernst und stumm
So stark zu Gottes Ehre.

Es trägt das Haupt der Koppe Schnee,
Hell schimmert die Kapelle
Es springen von der Berge Höh
Die muntern Wasserfälle;
Die Wiesen sind so frisch und grün,
So schön die dichten Wälder
Und wunderbare Blumen blühn,
Hoch stehn die Saatenfelder.

Mir ist ich sei im Paradies
Wenn ich so ringsum schaue!
Und hingesunken träum ich süß
Auf dufterfüllter Aue.
So traut, so heimlich ist's im Tal,
Und von den Bergen droben
Klingts wie ein Gruß von Rübezahl,
Der seine Stimme erhoben.

Doch weiter setz ich meinen Fuß,
Hin wo die Menschen wohnen
Ich biete ihnen frohen Gruß
Und sie: »Mag's Gott Euch lohnen!«
Das klingt so traurig, schmerzensreich,
Was blickt ihr so zur Erde?
Helf Gott! Du Weib – wie bist Du bleich,
Wie schmerzlich von Gebärde?

In Deine Hütte lass mich sehn –
Da drinn am Webestuhle,
Gestalten voller Jammer stehn
Und klappern mit der Spule.
Die Kinder schreien laut nach Brot,
Die blinde Alte singet
Ein düstres Lied vom Freunde Tod,
Der einst Erlösung bringet.

Es ist wohl eine Schmerzensträn',
Mir in das Aug getreten
Als ich die Menschen hier gesehn,
Ein wortlos stilles Beten,
Bis einen Schrei hervor ich stieß. –
O hört ihn nicht vergebens! –
Die Schlange ist im Paradies
Und frisst vom Baum des Lebens!

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Rainer Maria Rilke (1875-1926)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/rilke.php

Die Könige der Welt sind alt...

Die Könige der Welt sind alt
und werden keine Erben haben.
Die Söhne sterben schon als Knaben,
und ihre bleichen Töchter gaben
die kranken Kronen der Gewalt.

Der Pöbel bricht sie klein zu Geld,
der zeitgemäße Herr der Welt
dehnt sie im Feuer zu Maschinen,
die seinem Wollen grollend dienen;
aber das Glück ist nicht mit ihnen.

Das Erz hat Heimweh. Und verlassen
will es die Münzen und die Räder,
die es ein kleines Leben lehren.
Und aus Fabriken und aus Kassen
wird es zurück in das Geäder
der aufgetanen Berge kehren,
die sich verschließen hinter ihm.

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Nikolaus Lenau (1802-1850)

Abschied

Lied eines Auswandernden

Sei mir zum letztenmal gegrüßt,
Mein Vaterland, das, feige dumm,
Die Ferse dem Despoten küsst
Und seinem Wink gehorchet stumm.

Wohl schlief das Kind in deinem Arm;
Du gabst, was Knaben freuen kann;
Der Jüngling fand ein Liebchen warm;
Doch keine Freiheit fand der Mann.

Im Hochland streckt der Jäger sich
Zu Boden schnell, wenn Wildesschar
Heran sich stürzet fürchterlich;
Dann schnaubt vorüber die Gefahr:

Mein Vaterland, so sinkst du hin,
Rauscht deines Herrschers Tritt heran,
Und lässest ihn vorüberziehn
Und hältst den bangen Atem an. –

Fleug, Schiff, wie Wolken durch die Luft,
Hin, wo die Götterflamme brennt!
Meer, spüle mir hinweg die Kluft,
Die von der Freiheit noch mich trennt!

Du neue Welt, du freie Welt,
An deren blütenreichem Strand
Die Flut der Tyrannei zerschellt,
Ich grüße dich, mein Vaterland!

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Georg Weerth (1822-1856)

Das Hungerlied

Verehrter Herr und König,
Weißt du die schlimme Geschicht?
Am Montag aßen wir wenig,
Und am Dienstag aßen wir nicht.

Und am Mittwoch mussten wir darben,
Und am Donnerstag litten wir Not;
Und ach, am Freitag starben
Wir fast den Hungertod!

Drum lass am Samstag backen
Das Brot, fein säuberlich –
Sonst werden wir sonntags packen
Und fressen, o König, dich!

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Klabund (1890-1928)

Deutsches Volkslied

Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
Dass ich so traurig bin.
Und Friede, Friede überall,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Kaiser Rotbart im Kyffhäuser saß
An der Wand entlang, an der Wand.
Wer nie sein Brot mit Tränen aß,
Bist du, mein Bayernland!

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Ich rate dir gut, mein Sohn!
Urahne, Großmutter, Mutter und Kind
Vom Rossbachbataillon.

O selig, o selig, ein Kind noch zu sein,
Von der Wiege bis zur Bahr'!
Mariechen saß auf einem Stein,
Sie kämmte ihr goldenes Haar.

Sie kämmt's mit goldnem Kamme,
Wie Zieten aus dem Busch.
Sonne, du klagende Flamme:
Husch! Husch!

Der liebe Gott geht durch den Wald,
Von der Etsch bis an den Belt,
Dass lustig es zum Himmel schallt:
Fahr' wohl, du schöne Welt!

Der schnellste Reiter ist der Tod,
Mit Juppheidi und Juppheida.
Stolz weht die Flagge schwarzweißrot.
Hurra, Germania!

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Ludwig Thoma (1867-1921)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/thoma.php

Lied der Großindustriellen

Wir lieben dieses Vaterland!
Doch fesselt uns ein schön’res Band
Viel stärker, unvergleichlich zäh
Ans Portemonnaie.

Die Treue unserm Königshaus,
Wir hängen sie beim Sekt heraus,
Indes noch immer hat das Prae
Das Portemonnaie.

An Gott im Himmel glauben wir.
Wär Er dem Volk nicht mehr 's Panier,
Wer wüsste dann, was wohl geschäh’
Dem Portemonnaie?

So lebt sich’s gut bei dem System,
Wir ändern es auch je nachdem,
Wenn man wo einen Vorteil säh’
Fürs Portemonnaie.

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Erich Mühsam (1878-1934)

Erziehung

Der Vater zu dem Sohne spricht:
Zum Herz- und Seelengleichgewicht,
zur inneren Zufriedenheit
und äußeren Behaglichkeit
und zur geregelten Verdauung
bedarf es einer Weltanschauung.
Mein Sohn, du bist nun alt genug.
Das Leben macht den Menschen klug,
die Klugheit macht den Menschen reich,
der Reichtum macht uns Herrschern gleich,
und herrschen juckt uns in den Knöcheln
vom Kindesbein bis zum Verröcheln.
Und sprichst du: Vater, es ist schwer.
Wo nehm ich Geld und Reichtum her?
So merk: Sei deines Nächsten Gast!
Pump von ihm, was du nötig hast.
Sei's selbst sein letzter Kerzenstumpen -
besinn dich nicht, auch den zu pumpen.
Vom Pumpen lebt die ganze Welt.
Glück ist und Ruhm auf Pump gestellt.
Der Reiche pumpt den Armen aus,
vom Armen pumpt auch noch die Laus,
und drängst du dich nicht früh zur Krippe,
das Fell zieht man dir vom Gerippe.
Drum pump, mein Sohn, und pumpe dreist!
Pump anderer Ehr, pump anderer Geist.
Was andere schufen, nenne dein!
Was andere haben, steck dir ein!
Greif zu, greif zu! Gott wird's dir lohnen.
Hoch wirst du ob der Menschheit thronen!

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Justinus Kerner (1786-1862)

Der Zopf im Kopfe

Einst hat man das Haar frisiert,
Hat’s gepudert und geschmiert,
Dass es stattlich glänze,
Steif die Stirne begrenze.

Nun lässt schlicht man wohl das Haar,
Doch dafür wird wunderbar
Das Gehirn frisieret,
Meisterlich dressieret.

Auf dem Kopfe die Frisur,
Ist sie wohl ganz Unnatur,
Scheint mir doch passabel,
Nicht so miserabel,

Als jetzt im Gehirn der Zopf,
Als jetzt die Frisur im Kopf,
Puder und Pomade
Im Gehirn! – Gott Gnade!

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