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Joseph von Eichendorff (1788-1857)
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Ostern
Vom Münster Trauerglocken klingen,
Vom Tal ein Jauchzen schallt herauf.
Zur Ruh sie dort dem Toten singen,
Die Lerchen jubeln: wache auf!
Mit Erde sie ihn still bedecken,
Das Grün aus allen Gräbern bricht,
Die Ströme hell durchs Land sich strecken,
Der Wald ernst wie in Träumen spricht,
Und bei den Klängen, Jauchzen, Trauern,
So weit ins Land man schauen mag,
Es ist ein tiefes Frühlingsschauern
Als wie ein Auferstehungstag.
 
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Psalm Davids
Psalm 8
HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen, du, den man lobt im Himmel!
Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hast du eine Macht zugerichtet um deiner Feinde willen, dass du vertilgest den Feind und den Rachgierigen.
Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast:
was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschenkind, dass du sich seiner annimmst?
Du hast ihn wenig niedriger gemacht denn Gott, und mit Ehre und Schmuck hast du ihn gekrönt.
Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk; alles hast du unter seine Füße getan:
Schafe und Ochsen allzumal, dazu auch die wilden Tiere,
die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer und was im Meer geht.
HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen!
(Psalm Nr. 8, Vers 2-10; aus dem Hebräischen von Martin Luther, revidiert 1912)
 
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Novalis (1772-1801)
Sehnsucht nach dem Tode
Hinunter in der Erde Schoß,
        Weg aus des Lichtes Reichen,
        Der Schmerzen Wut und wilder Stoß
        Ist froher Abfahrt Zeichen.
        Wir kommen in dem engen Kahn
        Geschwind am Himmelsufer an.
        Gelobt sei uns die ewge Nacht,
        Gelobt der ewge Schlummer.
        Wohl hat der Tag uns warm gemacht,
        Und welk der lange Kummer.
        Die Lust der Fremde ging uns aus,
        Zum Vater wollen wir nach Haus.
        Was sollen wir auf dieser Welt
        Mit unsrer Lieb' und Treue.
        Das Alte wird hintangestellt,
        Was soll uns dann das Neue.
        O! einsam steht und tiefbetrübt,
        Wer heiß und fromm die Vorzeit liebt.
        Die Vorzeit wo die Sinne licht
        In hohen Flammen brannten,
        Des Vaters Hand und Angesicht
        Die Menschen noch erkannten.
        Und hohen Sinns, einfältiglich
        Noch mancher seinem Urbild glich.
        Die Vorzeit, wo noch blütenreich
        Uralte Stämme prangten,
        Und Kinder für das Himmelreich
        nach Qual und Tod verlangten.
        Und wenn auch Lust und Leben sprach,
        Doch manches Herz für Liebe brach.
        Die Vorzeit, wo in Jugendglut
        Gott selbst sich kundgegeben
        Und frühem Tod in Liebesmut
        Geweiht sein süßes Leben.
        Und Angst und Schmerz nicht von sich trieb,
        Damit er uns nur teuer blieb.
        Mit banger Sehnsucht sehn wir sie
        In dunkle Nacht gehüllet,
        In dieser Zeitlichkeit wird nie
        Der heiße Durst gestillet.
        Wir müssen nach der Heimat gehn,
        Um diese heilge Zeit zu sehn.
        Was hält noch unsre Rückkehr auf,
Die Liebsten ruhn schon lange.
        Ihr Grab schließt unsern Lebenslauf,
        Nun wird uns weh und bange.
        Zu suchen haben wir nichts mehr –
        Das Herz ist satt – die Welt ist leer.
        Unendlich und geheimnisvoll
        Durchströmt uns süßer Schauer –
        Mir däucht, aus tiefen Fernen scholl
        Ein Echo unsrer Trauer.
        Die Lieben sehnen sich wohl auch
        Und sandten uns der Sehnsucht Hauch.
        Hinunter zu der süßen Braut,
        Zu Jesus, dem Geliebten –
        Getrost, die Abenddämmrung graut
        Den Liebenden, Betrübten.
        Ein Traum bricht unsre Banden los
        Und senkt uns in des Vaters Schoß.
 
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Andreas Gryphius (1616-1664)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/andreas_gryphius.php
Über die Geburt Jesu
Nacht, mehr denn lichte Nacht! Nacht, lichter als der Tag,
Nacht, heller als die Sonn', in der das Licht geboren,
Das Gott, der Licht, in Licht wohnhaftig, ihm erkoren:
O Nacht, die alle Nächt' und Tage trotzen mag!
O freudenreiche Nacht, in welcher Ach und Klag,
Und Finsternis, und was sich auf die Welt verschworen
Und Furcht und Höllen-Angst und Schrecken ward verloren.
Der Himmel bricht! doch fällt nun mehr kein Donnerschlag.
Der Zeit und Nächte schuf, ist diese Nacht ankommen!
Und hat das Recht der Zeit, und Fleisch an sich genommen!
Und unser Fleisch und Zeit der Ewigkeit vermacht.
Der Jammer trübe Nacht, die schwarze Nacht der Sünden
Des Grabes Dunkelheit, muss durch die Nacht verschwinden.
Nacht lichter als der Tag; Nacht mehr denn lichte Nacht!
 
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Friedrich Spee (1591-1635)
Von Christi Fronleichnam
Mein Zung erkling
            Und fröhlich sing
                    Von Christi Leichnam zart,
            Auch von dem Blut,
            Das uns zu gut
                    Am Kreuz vergossen ward,
            Das genommen
            Und herkommen
                    Von jungfräulicher Art.
            Ein Jungfrau schon
            Uns Gottes Sohn
                    Zu Bethlehem gebar,
            Der unbeschwert
            Die Welt gelehrt,
                    Lebt drei und dreißig Jahr.
            Bald gefangen,
            Zum Tod gangen,
                    Wie prophezeiet war.
            Vor seinem Tod
            Und letzten Not
                    In diesem Jammertal,
            Zu Tisch er saß,
            Das Lämmlein aß,
                    In einem großen Saal,
            Da er eben
            Sich selbst geben,
                    Zur Speis im Abendmahl.
            Das Worte sein
            Aus Brot und Wein
                    Macht Fleisch und Blut behänd,
            Er da handlet,
            Kräftig wandlet,
                    Brot ward in Fleisch verwend,
            Gleiche Krafte,
            Aus Wein schaffte
                    Das Blut im Sakrament.
            O Christ hab acht
            Und wohl betracht,
                    Was Christus hie getan,
            Durch Christi Wort,
            An allem Ort,
                    Dasselb der Priester kann,
            Wie befohlen,
            Zu erholen,
                    Die Schrift zeigt klärlich an.
            Lob, Preis und Ehr,
            Je mehr und mehr,
                    Sei Christo weit und breit.
            Ihn preis und preis
            Um diese Speis,
                    O liebe Christenheit.
            Diese Gaben,
            Die wir haben,
                    Wohl brauch zur Seligkeit.
                            Amen.
 
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Novalis (1772-1801)
Wenn ich ihn nur habe...
Wenn ich ihn nur habe,
            Wenn er mein nur ist,
            Wenn mein Herz bis hin zum Grabe
            Seine Treue nie vergisst:
            Weiß ich nichts von Leide,
            Fühle nichts, als Andacht, Lieb’ und Freude.
            Wenn ich ihn nur habe,
            Lass’ ich alles gern,
            Folg’ an meinem Wanderstabe
            Treugesinnt nur meinem Herrn;
            Lasse still die Andern
            Breite, lichte, volle Straßen wandern.
            Wenn ich ihn nur habe,
            Schlaf’ ich fröhlich ein,
            Ewig wird zu süßer Labe
            Seines Herzens Flut mir sein,
            Die mit sanftem Zwingen
            Alles wird erweichen und durchdringen.
            Wenn ich ihn nur habe,
            Hab’ ich auch die Welt;
            Selig, wie ein Himmelsknabe,
            Der der Jungfrau Schleier hält.
            Hingesenkt im Schauen
            Kann mir vor dem Irdischen nicht grauen.
            Wo ich ihn nur habe,
            Ist mein Vaterland;
            Und es fällt mir jede Gabe
            Wie ein Erbteil in die Hand;
            Längst vermisste Brüder
            Find' ich nun in seinen Jüngern wieder.
 
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