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Horst Winkler
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Hochzeitseinladung
Hochwerte Frauen, kühne Ritter
Alleinsein ist auf Dauer bitter
Doch dem, der holder Minne frönt
Und wem die schönste Gunst vergönnt
Dem ist das Erdensein verschönt
Und ewiglich von Glück gekrönt
So Recken und ihr Edelfrauen
Kömmt alle um euch zu erbauen
An köstlichem Getränk und Speisen
Die man nicht müde wird zu preisen
So schmauset, bechert und frohlocket
Ein Narr, wer da zu Hause hocket
Gewandet euch, wie es sich ziemt
Recht ritterlich und abgestimmt
Vermerket wohl den Ort, die Stund´
Und gebt uns bitte tunlichst Kund
Wes Anblick uns daselbst erfreut
Und wer sich andernorts zerstreut
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Heinrich Heine (1797-1856)
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Kleines Volk
In einem Pisspott kam er geschwommen,
Hochzeitlich geputzt, hinab den Rhein.
Und als er nach Rotterdam gekommen,
Da sprach er: "Juffräuken, willst du mich frein?
Ich führe dich, geliebte Schöne,
Nach meinem Schloss, ins Brautgemach;
Die Wände sind eitel Hobelspäne,
Aus Häckerling besteht das Dach.
Da ist es so puppenniedlich und nette,
Da lebst du wie eine Königin!
Die Schale der Walnuss ist unser Bette,
Von Spinnweb sind die Laken drin.
Ameiseneier, gebraten in Butter,
Essen wir täglich, auch Würmchengemüs',
Und später erb ich von meiner Frau Mutter
Drei Nonnenfürzchen, die schmecken so süß.
Ich habe Speck, ich habe Schwarten,
Ich habe Fingerhüte voll Wein,
Auch wächst eine Rübe in meinem Garten,
Du wirst wahrhaftig glücklich sein!"
Das war ein Locken und ein Werben!
Wohl seufzte die Braut: "Ach Gott! ach Gott!"
Sie war wehmütig, wie zum Sterben -
Doch endlich stieg sie hinab in den Pott.
Sind Christenleute oder Mäuse
Die Helden des Lieds? Ich weiß es nicht mehr.
Im Beverland hört ich die schnurrige Weise,
Es sind nun dreißig Jahre her.
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Eduard Mörike (1804-1875)
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Meines Vetters Brautfahrt
Freut er sich denn auch ein wenig, die künftige Braut zu begrüßen?
Aber wo bleibt er so lang? Sagt ihm, die Kutsche sei da! -
Droben im Bett noch liegt er, verdrießlich, und lieset in Schellers
Lexikon! Als ich ihn schalt, rief er halb grimmig: "Nun ja,
Gebt mir andere Strümpf! die haben Löcher - ach freilich
Eine Frau muss ins Haus, die mich von Fuß auf kuriert!"
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Fred Endrikat (1890-1942)
Nach meiner ersten Scheidung
Wenn man bedenkt, wie weise, wunderbar und fein
die Weltenordnung schirmt den heilg'gen Ehebund!
Zu deiner Scheidung muss ein Grund vorhanden sein,
doch bei der Heirat glaubt man dir auch ohne Grund.
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Heinrich Heine (1797-1856)
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Und bist du erst...
Und bist du erst mein eh’lich Weib,
Dann bist du zu beneiden,
Dann lebst du in lauter Zeitvertreib,
In lauter Pläsier und Freuden.
Und wenn du schiltst und wenn du tobst,
Ich werd es geduldig leiden;
Doch wenn du meine [Verse] nicht lobst,
Lass ich mich von dir scheiden.
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Wilhelm Busch (1832-1908)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/wilhelm_busch.php
Vater werden ist nicht schwer…
Vater werden ist nicht schwer,
Vater sein dagegen sehr.
Ersteres wird gern geübt,
weil es allgemein beliebt.
Selbst der Lasterhafte zeigt,
dass er gar nicht abgeneigt;
nur er will mit seinen Sünden
keinen guten Zweck verbinden,
sondern, wenn die Kosten kommen,
fühlet er sich angstbeklommen.
Dieserhalb besonders scheut
er die fromme Geistlichkeit,
denn ihm sagt ein stilles Grauen:
das sind Leute, welche trauen.
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Ludwig Uhland (1787-1862)
Verspätetes Hochzeitlied
Die Muse fehlt nicht selten,
Wenn man sie eben will;
Sie schweift in fernen Welten,
Und nirgends hält sie still.
Die Schwärmerin verträumet
Gar oft den Glockenschlag,
Was sag ich? Sie versäumet
Selbst einen Hochzeittag.
So auch zu eurem Feste
Erscheinet sie zu spät
Und bittet nun aufs Beste
Dass ihr sie nicht verschmäht.
Des schönsten Glückes Schimmer
Erglänzt euch eben dann,
Wenn man euch jetzt und immer
Ein Brautlied singen kann.
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Kurt Tucholsky (1890-1935)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/kurt_tucholsky.php
Versunkenes Träumen
Lieblich ruht der Busen, auf dem Tisch,
jener Jungfrau, welche rosig ist und frisch.
Ach, er ist so kugelig und gerundet,
dass er mir schon in Gedanken mundet.
Heil und Sieg dereinst dem feinen Knaben,
dem es freisteht, sich daran zu laben.
Jener wird erst stöhnen und sich recken;
aber nachher bleibt er sicher stecken.
Heirat, Kinder und ein häusliches Frangssäh -
nichts von Liebesnacht und jenem Kanapee...
Ich hingegen sitz bei ihren Brüsten,
und - gedanklich - dient sie meinen Lüsten.
Doch dann steh ich auf und schlenkre froh mein Bein,
schiebe ab,
bin frei -
und lasse Jungfer Jungfer sein.
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Friedrich von Hagedorn (1708-1754)
Zu meiner Zeit...
Zu meiner Zeit, zu meiner Zeit
war noch in Ehen Einigkeit.
Jetzt darf der Mann uns fast gebieten,
Uns widersprechen und uns hüten,
Wo man mit Freunden sich erfreut.
O schlimme Zeit, o schlimme Zeit!
Mit dieser Neuerung im Lande,
Mit diesem Fluch im Ehestande
Hat ein Komet uns längst bedräut.
O schlimme Zeit, o schlimme Zeit!
(Ausschnitt; zum kompletten Text.)
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