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Satiren und Grotesken – Dichter 1 2 3 · Titel 1 2 3 · Beliebteste · Neueste

Christian Morgenstern (1871-1914)

Die Brille

Korf liest gerne schnell und viel;
darum widert ihn das Spiel
all des zwölfmal unerbetnen
Ausgewalzten, Breitgetretnen.

Meistes ist in sechs bis acht
Wörtern völlig abgemacht,
und in ebensoviel Sätzen
lässt sich Bandwurmweisheit schwätzen.

Es erfindet drum sein Geist
etwas, was ihn dem entreißt:
Brillen, deren Energien
ihm den Text - zusammenziehen!

Beispielsweise dies Gedicht
läse, so bebrillt, man - nicht!
Dreiunddreißig seinesgleichen
gäben erst - Ein - Fragezeichen!!

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Alfred Lichtenstein (1889-1914)

Die Dämmerung

Ein dicker Junge spielt mit einem Teich.
Der Wind hat sich in einem Baum gefangen.
Der Himmel sieht verbummelt aus und bleich,
Als wäre ihm die Schminke ausgegangen.

Auf lange Krücken schief herabgebückt
Und schwatzend kriechen auf dem Feld zwei Lahme.
Ein blonder Dichter wird vielleicht verrückt.
Ein Pferdchen stolpert über eine Dame.

An einem Fenster klebt ein fetter Mann.
Ein Jüngling will ein weiches Weib besuchen.
Ein grauer Clown zieht sich die Stiefel an.
Ein Kinderwagen schreit und Hunde fluchen.

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Jakob von Hoddis (1887-1942)

Draußen

Die Sommernacht ist schwer nur zu ertragen!
Vier Herren gehen mit abgeknöpftem Kragen.
Ein Lackbeschuhter stelzt der Schnepse nach ...
Da polterts her - ein langgedehnter Krach:
Der Donner
Au!
Ist die Reklame plump,
Blitz!
Ein feiner Mensch liebt nicht den lauten Mumpitz!
Das klingt ja ganz als ob der dicke nackte
Weltgeist
Ganz vertrackte Katarakte im Takte kackte.

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Adelbert von Chamisso (1781-1838)

Eid der Treue

Misstrauest, Liebchen, du der flücht'gen Stunde,
Des Augenblickes Lust?
Bist Brust an Brust du nicht, und Mund an Munde,
Der Ewigkeit bewusst?

Ich soll nur dir, und ewig dir gehören;
Du willst darauf ein Pfand:
Wohlan! ich will's mit kräft'gem Eid beschwören,
Ich hebe meine Hand:

Ich schwör's, elftausend heilige Jungfrauen,
Bei eurem keuschen Bart;
Bei Jakobs Leitersprosse, die zu schauen
In Mailand wird bewahrt;

Ich schwör es noch, zu mehrerem Gewichte -
Ein unerhörter Schwur! -
Beim Vorwort zu des Kaisers Karl Geschichte,
Und bei des Windes Spur;

Beim Schnee, der auf dem Libanon gefallen
Im letzt vergangnen Jahr;
Bei Nihil, Nemo, und dem andern allen,
Eid der Treue

Misstrauest, Liebchen, du der flücht'gen Stunde,
Des Augenblickes Lust?
Bist Brust an Brust du nicht, und Mund an Munde,
Der Ewigkeit bewusst?

Ich soll nur dir, und ewig dir gehören;
Du willst darauf ein Pfand:
Wohlan! ich will's mit kräft'gem Eid beschwören,
Ich hebe meine Hand:

Ich schwör's, elftausend heilige Jungfrauen,
Bei eurem keuschen Bart;
Bei Jakobs Leitersprosse, die zu schauen
In Mailand wird bewahrt;

Ich schwör es noch, zu mehrerem Gewichte -
Ein unerhörter Schwur! -
Beim Vorwort zu des Kaisers Karl Geschichte,
Und bei des Windes Spur;

Beim Schnee, der auf dem Libanon gefallen
Im letzt vergangnen Jahr;
Bei Nihil, Nemo, und dem andern allen,
Was nie sein wird noch war.

Und falls ich dennoch jemals untreu würde,
Vergäße jemals dein,
So soll mein Eid verbleiben ohne Würde,
Und ganz unbündig sein.

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Gottfried August Bürger (1747-1794)

Ein Casus Anatomicus

Der Kaufmann Harpax starb; sein Leichnam ward sezieret;
Und als man überall dem Übel nachgespüret,
So kam man auch aufs Herz, und sieh! Er hatte keins:
Da, wo sonst dieses schlägt, fand man das Einmaleins.

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unbekannt

Enricos Werbung

Sybilla, sanft wie eine Taube,
sitzt strickend in der Gartenlaube.
Da naht sich ihr von ungefähr
Enrico, denn er liebt sie sehr;
doch wagt er's nicht hineinzugehn -
bescheiden bleibt er draußen stehn.
Sybilla, sanft wie eine Taube,
strickt weiter in der Laube.
Sie rührt sich nicht. Die Zeit verstreicht.
Das Warten wird ihm gar nicht leicht.
Enrico dreht sich her und hin -
Erweicht denn gar nichts ihren Sinn?
Sie aber strickt noch immer heiter
Ein', zwei, drei Nadeln und so weiter.
Da räuspert er und seufzt sodann:
"Sybilla, hör mich huldreich an!
Ich lieb dich schrecklich, sanfte Taube!
Komm, sei so gut, tritt aus der Laube
und reich mir deine süße Hand,
dann knüpfen wir ein festes Band,
das sich nicht löst in Bier noch Wein -
gib Acht, wir werden glücklich sein!"
Sybilla wiegt ihr Haupt und spricht::
"So schnell, mein Lieber, geht das nicht!
Bevor ich deinen Wunsch kann loben,
muss ich erst deine Treu erproben!" -
"Wie?" klagt der junge Mann,
"du zweifelst wirklich noch daran?"
Wobei ein Tränlein schwer und groß
ihm aus dem linken Auge floss.
Sybilla sprach und sah ihn an:
"An sich wärst du der rechte Mann!
Ja, deine Werbung ging mir nah,
wüsst ich, ob echt die Träne da!
Doch weint nicht auch das Krokodil,
bei dem es doch nur falsches Spiel?
Ha!" rief sie da auf einmal lauter.
"Jetzt weiß ich, was du tun musst, Trauter:
Bring mir ein Krokodil vom Nil,
dann werd ich seine Träne still
hier mit der deinigen vergleichen -
vielleicht kann so mein Zweifel weichen!"
Kaum spricht sie das Gebot noch aus,
eilt er zum Garten schon hinaus
und rennt und keucht und schifft sich ein,
um schnell in Afrika zu sein.
Voll Mut besteht er die Gefahren
und kehrt zurück dann nach drei Jahren
und legt der kleinen sanften Taube
ein Krokodil dicht vor die Laube,
zwickt's in den Schweif, damit es weint,
und wie es nun auch wirklich greint,
weint er zur Prob' mit Duldersinn
daneben selbst ein Tränlein hin.
Durch die Lorgnett' Sybill beschaut,
was beiden aus dem Aug' getaut.
"Ja", spricht sie dann mit sanftem Ton,
"du weintest echt - jetzt seh ich's schon;
indessen dieses falsche Vieh
weint offenbar nur Simili.
Doch war dies erst die halbe Probe.
Bring's nun, damit ich ganz dich lobe,
zurück, wo du's genommen her!
Denn Ordnung liebe ich gar sehr!"
Kaum spricht sie das Gebot noch aus,
eilt er zum Garten schon hinaus
und rennt und keucht und schifft sich ein,
um schnell in Afrika zu sein.
Voll Mut besteht er die Gefahren -
Und kehrt zurück dann nach drei Jahren.
Vom Nilwart weist er ein Attest,
dass er ihr Wort erfüllt aufs Best'.
Sybilla, sanft wie eine Taube,
tritt nunmehr aus der Gartenlaube
und winkt ihm anerkennend zu:
"Du hast's erreicht! Jetzt hast du Ruh!
Ich hab dich unterdes besungen -
grad ist der letzte Ton verklungen!
Fünftausend Socken liegen hier;
der Treu zum Lohn strickt ich sie dir.
Nimm sie! Auch ich bin selber dein.
Komm, sinke in die Arme mein!"
Er tut auch dies gehorsam still...
Im Nil schwimmt froh das Krokodil.

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Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/goethe.php

Epiphaniasfest

Die heiligen drei König' mit ihrem Stern,
sie essen, sie trinken, und bezahlen nicht gern;
sie essen gern, sie trinken gern,
sie essen, trinken und bezahlen nicht gern.

Die heilgen drei König' sind gekommen allhier,
es sind ihrer drei und sind nicht ihrer vier;
und wenn zu dreien der vierte wär,
so wär ein heilger drei König mehr.

Ich erster bin der weiß' und auch der schön',
bei Tage solltet ihr mich erst sehn!
Doch ach, mit allen Spezerein
werd ich sein Tag kein Mädchen mir erfreun.

Ich aber bin der braun' und bin der lang',
bekannt bei Weibern wohl und bei Gesang.
Ich bringe Gold statt Spezerein,
da werd ich überall willkommen sein.

Ich endlich bin der schwarz' und bin der klein',
und mag auch wohl einmal recht lustig sein.
Ich esse gern ich trinke gern,
ich esse, trinke und bedank mich gern.

Die heilgen drei König' sind wohlgesinnt,
sie suchen die Mutter und das Kind;
der Joseph fromm sitzt auch dabei,
der Ochs und Esel liegen auf der Streu.

Wir bringen Myrrhen, wir bringen Gold,
dem Weihrauch sind die Damen hold;
und haben wir Wein von gutem Gewächs,
so trinken wir drei so gut als ihrer sechs.

Da wir nun hier schöne Herrn und Fraun,
aber keine Ochsen und Esel schaun;
so sind wir nicht am rechten Ort
und ziehen unseres Weges weiter fort.

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Fred Endrikat (1890-1942)

Frühling ist's

Frühling ist's! Die Hennen glucksen
Veilchen raus - und weiße Buxen.
Frauen schnüren sich geringer,
und der Bauer schiebt den Dünger.
Fliegen klettern unverdrossen
auf den Nasensommersprossen.
Ringsum blüht's an allen Hecken -
und es riecht aus den Ap'theken.
Ich steck mir voll Übermut
'nen Sonnenstrahl an meinen Hut.
Freudig jubeln und frohlocken
Kirchen-, Kuh- und Käseglocken.
Frühling wird's mit Vehemenz.
Auf grünen Filzpantoffeln naht der Lenz!

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Joachim Ringelnatz (1883-1934)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/ringelnatz.php

Fußball (nebst Abart und Ausartung)

Der Fußballwahn ist eine Krank-
heit, aber selten, Gott sei Dank!
Ich kenne wen, der litt akut
an Fußballwahn und Fußballwut.
Sowie er einen Gegenstand
in Kugelform und ähnlich fand,
so trat er zu und stieß mit Kraft
ihn in die bunte Nachbarschaft.
Ob es ein Schwalbennest, ein Tiegel,
ein Käse, Globus oder Igel,
ein Krug, ein Schmuckwerk am Altar,
ein Kegelball, ein Kissen war,
und wem der Gegenstand gehörte,
das war etwas, was ihn nicht störte.
Bald trieb er eine Schweineblase,
bald steife Hüte durch die Straße.
Dann wieder mit geübtem Schwung
stieß er den Fuß in Pferdedung.
Mit Schwamm und Seife trieb er Sport.
Die Lampenkuppel brach sofort.
Das Nachtgeschirr flog zielbewußt
der Tante Berta an die Brust.
Kein Abwehrmittel wollte nützen,
nicht Stacheldraht in Stiefelspitzen,
noch Puffer, außen angebracht.
Er siegte immer, 0 zu 8,
und übte weiter frisch, fromm, frei
mit Totenkopf und Straußenei.
Erschreckt durch seine wilden Stöße,
gab man ihm nie Kartoffelklöße.
Selbst vor dem Podex und den Brüsten
der Frau ergriff ihn ein Gelüsten,
was er jedoch als Mann von Stand
aus Höflichkeit meist überwand.
Dagegen gab ein Schwartenmagen
dem Fleischer Anlaß zum Verklagen.
Was beim Gemüsemarkt geschah,
kommt einer Schlacht bei Leipzig nah.
Da schwirrten Äpfel, Apfelsinen
durch Publikum wie wilde Bienen.
Da sah man Blutorangen, Zwetschen
an blassen Wangen sich zerquetschen.
Das Eigelb überzog die Leiber,
ein Fischkorb platzte zwischen Weiber.
Kartoffeln spritzten und Zitronen.
Man duckte sich vor den Melonen.
Dem Krautkopf folgten Kürbisschüsse.
Dann donnerten die Kokosnüsse.
Genug! Als alles dies getan,
griff unser Held zum Größenwahn.
Schon schäkernd mit der U-Boots-Mine,
besann er sich auf die Lawine.
Doch als pompöser Fußballstößer
Fand er die Erde noch viel größer.
Er rang mit mancherlei Problemen.
Zunächst: Wie soll man Anlauf nehmen?
Dann schiffte er von dem Balkon
sich ein in einen Luftballon.
Und blieb von da an in der Luft,
verschollen. Hat sich selbst verpufft. --
Ich warne euch, ihr Brüder Jahns,
vor dem Gebrauch des Fußballwahns!

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Gottfried Keller (1819-1890)

Ghasel

Seht den Poet, der immerdar erzählt von Lerchensang,
Wie er nun bald drei Dutzend schon gebratner Lerchen schlang!
Bei Sonnenaufgang, als der Tag in Blau und Gold erglüht',
Da war es, dass sein Morgenlied vom Lob der Lerchen klang;
Und nun bei Sonnenuntergang mit seinem Gabelspieß
Er sehnend in die Liederbrust gebratner Lerchen drang!
Das heiß ich die Natur verstehn, allseitig, tief und kühn,
Wenn also auf und nieder sich sein Tag mit Lerchen schwang!

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Joachim Ringelnatz (1883-1934)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/ringelnatz.php

Heimweg

Babette starb – noch vor erhoffter Zeit. –
Bei ihrer Nichte stand ein Sarg bereit.
Und diese Nichte fuhr mit ihrem Gatten
Nebst Leiche und mit Höchstgeschwindigkeit
Im Leichenauto zum Bestatten.

Doch was kommt in Berlin nicht alles vor;
Und eben deshalb hatte der Chauffeur
In einem Ladenfenster links am Brandenburger Tor
Malheur.

Aus Autotrümmern, Scherben und Korsetten
Zog man Chauffeur, nebst Nichte, nebst Gemahl ganz tot hervor.

Die Leiche nur (wir sprechen von Babetten)
Vermochte sich zu retten.
Da sie zum Glück nur scheintot wesen war,
Ging sie jetzt heim und lächelte sogar.

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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

Heugabel und Besenstiel

Heugabel und Besenstiel,
Die wollten sich vermählen;
Da gab's im ganzen Land gar viel
Und mancherlei zu erzählen.

Was ist das für ein Paar!
Wie die zusammen passen!
Er ist zu Haus das ganze Jahr,
Sie draußen auf Wegen und Gassen.

Er denkt an Stub' und Flur,
Und sie an Ochsen und Pferde;
Sie strebet nach dem Hohen nur,
Und er bleibt auf der Erde.

Bei Frühlingssonnenschein
Will sie ihr Amt nur führen;
Er aber muss Jahr aus Jahr ein,
Er muss sich immer rühren,

Doch als die Trauung war,
Da wurden die Mäuler stille;
Heugabel und Besenstiel blieb ein Paar,
I nun, es war ihr Wille.

Heißa! das ganze Land
Zur Hochzeit war geladen,
Verwandt, bekannt und unbekannt,
Die Krummen, die Schiefen, die Graden.

Da tanzten munter und frisch
Die Schemel, die Hütschen, die Bänke,
Die Kannen, die Mulden, die Stühl' und die Tisch'
Und Kisten und Kasten und Schränke.

Heißa! nun wurden sie
Poetisch über die Maßen,
Dass sie vor lauter Poesie
Stand, Rang und Würde vergaßen:

Die Liebe macht uns gleich,
Frau Besenstiel, Herr Gabel!
Der Will' ist unser Himmelreich -
Und das ist keine Fabel.

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Hanns Freiherr von Gumppenberg (1866-1928)

Liebesjubel

Ich ritzt’ es gern in alle Rüben ein,
ich stampft’ es gern in jeden Pflasterstein,
ich biss’ es gern in jeden Apfel rot,
ich strich’ es gern auf jedes Butterbrot,
auf Wand, Tisch, Boden, Fenster möcht’ ich’s schreiben:
Dein ist mein Herz und soll es ewig bleiben!

Ich schör’ es gern in jede Taxusheck,
graviert’ es gern in jedes Essbesteck,
ich sät’ es gern als lecker grüne Saat
ins Gartenbeet mit Kohlkopf und Salat,
in alle Marzipane möcht’ ich’s drücken
und spicken gern in alle Hasenrücken
und zuckerzäh auf alle Torten treiben:
Dein ist mein Herz und soll es ewig bleiben!

Ich möcht’ mir ziehn ein junges Känguruh,
bis dass es spräch’ die Worte immerzu;
zehn junge Kälbchen sollen froh sie brüllen;
hell wiehern hundert buntgescheckte Füllen;
trompeten eine Elefantenherde -
ja, was nur kreucht und fleucht auf dieser Erde,
das soll sie schmettern, pfeifen, quaken, bellen,
bis dass es dröhnt in allen Trommelfellen
mit einem Lärm, der gar nicht zu beschreiben
Dein ist mein Herz und soll es ewig bleiben!!!

(nach Wilhelm Müllers Ungeduld.)

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Ludwig Eichrodt (1827-1892)

Lob der Natur

Wie ist die Gotteswelt doch schön,
Wenn man gerade Glieder hat,
Gut hören tut und richtig sehn,
So schön ist es in keiner Stadt.

Die Quellen hupfen von der Höh’,
Auch Wasser ist ein guter Schluck!
Die Hasen fliehen durch den Klee
Und bilden einen Gegendschmuck.

Wie wächst der Wald beim Drosselschlag,
Zumeist in milder Jahreszeit,
Das Herz erquickt der Feldertrag,
Und auch der “Ochsen” ist nicht weit.

Dort schlenkern sie das Fleischskelett,*
Der Wadenfreund hat sein Pläsier,
Vor Freuden giegst das Bodenbrett,
Und trefflich munden Wein und Bier.

Drum labet euch in der Natur,
Dann habt ihr nicht so viel Verdruss,
Der Redliche folgt ihrer Spur,
Und oft auch der Herr Physikus.

(* Beim Sonntagstanz. [Anmerkung des Autors])

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Alfred Lichtenstein (1889-1914)

Man hat mich glücklich eingesperrt ...

Man hat mich glücklich eingesperrt,
Dran ist mir nichts gelegen,
Und für total verrückt erklärt
Des Dichtens nämlich wegen.

Denn erstens dicht' ich unerlaubt,
Grob und unmanierlich.
Und zweitens dicht' ich überhaupt
Und drittens zu natürlich.

Und viertens dicht' ich viel zu viel
Und viel zu atheistisch.
Und fünftens sei mein ganzer Stil
Sozusagen mystisch.

Und sechstens sei die Poesie
Von mir durchaus entbehrlich.
Und endlich sei ich ein Genie
Und auch noch sonst gefährlich.

Und achtens sei ich nicht von hier
Und fürchterlich versoffen.
Und deshalb, neuntens, stände mir
Die Gummizelle offen.

Das Urteil ließ mich völlig kalt.
Was sollt' mir denn passieren?
Ganz nett ist dort der Aufenthalt.
Man kann sich konzentrieren.

Die Gummizelle hat Kultur,
Das lässt sich nicht verhehlen.
Was mich betrifft – ich kann sie nur
Zum Dichten sehr empfehlen.

Rein kommt man doch, 's fragt sich nur wann.
Doch eins ist zu beklagen:
Der alte Zellenwärter kann
Das Reimen nicht vertragen.

Denn fange ich zu reimen an,
Dann wird er ungemütlich
Und ruft empört, der alte Mann:
»Nun sein Sie doch bloß friedlich!«

Drum schreib ich Ungereimtes meist
In der Gummizelle
Und was ich sonst mir etwas dreist
Von der Seele pelle.

Auch diese Verse tat ich da
Mir aus der Seele lutschen.
Wem's nicht behagt, der kann mir ja
Den Buckel runterrutschen.

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