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Satiren und Grotesken – Dichter 1 2 3 · Titel 1 2 3 · Beliebteste · Neueste

Klabund (1890-1928)

Melancholie

Schau, den Finger in der Nase,
Oder an der Stirn,
Zeitigt manche fette Phrase
Das geölte Hirn.

Warum liebt der die Erotik?
Jener die Zigarrn?
Der die Aeropilotik?
Der den Kaiserschmarrn?

Warum geht’s uns meistens dreckig?
Weshalb schreib ich dies Gedicht?
Warum ist das Zebra fleckig
Und Mariechen nicht?

Dennoch ahnt man irgendwie
Gottes Qualverwandschaft,
Trifft man unerwartet sie
Draußen in der Landschaft.

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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

Michel-Enthusiast

Es reist so mancher Philister
Ins Land Italia,
Auf dass er nachher sich rühme:
Auf Ehr’, auch ich war da!

Zwar hat er des Ärgers nicht wenig
Und manchen großen Verdruss,
Und teuer muss er erkaufen
Den hochgepriesnen Genuss.

Doch nur ein deutscher Philister,
Der achtet nicht Hitz' und Durst,
Nicht Maut und Passbeschwernis,
Es ist ihm alles Wurst.

Trotz glühendem Scirocco,
Trotz drückendem Sonnenschein
Spaziert er zu allen Ruinen,
Zu allen Villen hinein.

Er geht in alle Kirchen,
In alle Galerien,
Und lässt sich vom Servidore
Wie ein Bär am Seile ziehn.

Noch spät am Abend besteigt er
Ganz müde die steilsten Höhn
Und spricht vom Schweiße triefend:
Italien ist doch schön!

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Wilhelm Busch (1832-1908)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/wilhelm_busch.php

Nachruhm

Ob er gleich von hinnen schied,
Ist er doch geblieben,
Der so manches schöne Lied
Einst für uns geschrieben.

Unser Mund wird ihn entzückt
Lange noch erwähnen,
Und so lebt er hochbeglückt
Zwischen hohlen Zähnen.

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unbekannt

Niedliches Mordchengeschichtchen

Ein Romänchen à la Nippfigürchen

Am Himmel schien das Möndchen so hell
ins Blumengärtchen herniederchen
auf Röschen, Tulpchen und Fliederchen.
Dort weilet traulich auf einsamer Stell'
Händchen in Händchen ein kosendes Pärchen,
ein wunderniedliches kleines Referendärchen
und sein noch viel niedlicheres Liebchen namens Klärchen.
Sie schauen hinauf nach dem Firmamentchen
zu den funkelnden Sternchen und dem silbernen Möndchen;
zu ihren Füßen murmelt ein niedliches Quellchen,
und auf den Bäumchen schlagen die Nachtigällchen.
Da nahet von fern ein Herrchen aus dem Städtchen,
so drollig, so rund und so graziös wie am Drähtchen,
ein ganz kleines, allerliebstes Geheimrätchen,
Konstitutionellerchen und Volksrepräsentäntchen
im ersten Kämmerchen vom Parlamentchen;
und wie es erschaut das liebende Pärchen,
ruft es empört: "Treuloses Klärchen!
so höhnst du meinem glühenden Herzchen?!
So spielst du mit meiner Liebe Schmerzchen?!"
Und er nimmt sein Federmesserchen, prüft das Spitzchen und droht -
und - - sticht das Referendärchen ein kleines bisschen tot.
Doch was geschieht im nächsten Sekündchen?
Klärchen reißt das Federmesserchen geschwindchen
dem Geheimrätchen aus dem Händchen
und durchbohret drauf - o welches Lamentchen! -
erst ihn und dann sich selbst - ach Jeminum!
Das murmelnde Quellchen wurde stumm,
Sternchen und Möndchen gehen hinter die Wölkchen hinum,
es schweigen der Nachtigällchen Liederchen,
drei Herzchen liegen gebrochen daniederchen.
Und das nächste Morgenrotchen
streuet Röschen auf die drei Totchen.
Wär's nicht geschehn - dann wären das Referendärchen
und sein Klärchen bereits ein Pärchen!
Das kleine Geheimrätchen Ministerchen prächtig,
stolz, erhaben und großmächtig,
und das Referendärchen Assessorchen beim Oberländchen-Gerichtchen.
Was gehn doch in der Liebe für schöne Hoffnungen zunichtchen!

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Ludwig Christoph Heinrich Hölty (1748-1776)

Petrarchische Bettlerode

Wenn mit leisen Hutfilzsöckchen
Meine braune Trutschel geht,
Und ihr rotes Büffelröckchen
Um die dicken Schinken weht,
Über Zäune, Steg und Brücken,
Jeden ausgeschlagnen Tag,
Humpl' ich dann auf beiden Krücken
Ihr mit Sack und Packe nach.

Wär ich nur ein Dorn der Hecke,
Welche schlau ihr Röckchen ritzt!
Nur ein Tröpfchen von dem Drecke,
Der an ihre Waden spritzt!
Wär ich nur das Fledermäuschen,
Das um ihre Mütze schwirrt!
Nur das kleine Silberläuschen,
Das von Ohr zu Ohr ihr irrt!

Wüsst ich hübsche Liebesstückchen,
Lustig, wie des Kuckucks Schall;
Ach! Dann hörte mich mein Fieckchen
Abends an des Amtmanns Stall!
Schmauchten mich nur ihre Lippen
Als ein Paffchen Krolltoback!
Oder drückt' an ihre Rippen
Sie mich als den Dudelsack!

Könnt' ich als ein Kamm ihr dienen,
Wenn sie hinterm Zaun sich kämmt!
Könnt' ich an dem Teiche grünen,
Wo sie ihre Glieder schwemmt!
Wär' ich doch auf Veltens Diele,
Schatz, für dich ein Bündel Stroh!
Nagt' ich, ach! mit süßem Spiele
Dir dein Leder, als ein Floh!

Würde doch von Niklas Mutter,
Durch den alten Teufelstext
Und ein Stücklein Hexenbutter,
Dir ein Traum von mir gehext!
Schmunzelnd in dem Schlafe, drücke,
Fest mein Bild mit einem Schmatz!
Morgens trabst bei meiner Krücke
Du einher, und bist mein Schatz!

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Klabund (1890-1928)

Regen

Der Regen rinnt schon tausend Jahr,
Die Häuser sind voll Wasserspinnen,
Seekrebse nisten mir im Haar
Und Austern auf des Domes Zinnen.

Der Pfaff hier wurde eine Qualle,
Seepferdchen meine Nachbarin.
Der blonde Seestern streckt mir alle
Fünfhundert Fühler zärtlich hin.

Es ist so dunkel, kalt und feucht.
Das Wasser hat uns schon begraben.
Gib deinen warmen Mund – mich deucht,
Nichts bleibt uns als uns lieb zu haben.

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Dr. Erhard Jöst (geb. 1947), www.gauwahnen.de

Rentner-Song

Wir brauchen keine Zähne
und in dem Mund kein Gebiss.
Wir küssen ohne besser,
das ist ganz und gar gewiss.

Wozu denn Rollstuhl und Krücken?
Wozu Viagra im Glas?
Wir können ohne finden
Lebenslust und Liebesspaß.

Doch eine einzge Medizin,
die muss erschwinglich sein,
und diese Super-Medizin
heißt Wein, heißt Wein und nochmals Wein!

Wir brauchen auch keine Brille,
wir pinkeln ohne ins Klo,
und geht mal was daneben
dann grummelt höchstens unser Po!

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Gerhard P. Steil (geb. 1952)

Sankt Martin

Sankt Martin war ein guter Mann
(auch wenn man drüber streiten kann).

Sankt Martin, dieser edle Held,
stand einstmals im Nomadenzelt.
Da kroch in seinen noblen Mantel
eine kleine Bergtarantel.

Martin, der das Tier nicht mochte
und lauthals auf Entfernen pochte,
befand, das Biest sei schwer zu kriegen
und ließ ein Stück vom Mantel liegen.

Justament, zu dieser Stunde,
begann ein Bettler seine Runde.
Und jener sollte nun erhalten,
was Martin kurz zuvor gespalten.

Was dummerweise so nicht klappte,
weil’s Tierchen nach dem Bettler schnappte.
Martin aber schwand ganz eilig
und galt fortan als gut und heilig.

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Joachim Ringelnatz (1883-1934)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/ringelnatz.php

Silvester bei den Kannibalen

Am Silvesterabend setzen
Sich die nackten Menschenfresser
Um ein Feuer, und sie wetzen
Zähneklappernd lange Messer.
Trinken dabei - das schmeckt sehr gut -
Bambus-Soda mit Menschenblut.
Dann werden aus einem tiefen Schacht
Die eingefangenen Kinder gebracht
Und kaltgemacht.
Das Rückgrat geknickt,
Die Knochen zerknackt,
Die Schenkel gespickt,
Die Lebern zerhackt,
Die Bäuchlein gewalzt,
Die Bäckchen paniert,
Die Zehen gefalzt
Und die Äuglein garniert.
Man trinkt eine Runde und noch eine Runde.
Und allen läuft das Wasser im Munde
Zusammen, ausnander und wieder zusammen.
Bis über den feierlichen Flammen
Die kleinen Kinder mit Zutaten
Kochen, rösten, schmoren und braten.
Nur dem Häuptling wird eine steinalte Frau
Zubereitet als Karpfen blau.
Riecht beinah wie Borchardt-Küche, Berlin,
Nur mehr nach Kokosfett und Palmin.
Dann Höhepunkt: Zeiger der Monduhr weist
Auf Zwölf. Es entschwindet das alte Jahr.
Die Kinder und der Karpfen sind gar.
Es wird gespeist.
Und wenn die Kannibalen dann satt sind,
Besoffen und überfressen, ganz matt sind,
Dann denken sie der geschlachteten Kleinen
Mit Wehmut und fangen dann an zu weinen.

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Wersch (geb. 1964), literaturnische.de

Vitaler Imperativ

(für Goethe)

Wer nie sein Brot mit Tränen aß,
der dient am Ende auch als Aas.
Wer oft aus Wehleid aß sein Brot,
der ist am Ende trotzdem tot.

Das lautet zynisch, dünkt verschworen -
obwohl wir drum verbiestert schmoren.
Es scheint - im Sinne doppelt - Tor,
wer solches Mucken nicht verlor.

Wir müssen wie ein Mühlrad eiern,
die Wochen sauern, Feste feiern:
Dadurch ist mancher Leib vertan. -
Das stetig Lustvolle zieh' uns hinan!

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Theodor Storm (1817-1888)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/theodor_storm.php

Von Katzen

Vergangnen Maitag brachte meine Katze
Zur Welt sechs allerliebste kleine Kätzchen,
Maikätzchen, alle weiß mit schwarzen Schwänzchen.
Fürwahr, es war ein zierlich Wochenbettchen!
Die Köchin aber - Köchinnen sind grausam,
Und Menschlichkeit wächst nicht in einer Küche -
Die wollte von den sechsen fünf ertränken,
Fünf weiße, schwarzgeschwänzte Maienkätzchen
Ermorden wollte dies verruchte Weib.
Ich half ihr heim! - der Himmel segne
Mir meine Menschlichkeit! Die lieben Kätzchen,
Sie wuchsen auf und schritten binnen kurzem
Erhobnen Schwanzes über Hof und Herd;
Ja, wie die Köchin auch ingrimmig drein sah,
Sie wuchsen auf, und nachts vor ihrem Fenster
Probierten sie die allerliebsten Stimmchen.
Ich aber, wie ich sie so wachsen sahe,
ich preis mich selbst und meine Menschlichkeit. -
Ein Jahr ist um, und Katzen sind die Kätzchen,
Und Maitag ist's! - Wie soll ich es beschreiben,
Das Schauspiel, das sich jetzt vor mir entfaltet!
Mein ganzes Haus, vom Keller bis zum Giebel,
Ein jeder Winkel ist ein Wochenbettchen!
Hier liegt das eine, dort das andre Kätzchen,
In Schränken, Körben, unter Tisch und Treppen,
Die Alte gar - nein, es ist unaussprechlich,
Liegt in der Köchin jungfräulichem Bette!
Und jede, von den sieben Katzen
Hat sieben, denkt euch! sieben junge Kätzchen,
Maikätzchen, alle weiß mit schwarzem Schwänzchen!
Die Köchin rast, ich kann der blinden Wut
Nicht Schranken setzen dieses Frauenzimmers;
Ersäufen will sie alle neunundvierzig!
Mir selber, ach, mir läuft der Kopf davon -
O Menschlichkeit, wie soll ich dich bewahren!
Was fang ich an mit sechsundfünfzig Katzen! –

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Kurt Tucholsky (1890-1935)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/kurt_tucholsky.php

Warum lächelt die Mona Lisa...

Warum lächelt die Mona Lisa
Weil sie
Hitkinsons Verdauungspastillen
eingenommen hat
und so
von ihrer lästigen Verstopfung
für immer befreit ist!
Wollen Sie
auch lächeln?
Dann . . .
(Amerikanisches Inserat)

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Hans-Peter Kraus (geb. 1965), www.ziemlichkraus.de

Was ich dir schenken wollt

Den großen, dicken Mond
Wollt ich dir schenken
Doch dann kam ich
Ins Grübeln und ans Denken
Der Mond wär viel zu groß
Für deine Wohnung
Also gab ich ihm
Noch ein wenig Schonung

Dann dachte ich
Nehm ich das Meer
Mit schöner, weiter Sicht
Nur wär auch das nicht fair
Es passt in deinen Garten nicht

Dann musste ich
An die Berge denken
Die waren sicher
Noch zu verschenken
Aber als ich sah
Was die Transporte kosten
War auch die Idee
Schnell am Verrosten

Drum schenk ich dir dies Gedicht
Mit einer Kleinigkeit
Für all die großen Dinge
Ist ja noch reichlich Zeit

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