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Erotische und frivole Gedichte – Dichter 1 2 3 · Titel 1 2 3 · Beliebteste · Neueste

Volksgut

Alter Mann wollt' reiten

Alter Mann wollt' reiten,
Hatte kein Pferd.
Alte Frau nahm Ziegenbock,
Setzt' den alten Mann darob,
Lässt ihn reiten.

Alter Mann wollt' reiten,
Hatte keine Peitsch'.
Alte Frau nahm Strumpfenband,
Gab es ihm in seine Hand,
Lässt ihn reiten.

Alter Mann wollt' reiten,
Hatte kein' Satt'l.
Alte Frau nahm Ziegelstein,
Klemmt ihn zwischen seine Bein',
Lässt ihn reiten.

Alter Mann wollt' reiten,
Hatte keinen Zaum.
Alte Frau nahm Hemdensaum,
Macht ihm einen Pferdezaum,
Lässt ihn reiten.

Alter Mann wollt' reiten,
Hatte keine Stiefeln.
Alte Frau nahm Eimer an,
Stülpt sie über die Beine 'ran,
Lässt ihn reiten.

Alter Mann wollt' reiten,
Hatte keine Spor'n.
Alte Frau nahm Rechenzähn,
Steckt ihm diese in die Been,
Lässt ihn reiten.

Alter Mann wollt' reiten,
Hatte keinen Rock.
Alte Frau nahm Unterrock,
Schmiss ihn über seinen Kopf,
Lässt ihn reiten.

Alter Mann wollt' reiten,
Hatte keinen Hut.
Alte Frau nahm Nachttopf,
Setzte ihn auf seinen Kopf,
Lässt ihn reiten.

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Wilhelm Müller (1794-1827)

Amor, ein Sprachlehrer

Amor ist ein Sprachverderber,
Wortverdreher, Lautverwirrer,
Der beim großen Turm zu Babel
Schon die Händ' im Spiele hatte.
Wenn ich weine, raunt er leise
Mir ins Ohr etwas von Wonne;
Wenn ich schmachte, lässt er dennoch
Reden mich von Seligkeiten.
In dem lauten Schwarm der Feste
Muss ich, diesem Lehrer folgend,
Sagen, dass ich einsam stehe,
Und im einsam stillen Haine
Darf ich mich allein nicht nennen.
Bittersüß und lieblichherbe,
Grausam mild und labend schmerzlich,
Solche Reden hat er viele
Stehn in seinem Wörterbuche,
Das die größten Sprachgelehrten
Mir nicht auszudeuten wagen,
Und mit dem ich alle Tage
Mehr mein bisschen Deutsch verlerne.

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Karl Herloßsohn (1804-1849)

An die Geliebte

Göttin mit dem Rosenmunde,
Mein ganzes Ich ist eine einz'ge Wunde,
Mein Herz ein Apfel, wo der Liebe Made
Sitzt drinnen und zerfrisst es ohne Gnade.

Den Teig deiner Reize knet' ich stets in meinen Sinnen,
Hoch geht er auf, als wäre Hefe drinnen;
Du bist ein Löschpapier, das meine Sinnen trinket,
Du bist ein Teich, worin mein Herz versinket.

Von hartem Pockenholz ist dein Herz gedrechselt,
Meine Seele hast du zu Spreu zerhexelt,
Mein Tränenstrom könnt' einen Fixstern löschen,
Doch kalt bleibst du, wie gesäugt von Fröschen.

Auf deinen Wangen lässt sich's botanisieren,
weil Rosen und Lilien dort florieren,
Und von der Lippen rotem Unterkissen
Hat Amor mich mit seinem Pfeil geschmissen.

Wie den Schneemann sich die Straßenbengel,
So aus Äther webten dich die Engel,
All' ihre Schönheit schenkten sie der Einen,
Dass sie nun selbst wie schwarze Kater scheinen.

Wie Hunde nach dem Hafen lechzen,
Wie Raben nach dem Aase krächzen,
Wie nach dem Blute dürst't der Floh,
Nach deiner Liebe ächz' ich so.

Die Uhren laufen vor Liebesglut schneller,
Das Eis vor Sehnsucht schmilzt in dem Keller,
Vor Liebespein brüllen die Mücken wie Kühe,
Graubärtige Eichen fall'n auf die Kniee.

Könnt' ich deine Liebe dadurch erhalten,
Die Erde wollt' ich wie einen Käse spalten,
Ich schlüge die Sonne mit Keulen tot
Und brächte sie dir zum Abendbrot.

Ich kröche zum Schornstein der Welt hinaus,
Ich brächte dir eine Engelslaus,
Ich prügelte dem Mond die Hucke voll
Und würde zuletzt vor Liebe toll.

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Benjamin Neukirch (1665-1729)

An Sylvien

Ach! wirf doch einen Blick auf deine Silber-Ballen,
Verstockte Sylvia,
Sie sind dem Tode nah;
Die Spitzen lassen schon die Rosen-Blüte fallen,
Die Berge ziehn die stolzen Lilien ein,
Und werden bald so gleich wie deine Wangen sein.

Wie, sind wir, schreien sie, dann darum nur erschaffen,
Dass uns ein blinder Groll
In Kerker schließen soll?
Cupido nennet uns ja seine Liebes-Waffen.
Was kommet dich dann für ein Eifer an,
Dass du, o Sylvia! uns in den Bann getan?

Ihr Männer helfet uns durch eure Macht erretten!
Zerreißt das Mörder-Schloss
Und macht uns wieder los.
Wir lieben keinen Zwang, und leiden keine Ketten,
Und Frankreichs Mod' und tolle Kleider-Pracht,
Mag sein für wen sie will, nur nicht für uns gemacht.

So klagen, Sylvia, die hart-bedrängten Kinder.
Ach höre doch ihr schrei'n,
Und hilf sie bald befrei'n,
Wo nicht, so schneid sie ab, und wirf sie vor die Rinder.
Dann wenn sie nur im Finstern sollen ruhn,
So kann dirs, wann du willst, auch wohl ein Schnupftuch tun.

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Frank Wedekind (1864-1918)

Auch im Traum...

Auch im Traum bist du mir schon erschienen,
Dich entkleidend; oh wie ward mir da!
Schwindlig ward mir hinter den Gardinen,
Als ich deinen Busen sah.

(Ausschnitt; zum kompletten Text.)

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Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/lessing.php

Auf einen Brand zu **

Ein Hurenhaus geriet um Mitternacht in Brand.
Schnell sprang, zum Löschen oder Retten,
Ein Dutzend Mönche von den Betten.
Wo waren die? Sie waren - - bei der Hand.
Ein Hurenhaus geriet in Brand.

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Erich Mühsam (1878-1934)

Babette

Folg mir in mein Domizil,
liebes Kind, und frag nicht viel.
Wirst schon alles lernen,
wirst schon alles sehn,
liest nicht in den Sternen,
was dir heut noch alles kann für Heil geschehn.

Stehst herum in Nacht und Wind.
Komm! Bei mir ist's warm, mein Kind.
Geb dir einen Taler,
koch dir ein Glas Tee.
Einen Emmentaler
essen wir selbander auf dem Kanapee.

Bleibst bei mir bis früh am Tag.
Geht dann jeder, wo er mag.
Ich zum Redaktöre,
du, wohin dich's treib.
Morgen küsst, ich schwöre,
dich mein guter Nachbar, ich des Nachbars Weib.

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Heinrich Heine (1797-1856)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/heinrich_heine.php

Das Hohelied

Des Weibes Leib ist ein Gedicht,
Das Gott der Herr geschrieben
Ins große Stammbuch der Natur,
Als ihn der Geist getrieben.

Ja, günstig war die Stunde ihm,
Der Gott war hochbegeistert;
Er hat den spröden, rebellischen Stoff
Ganz künstlerisch bemeistert.

Fürwahr, der Leib des Weibes ist
Das Hohelied der Lieder;
Gar wunderbare Strophen sind
Die schlanken, weißen Glieder.

O welche göttliche Idee
Ist dieser Hals, der blanke,
Worauf sich wiegt der kleine Kopf,
Der lockige Hauptgedanke!

Der Brüstchen Rosenknospen sind
Epigrammatisch gefeilet;
Unsäglich entzückend ist die Zäsur,
Die streng den Busen teilet.

Den plastischen Schöpfer offenbart
Der Hüften Parallele;
Der Zwischensatz mit dem Feigenblatt
Ist auch eine schöne Stelle.

Das ist kein abstraktes Begriffspoem!
Das Lied hat Fleisch und Rippen,
Hat Hand und Fuß; es lacht und küßt
Mit schöngereimten Lippen.

Hier atmet wahre Poesie!
Anmut in jeder Wendung!
Und auf der Stirne trägt das Lied
Den Stempel der Vollendung.

Lobsingen will ich dir, o Herr,
Und dich im Staub anbeten!
Wir sind nur Stümper gegen dich,
Den himmlischen Poeten.

Versenken will ich mich, o Herr,
In deines Liedes Prächten;
Ich widme seinem Studium
Den Tag mitsamt den Nächten.

Ja, Tag und Nacht studier ich dran,
Will keine Zeit verlieren;
Die Beine werden mir so dünn –
Das kommt vom vielen Studieren.

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Christian Felix Weiße (1726-1804),

Der Kuss

Ich war bei Chloen ganz allein,
Und küssen wollt ich sie:
Jedoch sie sprach: sie würde schrein,
Es sei vergebne Müh!

Doch wagt ich es, und küsste sie,
Wie oft? fällt mir nicht ein!
Und schrie sie nicht? Ja wohl, sie schrie - -
Doch lange hinter drein.

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Alfred Lichtenstein (1889-1914)

Der Türke

Ein ganz und gar perverser Türke kaufte sich
Aus Trauer über den erst jüngst erfolgten Tod
Der fetten Fatme, seines Lieblingsweibes,
Bei seinem Mädchenhändler zwei noch ziemlich gut erhaltne –
Man kann fast sagen: beinah nagelneue –
Und eben frisch aus Frankreich importierte,
Ehemalge Mannequins.
Als er sie hatte, sang er, sich zur Feier:

Setzt euch doch auf meine Schenkel.
Fasset mich um meine Lenden.
Streichelt mit den süßen Zungen
Mir die weinerlichen Wangen.
Ach, ihr habt so schön geschmückte
Augen und so helle Hände,
Müdeste von meinen Frauen,
Und so lange, laue Beine.
Morgen kauf ich sechs Paar neue
Strümpfe euch aus dünnster Seide
Und dazu ganz kleine schwarze
Sammetschuhchen.
Und am Abend sollt ihr tanzen
Ganz verlogne, weiche Tänze
In den kleinen Sammetschuhchen
Und den neuen seidnen Strümpfen.
In dem Garten. Vor der Sonne.
Dicht am Wasser.
Doch zur Nacht lass ich euch peitschen
Von vier lächelnden Eunuchen.

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Christian Felix Weiße (1726-1804))

Die Eifersucht

Ja, ja, ich weiß es, glaube mir,
Ich sah es selbst, dass Damon hier
Vertraulich mit dir sprach:
Ich merkt es auch, dass er dich pries,
Und sah es, da er dich verließ,
Sahst du, gestehs, ihm lächelnd nach.

Ich bin gutherziger Natur:
Dies weis der Schalk, o wüsst ich nur,
Wie man recht böse tut. - -
Geh mit den kleinen Schmeichelein:
Ich will nun nicht geküsset sein,
Du küssest mich nur wieder gut.

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Celander (um 1700)

Die verhassten Stacheln

Was spitz und stachlicht ist, das hasst das Frauen-Zimmer
Es schreit, wenn ihre Hand ein scharfes Ding berührt,
Wenn es die Rosen bricht, schilt es die Stacheln immer,
Die deren Purpur-Zier zur Wache bei sich führt.
Das Honig liebt es zwar, doch aber nicht die Bienen,
Deren scharf Gewehr oft ihre Haut verletzt,
Es liebt das weiche Blatt der glänzenden Jesminen,
Die Dornen aber nicht, die in den Zaun gesetzt.
Die Nadel muss ihm zwar im Putze Dienste leisten,
Allein die Spitze ist, sobald sie sticht, veracht'.
Dies ging' noch alles hin, doch kränkt uns dies am meisten,
Dass unsers Mundes-Zier auch wird dazu gemacht.
Sie mögen herzlich gern von uns die Küsse nehmen,
Wenn unser Mannheit-Schmuck nicht um die Lippen steht,
Denn aber will der Mund sich nicht dazu bequemen,
Wenn ihnen nur der Bart in ihre Haut eingeht.
Sind aber, Kinder, euch die Stacheln auch verhasset,
Die eurer Jungfernschaft den lieben Tod antun?
Nein! denn er wird von euch an solchem Ort gefasset,
Dass ihr im Stechen könnt in süßer Wollust ruhn.
Der Stachel ists, der euch alleine will gefallen,
Da ander Stacheln euch zumahl verhasset sein,
Den Stachel liebet ihr an uns vor andern allen,
Weil er so zärtlich sticht euch eine Wunde ein.
Allein, ihr seid betört, dass ihr den Stachel liebet,
Der mit dem süßen Stich euch allzu schädlich ist,
Gesetzt, dass euch ein Dorn, ein Bart Verletzung giebet,
So stirbt die Ehr doch nicht, die bald das Grab-Mahl küsst.
Hasst doch die Stacheln nicht, die euch nicht schaden können,
Vertragt der Dornen Stich des Bartes auch darbei,
Der Schmerz, der davon kommt, pflegt leichte zu zerrinnen,
Und glaubt, der süsse Stich macht viel Beschwererei.

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Joachim Ringelnatz (1883-1934)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/ringelnatz.php

Dreiste Blicke

Über die Knie
Unter ein Röckchen zu schaun – –
Wenn sie doch das und die
Haben, die schönen Fraun!

Über einen öffnenden Saum
In Täler zwischen Brüstchen
Darf Blick wie stiller Traum
Stürzen sein Lüstchen.

Sollen doch Frauen auch
So blicken, – nicht schielen –
Wenn Arm, Popo und Bauch
In Fältchen spielen.

Nimm, was der Blick dir gibt,
Sei es, was es sei.
Bevor sich das selber liebt,
Ist’s schon vorbei.

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Joachim Ringelnatz (1883-1934)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/ringelnatz.php

Ein männlicher Briefmark

Ein männlicher Briefmark erlebte
Was Schönes, bevor er klebte.
Er war von einer Prinzessin beleckt.
Da war die Liebe in ihm erweckt.

Er wollte sie wiederküssen,
Da hat er verreisen müssen.
So liebte er sie vergebens.
Das ist die Tragik des Lebens!

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Joseph Viktor von Scheffel (1826-1886)

Eine traurige Geschichte

Ein Hering liebt' eine Auster
Im kühlen Meeresgrund;
Es war sein Dichten und sein Trachten
Ein Kuss von ihrem Mund.

Die Auster, die war spröde,
Sie blieb in ihrem Haus;
Ob der Hering sang und seufzte,
Sie schaute nicht heraus.

Nur eines Tags erschloss sie
Ihr duftig Schalenpaar;
Sie wollt im Meeresspiegel
Beschauen ihr Antlitz klar.

Schnell kam der Hering geschwommen,
Streckt seinen Kopf herein
Und dacht an einem Kusse
In Ehren sich zu freun!

O Harung, armer Harung,
Wie schwer bist du blamiert!
- Sie schloss in Wut die Schalen,
Da war er guillotiniert.

Jetzt schwamm sein toter Leichnam
Wehmütig im grünen Meer
Und dacht: "In meinem Leben
Lieb ich keine Auster mehr!"

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