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Franz Graf von Pocci (1807-1876) · Beliebteste

Der Pelzemärtel

Die Winde sausen um das Haus,
es stürmt daher der Winter.
Nun schaut Pelzmärtel Nikolaus
nach euch sich um, ihr Kinder.
Da will ich sehen, was er sagt,
wenn er nun Vater und Mutter fragt,
ob ihr auch brav gewesen.

Horch! Kommt er nicht die Trepp' herauf?
Hört ihr nicht poltern und schnaufen?
Jawohl, er ist's! - Die Tür geht auf. -
Ihr braucht nicht fortzulaufen
und dürft auch nicht erschrecken
vor Ruten und vor Stecken,
sieht er auch gleich zum Fürchten aus!

Nun schaut er rings die Kleinen an
und spricht: "Ihr frommen Kinder,
ihr sollt mir alles Gute han!
Ich bring euch für den Winter
hier Äpfel und Birnen und Mandelkern,
Lebkuchen und Nüsse und Zuckerstern;
da füllt euch Kappen und Taschen!

Die Kinder klauben und freuen sich sehr;
doch finster brummt der Alte:
"Nun gebt mir die bösen Buben her,
die trag ich mit fort zum Walde!"
Der Vater spricht: "Sie sind alle brav
und brauch weder Zank noch Straf';
sie folgen und lernen mit Freuden!"

Da sagt der Märtel: "'s freut mich doch,
dass wir euch Freude machten.
Seid nur recht brav, dann gibt's auch noch
recht fröhliche Weihnachten!
Ade, ihr Kinder! Bleibt nur hier!" -
Nun schlürft er wieder hinaus zur Tür
und stolpert die Stiege hinunter.

Doch horch, wie schrein im Nachbarhaus
die bösen Knaben und Mädchen!
Ha, sieh! Der Nikolaus kommt heraus,
im Sack den Fritz und das Gretchen.
Nun hilft kein gutes, kein böses Wort;
der Pelzmärtel trägt sie fort
zu den Wölfen und Bären im Wald.

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Nikolausgedichte

 
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Hans Teuerlich

Mich dünkt, es war ganz neuerlich
ein Wirt, der hieß Hans Teuerlich;
sein Braten war nicht käuerlich,
sein Wein war etwas säuerlich.
Drei Wandrer traten da herein,
die riefen: "Wirt, nun schenk uns ein!
Wir wurden müd im Sonnenschein,
drum gib uns echten guten Wein!"

Hans Teuerlich lief schlau und fein
zum Keller mit dem Krug von Stein;
dort stand ein Fass mit saurem Wein
und neben floss der tiefe Rhein.
Bedachtsam wie eine Nuss
Zapft er vom Weine mit Verdruss.
Lässt dann herein in vollem Schuss
Den hochberühmten klaren Fluss.

Er bringt den Wein den Gästen dar
und schwört bei seiner Ehr fürwahr,
dass Wein sein rein, so hell und klar
noch nie in einem Fasse war.
Die durst'gen Drei, die freuen sich,
sie danken erst Hans Teuerlich
und trinken drauf ganz feierlich
den Wein, so matt und säuerlich!

Wohl werfen sie die Becher fort,
doch schwört der Wirt bei seinem Wort,
der Wein sei von der besten Sort',
ein wahrer, echter Niblungshort.
Und schenket dann noch einmal ein
Den Gästen von dem klaren Wein.
Doch sieh! Drei Fischlein, nett und klein,
die hüpfen aus dem Krug herein.

Die drehen gar behendiglich
Im Becher dort inwendig sich;
es ward darum elendiglich
der Wirt verlacht beständiglich.
Sie zahlten ihm den Wein nicht schlecht,
auf dass er stets der Fisch gedächt';
er tat's nicht mehr, doch hör ich recht,
dann ist gar groß des Wirts Geschlecht.

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Trinklieder

 
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Kasperl bei den Menschenfressern

Hier auf dem großen, weiten Meer
Viel Schiffe segeln hin und her;
Aus Indien und Amerika,
Aus Asien und Australia;
Mit Waren aller Art beschwert,
Die in Europa man begehrt,
Ziehn stolz sie auf dem Ozean,
Die Mäste, Segel, Wimpel dran.
Kanonenboote gibt es auch,
Draus schauet mancher eh’rne Schlauch,
Und mit den sogenannten Ehrenschüssen
Die Schiffe sich begegnend grüßen;
Oft aber sausen Kugeln schwer,
Kömmt ein Seeräuber übers Meer,
Da kracht’s und blitzt’s, manch Schiff verbrennt,
Wenn durch den Kiel die Kugel rennt,
Die Pulverkammer fliegt entzwei,
Und Schiff und Mann sind bald wie Brei!
Noch ärger ist’s, wenn auf der See
Ein Sturm entsteht, da heißt’s o weh! -
Denn oft versinkt ins nasse Grab
Das stolze Schiff mit aller Hab’;
Da rennen sie durch Trepp’ und Kammern,
Man hört nur schreien, stöhnen, jammern,
Das Rettungsboot wird abgelassen,
Wie kann das alle Mannschaft fassen?
Sie stoßen, wälzen, drängen sich,
Es ist ein Anblick fürchterlich!
So schieden aus dem Vaterland
Schon viele, die der Tod bald fand,
Als sie, um Schätze zu gewinnen,
Zu Schiffe zogen weit von hinnen!
Lasst euch nun ein Geschichtchen sagen,
Das sich mit Kasperl zugetragen,
Als eine Seefahrt er gemacht,
Und aber doch nichts heimgebracht.
Kurz! Kasperl schwimmt auf einem Kahn
Dort durch den großen Ozean,
Am andern Ufer, denkt er, gleich
Werd' ich in vierzehn Tagen reich;
Denn dort liegt Gold wie Sand am Meer,
Das schlepp' ich nach Europa her.
Kaum ist der Kasperl mitten drin,
Schießt gleich auf ihn ein Walfisch hin,
Und öffnet seinen Rachen weit,
Der einen Strahl von Wasser speit,
Drauf tut es einen großen Ruck,
Verschlinget Kasperl auf einen Schluck.
Der rutscht sogleich in seinen Magen,
Was ihm jedoch nicht will behagen.
Er springt und stößt im Bauch so sehr,
Dass es dem Fisch gefällt nicht mehr.
Der speit ihn schon nach einer Stund’
Hinwiederum aus seinem Mund
Auf eine Insel an den Strand -
Ein gänzlich unentdecktes Land.
Herr Jemine, Herr Jemine!
Wie tut dem Kasperl alles weh,
Weil er so daliegt auf dem Bauch
Ganz miserabel bei einem Strauch;
Zerrissen sind die Höslein sehr,
Und auch sein Magen ist ganz leer!
Er reißt die Haar’ sich aus dem Schopf,
Schreit was er kann aus seinem Kropf:
Zu Hilf, zu Hilf! - wo bin ich, ach!
Zu hungern ist nicht meine Sach!
Wer schafft mir eine gute Wurst!
Wer löscht mit Bier mir meinen Durst!
Zu Hilfe, zu Hilfe!
Auf dies Geschrei kömmt gleich ein Haufen
Von Menschenfressern hergelaufen,
Und wie sie Monsieur Kasperl seh’n,
Sie ganz verwundert bleiben steh’n.
Doch weil sie Menschenfleisch bald riechen,
Sie allgemach ihm näher schlichen,
Sie packten ihn bei seiner Hos’,
Was Monsieur Kasperl sehr verdross,
Und schleppten ihn, obgleich er schreit,
In ihre Höhle gar nicht weit.
Dort brennt ein großes Bratenfeuer,
Das ist fürwahr gar nicht geheuer.
Sie setzen ihn in eine Eck’
An einen pechschwarzdunklen Fleck,
Wo Kasperl nun ganz ungeniert,
Wie hier folgt traurig meditiert!
O, o, o!
Wo, wo, wo -
Sitz' ich nun im finstern Loch
Bei den Menschenfressern noch!
O, o, o!
So, so, so,
Geht es nun mir armem Tropf,
Ich verliere wohl den Kopf!
Ach, ach, ach,
Krach, krach, krach, -
Meine armen, armen Knochen,
Werden bald am Bratspieß kochen!
Hui, hui, hui,
Pfui, pfui, pfui!
Ach! Sie werden mich tranchieren
Und dann grässlich schnabulieren!
O, o, o!
So, so, so,
Hätt’ ich das zuvor bedenket,
Würd’ ich nicht so sehr gekränket!
Hierauf verfiel aus Herzenskummer
Der Kasperl in den tiefsten Schlummer.
Als Kasperl wieder wach geworden,
Sieht er die wilden Menschenhorden
Um ein großmächtig Feuer sitzen
Und einen langen Bratspieß spitzen,
Wobei mit grässlichem Geschrei
Sie singen diese Melodei:
Spissi spassi Casperladi
Hicki hacki Carbonadi
Trenschi transchi Appetiti
Fressi frassi fetti fitti
Schlicki schlucki Casperluki
Dricki drucki mameluki
Michi machi Casperlores
Spissi spassi tschu capores.
Nun ward dem Kasperl etwas übel;
Sie stecken ihn in einen Kübel,
Der war gefüllt mit Walfischschmalz,
Drin wird gerieben er mit Salz,
Wie man’s mit einem Hering macht,
Wobei die Wilden sehr gelacht!
Ihm aber war’s nicht lächerlich,
Vielmehr etwas abstecherlich.
Die Menschenfresser legen ihn
Ins Freie ans Gestade hin,
Damit im warmen Sonnenschein
Das Salz und Fett wohl dringe ein;
Sie kauern selber nieder sich
Und schnarchen alle fürchterlich,
Glaubt’s: so ein Menschenfresserschnarch
War auch dem Kasperl wohl zu arg;
Der zittert voller Angst und bebt,
Und danket Gott, dass er noch lebt.
Doch was geschieht? wie wunderbar!
Hoch in den Wolken schwebt ein Aar;
Vom Fettgeruche angezogen
Kömmt er auf Kasperl losgeflogen,
Packt bei dem Höslein schnell ihn an
Mit seinen Krallen, so fest er kann,
Erhebt sich mit ihm übers Meer,
Zu fliegen hin, wo er kam her.
So war es doch für Kasperl besser,
Als wenn ihn brieten die Menschenfresser,
Dass ihn der Adler in einem Flug
Zurücke nach Europa trug;
Auf eines hohen Berges Spitze
Setzt er ihn samt seiner Mütze,
Und schwebt dann wieder weiter fort
Zu seiner Brut im Felsenhort;
Er will wohl seinen Jungen sagen,
Dass einen Fraß er heimgetragen.
Nun war der Kasperl in Gefahr,
Dass ihn auffrisst der Adler Schar!
Doch er besinnt sich gar nicht lang
Was er zur Rettung nun anfang’;
Sogleich legt er sich auf den Buckel
Und tut nur ein ganz kleines Ruckel,
Er kollert, rollert überzwerch
In einem Hui hinab den Berg
Und lieget unten in einer Schlucht,
Dieweil der Aar ihn droben sucht.
Am ganzen Leib voll blauer Flecken
Tut Kasperl hin und her sich strecken,
Doch weil sein Magen ziemlich leer
Isst er im Walde Heidebeer.
Erfrischt, erquickt geht er nun weiter,
Begegnet sodann einem Reiter,
Der nimmt ihn hinter sich aufs Pferd,
Da er es höflich hat begehrt.
Nun geht es in Galopp und Trab
Durch Wälder und Berg auf Berg ab;
Bis Kasperl an sein Haus gelangt,
Wo ihn Frau Gretl froh empfangt,
Und auch die jungen Kasperlen
Von weitem aus dem Fenster seh’n;
Entgegen lauft ihm klein und groß
Und er steigt ab von seinem Ross,
Und alles aus dem ganzen Haus
Setzt sich voll Freuden zu dem Schmaus!

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