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Matthias Jentzsch (geb. 1962)
Märzschnee
Flocken stieben um die Häuser,
windgetrieben Zug um Zug,
fall‘n als weiße Laken nieder.
Winter hat noch nicht genug.
Leute kratzen Frost von Scheiben,
rubbeln sich die Fäuste warm,
blicken fragend zum Kalender:
„Wann fängt nur der Frühling an?“
„Längst der März ist eingezogen“,
denkt sich jeder, der dort friert.
Doch Natur trägt weiße Mäntel,
Eis ist alles, was man spürt.
Seht nur hin mit etwas Mühe:
Zwischen allem Flockenfall
und mit spitzgereckten Ohren
sitzt der Lenz doch überall!
Denn der Frühling ist unmerklich,
auch wenn man ihn noch nicht sieht,
als verborg‘ner Gast zugegen,
wartet, dass der Winter flieht.
Setzt derweil auf kahle Äste
schwarze Amseln in der Früh.
Singen dann schon trotz der Kälte
seine warme Melodie.
In den Zweigen klopfen Knospen,
fordernd klingen sie im Ton.
Vater Frost und Mutter Kälte
haben aufgegeben schon.
Bringen sie nicht mehr zum Schlafen.
Jugend übersteigt den Sinn.
All das Frühlingsrebellieren
drängt mit Macht zum Neuen hin.
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Frühlingsgedichte
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Wersch (geb. 1964), www.literaturnische.de
Jauchzer
o wie grün dieser Sommer
nur die Kornfelder flecken
in den smaragdenen Ozean
Feuerwerk tanzen die Pflanzen
unter Blitzen und Schwüle
trunkenen Reigen als wären sie irre
ach wie mischt es uns unter
wie wir schmelzen in Transparenz
ausbrechen in Weite und Schweiß
zu glühenden Schatten überwunden!
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Sommergedichte
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Wersch (geb. 1964)
Waldserenade
Mondinsichel silbert
auf die Haut des Teichs
Schilfrohr wispern Böen
außer Atem sacht
Wald das dunkle Untier
Bocksgebell zerprescht
lautlos huschen Schwingen
Finstrum birstet vor
Kreisch und Ruf und Sirren
ohnmächtig der Sinn
Netzhaut gokelt
Knisterrausch vergaukelt
überall umspüren
Augen Ohren Regung
Wald verschwiegnes Nest
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Naturgedichte
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René Oberholzer (geb. 1963)
https://de.wikipedia.org/wiki/Ren%C3%A9_Oberholzer
Blindes Vertrauen
Der Hund an der langen Leine
Am Abgrund ausgerutscht
Hängt in der senkrechten Wand
Der nichtsahnende Blinde sagt
Alfie zieh nicht so
Ich komm ja schon
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Schwarzer Humor
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Tina Laukhardt (geb. 1980)
Ruhestand eines Kollegen/einer Kollegin
Hoch die Hände, Wochenende!
Musst du nicht mehr sagen.
Und dich in Zukunft auch nicht mehr
mit Bescheiden plagen.
Geniess die neue Freiheit,
so weit es eben geht.
Kein Chef kann dann noch schimpfen:
"Das kam jetzt viel zu spät".
Aktenberge, Kundenfragen:
Das willst du nicht mehr hören.
Und ob der Drucker funktioniert,
braucht dich erst recht nicht stören.
Zu protestieren, dass du gehst,
das hat wohl wenig Sinn.
Drum wünschen wir dir ganz im Ernst
den Ruhestand als Hauptgewinn.
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Gedichte und Sprüche über Arbeit
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Petra Friedel (geb. 1963)
Traumzeit
Heut‘ morgen, als der Tag mich rief,
mir lautlos um die Lider strich
und alles Wissende noch schlief
warst du bei mir. Ich spürte dich.
So ist es oft. Der erste Ton
verdrängt, was ich da in mir trag‘ -
ein Blinzeln noch: "Ich komm‘ ja schon!"
Dann übernimmt der laute Tag.
Und doch, mein Liebstes, ist es mir,
als wär‘ ich Nacht für Nacht bei Dir.
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Heimliche Liebe
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Wolfgang Lörzer (geb. 1950)
Der Allgemeinplatz
Der Allgemeinplatz lädt
uns zum Verweilen ein.
Da hat man es bequem
und ist auch nie allein.
Der Allgemeinplatz ist
beliebter Zufluchtsort.
Gedankenlose führen
dort das große Wort.
Der Allgemeinplatz ist
ein Ort, den jeder kennt.
Man kommt sehr schnell dorthin,
wenn man sich verrennt.
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Lebens-Weisheiten
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Armin Lammer (geb. 14.12.1937)
Des Kaisers neue Kleider
Samt und Seide, die sind leider
nicht die rechte Kluft für mich,
doch des Kaisers neue Kleider
trüg' ich liebend gern für dich.
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Liebessprüche
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Armin Lammer (geb. 14.12.1937)
Der fliegende Koffer
Wenn mein Koffer fliegen könnte:
Ich setzte mich sofort hinein
und flöge an der Welten Ende
um dir, Prinzessin, nah zu sein,
bis an das Ende aller Zeit.
Ein Märchen würde Wirklichkeit.
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Liebeswerben im Gedicht
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Armin Lammer (geb. 14.12.1937)
Unsere Lehrer
So sehr von ihrem Job besessen
sind viele Lehrer mit den Jahren,
dass sie die Zeit total vergessen,
in der sie selbst mal Schüler waren.
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Epigramme und Kluge Sprüche
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Matthias Jentzsch (geb. 1962)
So'n kleines Herz
Das kleine Herz da drinnen
hat derzeit ziemlich Stress,
muss sich um Dinge kümmern
vom Liebes-Business.
Da klagt der Herzensträger
so sehr vom Trennungsleid
und meint, es wird nicht besser.
Das Herz weiß gleich Bescheid.
Jetzt muss es tüchtig schlagen.
Zerbrechen darf es nicht.
Nimmt so dem Herzbesitzer
vom Schmerz ein Stück Gewicht.
Holt sich noch Unterstützung
bei der Erinnerung
genauso wie der Hoffnung.
Das hält den Chef in Schwung.
Denn eines weiß es sicher:
Die Tage sind gezählt,
bis sich zu ihm auf Dauer
ein zweites Herz gesellt.
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Flüchtige Liebe
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Otmar Heusch (geb. 1953)
Regenmusik
Regentropfen klopfen leise
musisch klingt die Melodie
Stetig und auf ihre Weise
fast wie eine Symphonie
Abgewandt von Akribie
klingt die zarte Notenpracht
Doch mit wenig Fantasie
ist Musik daraus gemacht
Dieses Lied spielt die Natur
manche hören nur ein Rauschen
Die Musik, die hört man nur
beim liebevollen Lauschen
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Regengedichte
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Arno Dippert (geb. 1973)
Ein Hauch von Nichts
Eine Seifenblase schenk ich dir
Schau sie gut an und lass dir Zeit
Es gibt sie nur im Jetzt und Hier
Ein Augenblick der Ewigkeit.
Die Hülle, so zart und rund
Schwebt ohne sich zu plagen
Scheinbar farblos und doch so bunt
Von deinem Blick getragen.
Öffne dein Herz, hör wie es lacht
Sich von der Traurigkeit entbindet
Ein Hauch von Nichts dich glücklich macht
Geräuschlos sie verschwindet.
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Schenken und Bescherung
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Christoph Sutter (geb. 1962), www.verse.ch
Schutz vor Schmutz
Man gibt, zum Start, den Menschenkindern,
um Dreck im Alltag zu vermindern,
ein Windelpack an ihren Po.
Das hält sie sauber und macht froh.
Im Lebensherbst, kurz vor dem Wintern,
da liegen für die greisen Hintern
erneut – wie schon zur Baby-Zeit –
die Windelpackungen bereit.
So weit, so gut. Nur will ich fragen:
Macht Mensch nicht in den Zwischentagen
als Windelloser, wie man weiß
im Leben meist den grössten Scheiß?
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Lebens-Weisheiten
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Christoph Sutter (geb. 1962), www.verse.ch
Optimismus
Ich war, wie meistens, ziemlich spät,
verlangte noch ein Halbpfund Brät,
schob Karren samt der Einkaufsbeute
zur Kasse hin. Die andren Leute
war’n längst zu Haus. Der Laden schloss.
Mein Fahrrad und mich selbst begoss
der Petrus, wie es schien, aus Kübeln.
Ich ließ den Tag mir nicht verübeln.
Der Regen rann von meinem Kinne,
wie von defekter Hausdachrinne,
als ich mich übern Lenker bückte
und die Pedale kraftvoll drückte.
Mir klatschte Regen ins Gesicht,
ich sah die alte Dame nicht...
So flogen hart wir auf den Teer,
die Frau schrie auf und schnaufte schwer.
Ich fühlte schuldig mich und nass.
Verteilt lag auch der ganze Spass,
den ich mir kurz zuvor erstand.
Es floss die Milch zum Strassenrand.
Im Weitern war der Teer besät
mit Popcorn, Honig, Brot und Brät.
Auch fehlte mir mein linker Schuh.
Da rief die alte Frau mir zu:
„Wir leben, junger Mann, Du siehst,
im Land, wo Milch und Honig fließt!“
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Schadenfreude im Gedicht
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Matthias Jentzsch (geb. 1962)
Erlkönig im Advent
„Komm nun endlich“, schimpft die Mutter,
zeigt dem Kind streng ihre Uhr:
„Lauf doch schon, ich muss nach Hause.
Dunkel ist's! Was guckst du nur?“
Doch das Kind schaut rauf zum Himmel:
„Sieh nur Mama, dort das Licht!“
Und die Mutter folgt den Blicken.
„Wo denn nur? Ich seh' es nicht.“
„Aber ja doch“, ruft das Kleine.
„Da, jetzt hat es einen Schweif.“
„Schluss jetzt endlich mit dem Träumen!
Ab nach Haus! Die Zeit ist reif.“
„Mama, doch! Jetzt seh' ich's wieder!
Jetzt erleuchtet es die Welt.“
„Himmelherr, was soll das heißen?
Nichts ist dort am Sternenzelt.“
„Mama, wie in der Geschichte:
Hirten kommen angerannt.
Kindlein liegt in einer Krippe.
Könige aus Morgenland.“
Eine Mutter senkt die Arme,
schaut hinauf zur schwarzen Nacht.
Endlich schmunzelnd ein Erinnern:
Was das Licht der Weihnacht macht.
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Adventsgedichte
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Matthias Jentzsch (geb. 1962)
Die Krippe
Gestern noch eine normale
Krippe randgefüllt mit Stroh,
so wie tausend solcher Krippen
Bethlehems und anderswo.
Grob gezimmert aus dem Holze,
das der Bauer eben fand,
zeugte sie auch nicht gerade
von geschickter Tischlerhand.
Wie kaum anders zu erwarten,
diente sie als Futtertrog
Eseln, Schafen und dem Ochsen,
der am Tag den Karren zog.
Doch nur eine Sternenstunde
später leuchtete ein Schein
uns und all'n das große Wunder
in die schwarze Nacht hinein.
Unter abertausend Krippen
in den Ställen dieser Welt
war's von Stund an diese eine,
von der heut' man noch erzählt.
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Gedichte um die Krippe
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Matthias Jentzsch (geb. 1962)
Weihnachten und Schafe
Die Schafe, das ist euch bekannt,
leben in Herden auf dem Land,
laufen dort hin und laufen her.
Damit das nicht die Kreuz der Quer,
sondern recht ordentlich passiert,
werden von Hirten sie geführt.
Die geben auf die Herde acht,
so auch passiert in jener Nacht,
als plötzlich eine Engelschar
laut singend zu vernehmen war.
Hallelu hier und luja da,
so kamen sie den Hirten nah.
Die rannten los hin zu dem Stall,
begleitet von der Engel Schall.
Der Rest der Story ist bekannt,
und füllt der Bibel zweiten Band.
Hätt’s damals Schafe nicht gegeben,
stünd’ zeitgleich auch kein Hirt daneben,
der Engel Botschaft wär’ verpufft
in einsamkalter Ackerluft.
Drum denkt, wenn ihr das Fest erlebt,
ehrfürchtig vor der Krippe steht,
und alles strahlt in hellem Licht:
Das gäb’ es ohne Schafe nicht.
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Kritische Weihnachtsgedichte
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Sabine Ludwigs (geb. 1964), www.sabine-ludwigs.de
Der Lichterbaum
Sieh, wie der Kinder Augen blitzen
wie sie staunen, gucken, spitzen
denn in der Stube steht ein Baum
ein wahr geword‘ner Weihnachtstraum
Er duftet frisch nach Tannengrün
auf seinen Kerzen Flammen glüh’n
in den Zweigen Kugeln hängen
und sich Zuckerengel drängen
Lametta glänzt, das hab’ ich gern
und auf der Spitze schwebt ein Stern
das Nadelkleid erstrahlt so warm
und rühret unsere Herzen an
Ach, Weihnachtsbaum, wie schön dein Schein!
In jedem Jahr soll es so sein
immer neu will ich dich sehen
in deinem gold‘nen Lichte stehen
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Weihnachtsbaum-Gedichte
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Sabine Ludwigs (geb. 1964), www.sabine-ludwigs.de
Stille Zeit
Nordwind weht und Flocken fallen
Winterfriede über allem
es ist Advent, die stille Zeit
Im Abenddunkel zünd ich dann
am Kranz die erste Kerze an
da wird das Herz mir ruhig und weit
Des einen Lichtes heller Schein
dringt leis in meine Seele ein
erfüllt mich mit Geborgenheit
Ein LED vermag das nicht
nur echter Kerzen Schimmerlicht
führt mich durch diese stille Zeit
Mehr Gedichte aus:
Stille und Besinnlichkeit
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