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Wie ich dich liebe?
Wie ich dich liebe? Lass mich zählen wie.
Ich liebe dich so tief, so hoch, so weit,
als meine Seele blindlings reicht, wenn sie
ihr Dasein abfühlt und die Ewigkeit.
Ich liebe dich bis zu dem stillsten Stand,
den jeder Tag erreicht im Lampenschein
oder in Sonne. Frei, im Recht, und rein
wie jene, die vom Ruhm sich abgewandt.
Mit aller Leidenschaft der Leidenszeit
und mit der Kindheit Kraft, die fort war, seit
ich meine Heiligen nicht mehr geliebt.
Mit allem Lächeln, aller Tränennot
und allem Atem. Und wenn Gott es giebt,
will ich dich besser lieben nach dem Tod.
(Aus dem Englischen von Rainer Maria Rilke.)
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Sonette aus dem Portugiesischen Nr. 6
Geh fort von mir. So werd ich fürderhin
in deinem Schatten stehn. Und niemals mehr
die Schwelle alles dessen, was ich bin,
allein betreten. Niemals wie vorher
verfügen meine Seele. Und die Hand
nicht so wie früher in Gelassenheit
aufheben in das Licht der Sonne, seit
die deine drinnen fehlt. Mag Land um Land
anwachsen zwischen uns, so muss doch dein
Herz in dem meinen bleiben, doppelt schlagend.
Und was ich tu und träume, schließt dich ein:
so sind die Trauben überall im Wein.
Und ruf ich Gott zu mir: Er kommt zu Zwein
und sieht mein Auge Zweier Tränen tragend.
(aus dem Englischen von Rainer Maria Rilke)
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Du hast, mein Dichter
Du hast, mein Dichter, alle Macht zu rühren
An Gottes äußersten und letzten Kreis
Und aus des Weltalls breitem Brausen leis
ein Lied zu lösen und es hinzuführen
Durch klare Stille. Deine Heilkunst weiß
Ein Gegengift zu finden, dessen Kraft
Seihst Aufgegebene noch rätselhaft
Za retten scheint. Gott gab dir das Geheiß
Dieses zu tun, so wie er mir befahl
Zu tun nach deinem Wort. Was soll ich sein:
Vergangnes oder Kommendes, dass dein
Gesang es grüße oder es beweine?
Ein Schatten, der dich mahnt an Palmenhaine?
Ein Grab, dabei du ruhst? - Du hast die Wahl.
(aus dem Englischen von Rainer Maria Rilke)
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