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Justinus Kerner (1786-1862) · Titel · Beliebteste

Alter und Winter

Alter und Winter, Herbheit der Natur!
O dass man auch im Kampf der Elemente
Noch duftend wie die Blume sterben könnte!
Doch ach! man stirbt nicht, man vertrocknet nur.

Und so vertrocknet lebt man sich zum Spott,
Hört jahrelang an seiner Bahre zimmern,
Bis endlich fällt saftlos der Leib in Trümmern,
Und wo die Seele hinfährt, weiß nur Gott.

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Augentrost

O lass es gern geschehen,
Dass dir dein Auge blind!
Was willst du denn noch sehen,
Altes, betrognes Kind?

Willst du den Lenz erzwingen
Durch buntgefärbtes Glas?
Soll dir noch Blumen bringen
Das längst verwelkte Gras?

Die lichten Regenbogen,
Die Schlösser in der Luft,
Alter! sind fortgezogen,
Du siehst nur eis'gen Duft.

Lenz, Sommer sind geschieden,
Nur Winter siehest du.
Alter! o schließ in Frieden
Die müden Augen zu.

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Bin ich auch noch so alt...

Bin ich auch noch so alt geworden,
Starb doch die junge Liebe nicht,
Und gern, wie in der frühsten Jugend,
Seh’ ich dir noch ins Angesicht.

Ja lieber noch: denn was uns freute,
Und was uns schmerzte, liegt nun hier,
Es singt nicht mehr bloß Frühlingszüge,
Mein ganzes Leben blickt aus dir.

Und wie nach noch so vielen Wettern
Ein Stern in gleichem Lichte scheint,
So blieb dein Aug’ das alte, klare,
Hast du’s auch oftmals trüb geweint.

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Bin ich auch...

Bin ich auch noch so alt geworden,
Starb doch die junge Liebe nicht,
Und gern, wie in der frühsten Jugend,
Seh’ ich dir noch ins Angesicht.

(Ausschnitt; zum kompletten Text.)

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Liebessprüche

 
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Der Kinder Angebinde

Ein Band wir, Mutter! bringen,
Das reichet Liebe dar,
Das soll dich fest umschlingen
Am Tag, der dich gebar.

Von Gold ist's keine Kette,
Kein Stoff aus fremdem Land,
Es ist an ihrer Stätte
Ein festgewobnes Band.

Wohl rührt, befreit vom Harme,
Dein Herz darunter sich.
Sieh! deiner Kinder Arme
Umschlingen, Mutter, dich!

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Muttertagsgedichte

 
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Der Zopf im Kopfe

Einst hat man das Haar frisiert,
Hat’s gepudert und geschmiert,
Dass es stattlich glänze,
Steif die Stirne begrenze.

Nun lässt schlicht man wohl das Haar,
Doch dafür wird wunderbar
Das Gehirn frisieret,
Meisterlich dressieret.

Auf dem Kopfe die Frisur,
Ist sie wohl ganz Unnatur,
Scheint mir doch passabel,
Nicht so miserabel,

Als jetzt im Gehirn der Zopf,
Als jetzt die Frisur im Kopf,
Puder und Pomade
Im Gehirn! – Gott Gnade!

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Des Arztes Traum

Was mir ein Arzt erzählte
Von einem Traume bang,
Ich euch zum Lied erwählte,
Hört freundlich den Gesang!

Er sprach: »Ich denk' mit Schauern
Stets an den tollen Traum: –
In eines Kirchhofs Mauern
Saß ich an einem Baum.

Kein goldner Vollmond schiffte
Durchs stille Rebental,
Es zuckte durch die Lüfte
Entfernter Blitze Strahl.

Ich aber saß bekommen,
Als drohte noch was mehr,
Sprach: ›Wie bin ich gekommen
Um Mitternacht hieher?‹

Ich seufzte und ich grollte,
Da hör' ich dumpfen Schall,
Als ob die Erd' entrollte
Den Grabeshügeln all.

Der Mond aus Wolkenbergen
Auf einmal strahlend bricht,
Da seh' ich, wie aus Särgen
Steigt Leich' an Leiche dicht.

Die lenken ihre Schritte
Gerade auf mich zu,
Ich aber rief: ›Ich bitte,
Ihr Toten! kehrt zur Ruh'!‹

Schnell will ich mich erheben,
Gebannt blieb ich am Baum,
Die Leichen zu mir schweben. –
O nie vergessner Traum!

Die erste wie im Grimme
Hebt auf die schwarze Hand
Und spricht mit heller Stimme:
›Mein Tod war heißer Brand.

Du aber hast gestecket
Moschus in mich hinein,
Die Glut noch mehr gewecket,
Der Tod half mir allein.‹

Drauf mit den Knochenhänden
Die zweite weist aufs Herz
Und spricht: ›So musst' ich enden,
Hier innen saß mein Schmerz.

Du aber gabst mir Pillen
Und Tränke für die Brust,
Mein Leiden hat zu stillen
Allein der Tod gewusst.‹

Die dritte kommt geschritten
Und streckt mir hin ihr Bein:
›Hättst du dies abgeschnitten,
Würd' ich noch lebend sein.

Doch du auf meine Klagen
Sprachst: Jod und Lebertran
Heilt dich in wenig Tagen, –
Der Tod nur hat's getan.‹

Die vierte mit dem Kopfe
Stets nickte hin und her:
›Wie war mir armen Tropfe
Im Leben der so schwer!

Hättst Wasser mir gegeben
Statt China immerdar,
So wär' ich noch am Leben, –
Der Tod mein Helfer war.‹

Jetzt kommt die fünfte Leiche
An Krücken zu auf mich.
Ich kenne sie, rief: ›Weiche!
Die Erde decke dich!

Fort! fort! sie deck' euch alle,
Ihr Toten! fort vom Licht!‹
Da ruft's mit grellem Schalle:
›Arzt! mit dir ins Gericht!‹

Nun kommt der Tod gegangen!
Die Leichen singen: ›Tod!
Mit Kränzen sei umfangen,
Du Retter aus der Not!

Du Arzt, der aufgefunden
Den Balsam Grabesruh';
Du bandest unsre Wunden
Sanft mit dem Sargtuch zu.‹

Und jetzt an mir vorüber
Schwebt Tod und Leichenchor;
Schnell wird der Himmel trüber,
Das Mondlicht sich verlor.

Zum Baum, wo meine Stätte,
Ein Blitzstrahl niederkracht,
Davon bin ich im Bette
Vom tollen Traum erwacht.«

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Im Herbst

Eh’ sie erstirbt, die Natur, die treue Mutter, noch einmal
Ruft sie die Kinder zu sich, reicht als Vermächtnis den Wein.

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Herbstsprüche

 
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Im Winter

Als meine Freunde,
Die Bäume, noch blühten,
Rosen und Feuer-
Lilien glühten,
Waren die Menschen
All mir bekannt,
War mir die Erde
Lieb und verwandt.
Jetzt, wo die Freunde,
Die Bäume, gestorben,
Jetzt, wo die Lieben,
Die Blumen, verdorben,
Stehen die Menschen
Kalt auf dem Schnee,
Und was sie treiben,
Macht mir nur weh.

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Kein Geburtstag

Wann du geboren, weiß ich nicht,
will’s wissen nicht, wenn ichs auch fände,
sei mir ein Kreis, ein ew’ges Licht,
wie ohne Anfang, so ohn’ Ende!

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Liegt dein Herz gedrückt...

Liegt dein Herz gedrückt an meines,
Kann ich wahrlich niemals sagen:
Sind’s die Wellen meines, deines,
Die in solcher Liebe schlagen?

Wollte nur, ich könnte legen
In dein Herz mein Herz, zu fühlen
Schmerz und Lust in gleichen Schlägen,
Gleiches Lieben, gleiches Zielen,

Dass, wenn Frieden meines fände,
Frieden dann auch fände deines,
Dass, wenn deins im Tode stände,
Dann auch ständ’ im Tode meines.

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Zweins

 
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Weisheit des Winters

Strenger Winter! kalter Weiser! schonest weder Kraut noch Gras!
Was du nur berührst, du Frost'ger! wandelst du in starres Glas.
Bunte Blüten, grüne Blätter, die der milde Sommer gab,
Schlägst du, weil du's nicht geboren, mit den harten Fäusten ab,
Rufest stolz: »Ich hab' dem Flusse klar geführet den Beweis,
Dass er gar zu wässrig fließe, dass er werden soll zu Eis.
Nachtigall, dem läpp'schen Vogel, der naiv-dumm sang bei Nacht,
Rief ich zu: Du Abgeschmackter! hab' zum Schweigen ihn gebracht.
Auch der Lerche, die durchs Fliegen himmelhoch das Fleisch verlor,
Sagt' ich kalt: Lass deinen Wahnwitz! und sie kommt nicht mehr hervor.
Und der Sonne, die getrieben tolles Wesen mannigfalt,
Sah ich streng nur ins Gesichte, und sie ward verständig kalt,
Läßt nicht mehr den Regenbogen, den phantastischen, erglühn:
Denn ich hab' ihr klar bewiesen, daß der ohne Zweck und Sinn.
Auch dem Donner in den Wolken sagt' ich ohne alle Scheu:
(Und er schweigt) - daß er nichts anders als ein kind'sches Spucken sei.
Also kam durch mein Bestreben in die Welt nun Zeit und Maß,
Ha! beim alten tollen Leben wär' sie bald erstickt in Gras.«
Strenger Winter! Rezensente! mache dich nicht allzu weiß!
Sieh! auch dir wird einstens brechen in der Brust das harte Eis!
Fluss wird fließen, Vogel singen, Sonne warm und segnend sein,
Luft wird regnen, Donner rollen, aber du wirst nimmer schrein.

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Werd' ich einst gestorben sein ...

Werd’ ich einst gestorben sein,
Werden dies und das sie sagen,
Dir doch ist bekannt allein,
Wofür hier mein Herz geschlagen.

Lass sie schwatzen immerhin
Über dem verscharrten Herzen,
Stumm, wie ich im Grabe bin,
Sei du stumm in deinen Schmerzen.

Meinen Schatten sollen nicht
Stören deines Auges Tränen,
Wenn er aus dem Sarge bricht,
Zu dir schwebt in seinem Sehnen.

Denn solang du lebest hier,
Kann ich nicht die Erde lassen,
Ohne dich, ich sag’s nur dir,
Würd’ ich selbst den Himmel hassen.

Bis gebrochen auch dein Herz,
Löst sich nicht mein Bann hienieden,
Dann erst schweb’ ich himmelwärts
Mit dir in der Sterne Frieden.

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