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Otto Julius Bierbaum (1865-1910) · Titel: 1 2 3 · Beliebteste

Ich ... war ... einmal

Oft weiß ich ganz genau: Ich ... war ... einmal;
Ich habe schon einmal all dies gesehn;
Der Baum vor meinem Fenster rauschte mir
Ganz so wie jetzt vor tausend Jahren schon;
All dieser Schmerz, all diese Lust ist nur
Ein Nochmals, Immerwieder, Spiegelung
Durch Raum und Zeit. – Wie sonderbar das ist:
Ein Fließen, Sinken, Untertauchen und
Ein neu Empor im gleichen Strome: Ich
Und immer wieder ich: Ich ... war ... einmal.

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Religiöse Gedichte

 
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Ich fuhr ins fremde, weite Land...

Ich fuhr ins fremde, weite Land; es war
Ein Fliehn vor mir, vor dir, vor allem, was
Mich täglich quält und treibt und freudlos macht.
Ich wollte frei sein und Zuschauer sein,
Die Hände auf dem Rücken fremd das Fremde sehn.
Und sieh, ich sehe nur zurück und, ach!
In mich hinein und quäle mich noch mehr
Und bin unruhiger, als je ich war.
Die bunte Welt umrauscht den Sinnenden,
Der immer nur den Nebelzügen folgt,
Die innen unaufhörlich hin und her,
Trübselge Schatten, ziehn, wie im Gebirg
Die grauen Wolken wandern. Wehe mir!
In meinem Auge ist nicht mehr das Bild
Der reichen Welt. Dem Maulwurf ward ich gleich,
Der nur die engen Gänge sieht, die er durchwühlt.

(Paris, 22. Oktober 1900.)

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Im Blätterfallen

Da nun die Blätter fallen,
Oh weh, wie fahl,
Fühl ich, wie alt ich worden bin.
Das macht mir Qual.

Die Sonne scheint. Ach, Sonne,
Wie bist du kalt.
Einst war der Herbst mir auch ein Lied.
Jetzt bin ich alt.

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Herbstgedichte

 
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Kinderlied

Ich und du und du und du,
Zwei mal zwei ist viere,
Tragen Kränze auf dem Kopf,
Kränze aus Papiere;
Rechts herum und links herum,
Röck' und Zöpfe fliegen,
Wenn wir alle schwindlig sind,
Falln wir um und liegen,
Purzelpatsch, wir liegen da,
Patschelpurz, im Grase:
Wer die längste Nase hat,
Der fällt auf die Nase.

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Neujahrs-Choral

Das ist des Weges Wende!
Nun hebt voll Dank die Hände:
Heil uns, wir stehn am Tor!
Dahinter ist es helle,
Es leuchtet auf der Schwelle
Das junge Licht hervor.

Was werden wir nun sehen,
Wenn sich die Flügel drehen?
Die immer gleiche Bahn.
Heil uns: das Ziel gewonnen!
Heil uns: aufs neu begonnen!
Der Gang hebt wieder an.

Es geht von Tor zu Toren,
Und kein Schritt ist verloren,
Geht nur die Liebe mit.
Wohl dem, den sie begleitet!
Glück ist, wohin er schreitet,
Und fröhlich jeder Schritt.

Und mag in Nacht und Tagen
Uns böses Schicksal schlagen,
Wir bleiben doch getrost:
Uns ist zu jeder Stunde,
Uns ist für jede Wunde
Ein Balsam zugelost.

Die Liebe lässt auf Erden
Nicht müd und irre werden
Und keinen einsam stehn.
Auf Jahr mit Lust und Schmerzen!
Wir wolln mit reinen Herzen
Durch deine Pforte gehn!

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Osterpredigt in Reimen

Verehrter Mitmensch, höre und vernimm
Freundwillig mit Hulden und ohne Grimm:
Dieweil es nun Ostern geworden ist,
Sollst du, von welcher Art du auch bist,
Ob Heide, Jude, Moslem, Christ,
Durchaus vergnügt im Herzen sein,
Osterwürdig und osterrein.

Mit einem Birkenreise kehre
Aus deiner Seele den Geist der Schwere!
Der Wenns und Abers und Achs und Os,
Die hart und starr dein Herz umwindet,
Dass der Geist der Leichte kaum Eingang findet,
Mache dich hurtig und heiter los!

Du brauchst nichts weiter dazuzutun,
Als dich im Grünen auszuruhn.
Da atmet sichs sehr wonnig ein,
Was dir das Herz macht frei und rein:
Der jungen Blumen frischer Hauch;
Und die Augen haben der Wonne auch,
Denn nichts ist lieblicher anzusehn,
Als wie sie da hold beisammenstehn,
Blau, weiß und rosa, klar und licht,
Der Erde süßestes Ostergedicht.

An ihnen dir ein Beispiel zu nehmen,
Sollst du, ach Mensch, dich keineswegs schämen!

Vergiss dein Gehirn eine Weile und sei
Gedankenlos dem lieben Leben
Blumeninnig hingegeben;
Vergiss dein Begehren, vergiss dein Streben
Und sei in seliger Einfalt frei
Des Zwangs, der dich durchs Hirn regiert!

Er hat dich freilich hoch geführt
Und vieles dir zu wissen gegeben,
Aber das allertiefste Leben
Wird nicht gewusst, wird nur gespürt.
Der Blumen zarte Wurzeln fühlen
Im keimlebendigen, frühlingskühlen
Erdboden mehr von ihm als du.
Und bist doch auch ein Kind der Erde.
Dass sie nicht sinnenfremd dir werde,
Wende ihr heut die Sinne zu!

Das ist der festlich tiefe Sinn
Der Ostertage: Mit Entzücken
Sollst du zum Mutterschoß dich bücken.
Gib heut, o Mensch, dich innerst zu beglücken,
Der Mutter Erde frühlingsfromm dich hin!

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Pfingsten

Zwischen Tulpenflammen und Narzissen
Springen unter schweren Fliederbüschen
Kleine Mädchen losen Haars im Garten.
Lerne, Herz! Die kleinen Mädchen wissen
Mehr vom Glück, als du; mit ihrem Springen
Loben sie den heiligen Geist der Pfingsten
Zwischen Tulpenflammen und Narzissen.

Denn der heilige Geist ist ausgegossen
In den glutenbunten Tulpenflammen,
Und er heißt: Seid fröhlich, Menschenkinder!
Jede Blume, glorienumflossen,
Ist, dem Haupt Mariens gleich, ein Abbild
Milder, tiefer, süßer Gottesliebe ...
Denn der heilige Geist ist ausgegossen.

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Pfingstomnibus

Zwei dicke Isabellen,
Die ziehn das Räderhaus,
Darinnen sieht's von hellen
Pfingstkleidern lustig aus.

Der Kutscher auf dem Bocke
Sitzt zwischen Zweigen grün;
Wunder! An seinem Rocke
Zwei Fliederbüsche blühn.

Die Peitsche lässt er wehen
Wie linden Wimpelschwung,
Die dicken Gelben gehen
Heut wie zwei Fohlen jung.

Als wenn sie heut zu Ehren
Dem Frühlingsfeiertag
Silberbeschlagen wären,
Klingt ihrer Hufe Schlag.

In hellen Resonanzen
Tönts wider der Asphalt,
Klipp-klapp von Liebe und Tanzen
Ein Lied empor mir schallt:

Ein lieber Junge ist der Mai,
Er sitzt mit grünem Kranze
Auf einer buschigen Linde frei
Und spielt uns auf zum Tanze.

Hat Augen grade so wie du,
Die wie zwei Sonnen scheinen,
Er spielt und schwingt den Takt dazu
Mit seinen nackten Beinen.

Komm, Mädel, gib mir deine Hand,
Wir wollen einen drehen,
Wie ihn der Mai, der Musikant,
Sein Lebtag nicht gesehen.

Nicht nach der Überzarten Art
Wolln wir im Kreise schleichen,
Wir tanzen heute Himmelfahrt
Und nach des Maien Geigen.

Drum fassen wir uns fest und warm
Und wirbeln uns verwegen,
Hopp, Mädel, komm! In meinen Arm
Kannst du dich ruhig legen.

So hoch des Maien Geige singt,
So hoch will ich dich heben:
Wer tanzend in die Liebe springt,
Der springt ins ewige Leben.

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Regenöde...

Regenöde, regenöde
Himmel, Land und See;
Alle Lust ist Last geworden,
Und das Herz tut weh.

(Ausschnitt; zum kompletten Text.)

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Schneelied zu Weihnachten

Du trittst mich, singt der Schnee,
Mir aber tuts nicht weh:
Ich knirsche nicht, ich singe;
Dein Fuß ist wie der Bogenstrich,
Dass meine Seele klinge.
Hör und verstehe mich -:
Getreten singe ich,
Und nichts als frohe Dinge.
Denn, die getreten sind,
Wissen, es kam ein Kind,
Gar sehr geringe,
In einem Stall zur Welt:
Das hat sein Herz wie ein leuchtendes Licht
In große Finsternis gestellt.

Es wurde zerschlagen. Verloschen ists nicht.

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Sehnsucht

Wie eine leise Glocke klingt
Die Sehnsucht in mir an;
Weiß nicht, woher, wohin sie singt,
Weil ich nicht lauschen kann.

Es treibt das Leben mich wild um,
Dröhnt um mich mit Gebraus,
Und mählich wird die Glocke stumm,
Und leise klingt sie aus.

Sie ist nur für den Feiertag
Gemacht und viel zu fein,
Als dass ihr bebebanger Schlag
Dräng in die Lärmlust ein.

Sie ist ein Ton von dorten her,
Wo alles Feier ist;
Ich wollte, dass ich dorten wär,
Wo man den Lärm vergisst.

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Sommer

Singe, meine liebe Seele,
Denn der Sommer lacht.
Alle Farben sind voll Feuer,
Alle Welt ist eine Scheuer,
Alle Frucht ist aufgewacht.

Singe, meine liebe Seele,
Denn das Glück ist da.
Zwischen Ähren, welch ein Schreiten!
Flimmernd tanzen alle Weiten,
Gott singt selbst Hallelujah.

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Spätsommer

Wenn das Gras der grünen Wiesen
Zeitig ist zur großen Mahd,
Wenn der Sommer seine Sense
Singen lässt durch reife Saat:

Dann soll deine Seele Sonne,
Kraft und Frucht und Ernte sein:
Schneide ruhig deine Ähren,
Führe deine Garben ein!

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Trennung

Es liegt in mir wie eine Wolke
Der düstre Abend, der uns schied.
Es stand kein Stern am grauen Himmel
Und von den Zweigen klang kein Lied.

Verdrossene Menschen gingen eilig
Im feuchten Dunkel uns vorbei.
Auf nasser Bank verschlungen saßen
Wortlos und herzensbang wir zwei.

Es sah der Mond durch dürre Äste.
Auf deinem Antlitz lag sein Schein
So düster-tot, - mein heimgegangnes
Glück hüllte er in Strahlen ein.

Und wenn dein Blick, dein seelenvoller,
Sich zu mir hob, in Schmerzen mild,
Aus bleichem Mondenstrahlenglanze,
Da sah ich meines Schicksals Bild:

Das Schöne, das ich still erdichtet
Und rein im Herzen aufgestellt,
Wie es vor meinem heißen Wünschen
Fliehend in Schmerz zusammenfällt.

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Vorfrühling

Sieh da: Die Weide schon im Silberpelz,
Die Birken glänzen, ob auch ohne Laub,
In einem Lichte, das wie Frühling ist.
Der blaue Himmel zeigt türkisenblau
Ganz schmale Streifen, und ich weiß, das ist
Des jungen Jahres erster Farbenklang,
Die ferne Flöte der Beruhigung:
Die Liebe hat die Flügel schon gespannt,
Sie naht gelassenen Flügels himmelher,
Bald wird die Erde bräutlich heiter sein.

Nun Herz, sei wach und halte dich bereit
Dem holden Gaste, der mit Blumen kommt
Und Liebe atmet, wie die Blume Duft.
Sei wach und glaube: Liebe kommt zu dir,
Wenn du nur recht ergeben und getrost
Dich auftust wie ein Frühlingsblumenkelch.

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