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Text (<i></i>kennzeichnet kursive Textstellen): Joachim Ringelnatz (1883-1934) Das Gesellenstück Mahagoni auf Eiche furniert. Deckel sauber scharniert. Alle Bretter gefedert, gespundet. Die Ecken fein weich gerundet. Die Seitenwände mit tief geschnitzten Weintrauben und Schellfischen geziert. Das war bei Weber in Osnabrück Mein Gesellenstück. Selbst Wasmann und Peter sagten 1910: Solch einen Sarg hätten sie noch nie gesehn. Ohne mich rühmen. Das soll einer machen. Und dabei alles selber gemacht. Die Griffe kupfergeschmiedete Drachen, Die Füße gedrechselt (((Acht, sacht, Pracht, lacht, gedacht))), Auf den Deckel in Rundschrift fein säuberlich Eingebrannt: »Sarg für Frau (Doppelpunkt Strich)«. Inwendig ein rosshaargepolstertes Bett, Rosa Pünktchen auf Gelb-Violett. Ich habe manchmal des Studiums wegen 24 Stunden darin gelegen. Da war ein durch schöne Bilder verdecktes Speiseregal zur linken Hand, Wo Camembert, Zwieback und Butter stand Und Trockengemüse und Eingewecktes. – Auf den leisesten Druck mit der Zehe im Schlaf Löste sich zu Fußende ein Kinematograph Und zeigte abwechselnd »Brudermord« Und »Torpedoangriff an Steuerbord«. Alle zwei Stunden von selbst automatisch Spielte ein Grammophon ganz zart: »Ich bin der Doktor Eisenbarth.« Außerdem roch es dort sehr sympathisch Nach Moschus, Kampfer und kalter Küche. Von wegen die Leichengerüche. Und dann die Technik und das Komfort: Kalender, das Telefon rechts am Ohr, Glühbirnen und Klingeln. Ein tolles Gewirr. Auch ein kleines, versilbertes Nachtgeschirr. – Und Wasserstandglas und Thermometer. Kurz herrlich! herrlich! – Wasmann und Peter Hätten mir glattweg fünftausend Mark Und doppelt soviel gezahlt für den Sarg. Und das war damals ein Geld, wenn man's denkt. Aber ich hänge nicht so am Golde. – Und so hab ich ihn dann meiner Tante Isolde Zum 70. Geburtstag geschenkt.
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