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Friedrich von Hagedorn (1708-1754) · Titel · Beliebteste

Der Mai

Der Nachtigall reizende Lieder
Ertönen und locken schon wieder
Die fröhlichsten Stunden ins Jahr.
Nun singet die steigende Lerche,
Nun klappern die reisenden Störche,
Nun schwatzet der gaukelnde Star.

Wie munter sind Schäfer und Herde!
Wie lieblich beblümt sich die Erde!
Wie lebhaft ist jetzo die Welt!
Die Tauben verdoppeln die Küsse,
Der Entrich besuchet die Flüsse,
Der lustige Sperling sein Feld.

Nun heben sich Binsen und Keime,
Nun kleiden die Blätter die Bäume,
Nun schwindet des Winters Gestalt;
Nun rauschen lebendige Quellen
Und tränken mit spielenden Wellen
Die Triften, den Anger, den Wald.

Wie buhlerisch, wie so gelinde
Erwärmen die westlichen Winde
Das Ufer, den Hügel, die Gruft!
Die jugendlich scherzende Liebe
Empfindet die Reizung der Triebe,
Empfindet die schmeichelnde Luft.

(gekürzt)

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Susanna im Bade

Susannens Keuschheit wird von allen hoch gepriesen:
Das junge Weib, das jeder artig fand,
tat beiden Greisen Widerstand
und hat sich keinem hold erwiesen.
Ich lobe, was wir von ihr lesen:
doch räumen alle Kenner ein;
das Wunder würde größer sein,
wenn beide Buhler jung gewesen.

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Die Vögel

In diesem Wald, in diesen Gründen
Herrscht nichts, als Freiheit, Lust und Ruh.
Hier sagen wir der Liebe zu,
Im dicksten Schatten uns zu finden:
Da find' ich dich, mich findest du.

Hier paaren sich Natur und Liebe,
Die Jugend und die Fröhlichkeit,
Die Lust und die Gelegenheit:
Und macht Gelegenheit ja Diebe;
So wird der Raub der Lust geweiht.

Die Vögel lieben hier und singen.
Es liebt der in den Lüften schwebt;
Es liebt was kaum der Fittich hebt
Und suchet aus dem Nest zu dringen:
Weil alles nach der Freiheit strebt.

Die Nachtigall in diesen Sträuchen
Gleicht durch die süße Stimme dir;
In ihrer Scherzlust gleicht sie mir:
Und sucht, uns beiden mehr zu gleichen,
Die sichern Schatten, so wie wir.

Die Lerche steiget in die Höhe.
Ihr buhlerischer Lustgesang
Verehrt und lobet lebenslang
Die freie Liebe, nicht die Ehe;
Die stete Wahl, und keinen Zwang.

Wie scherzt und hüpfet durch die Felder
Die oft gepaarte Wachtelbrut!
Die frohen Schläge, die sie tut,
Erschallen in die nahen Wälder
Und tönen nur von Lust und Mut.

Wie buhlen dort die Turteltauben:
Wer kann ihr Girren nicht verstehn?
Die Liebe macht es doppelt schön,
Und will und soll uns auch erlauben,
Das Schnäbeln ihnen abzusehn.

Der Sperling teilt sein kurzes Leben
In Zwitschern und in Lieben ein.
Man weiß, er liebet ungemein:
Will man sein Singen nicht erheben,
So wird er wohl zu trösten sein.

Noch eh' wir uns von hier entfernen,
Nimm jetzt nebst mir doch den Entschluss,
Bei jedem Scherz, bei jedem Kuss
Den Vögeln etwas abzulernen,
Das dir und mir gefallen muss.

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Die Alte

Zu meiner Zeit, zu meiner Zeit
Bestand noch Recht und Billigkeit.
Da wurden auch aus Kindern Leute,
Aus tugendhaften Mädchen Bräute;
Doch alles mit Bescheidenheit.
O gute Zeit, o gute Zeit!
Es ward kein Jüngling zum Verräter,
Und unsre Jungfern freiten später,
Sie reizten nicht der Mütter Neid.
O gute, Zeit, o gute Zeit!

Zu meiner Zeit, zu meiner Zeit
Befliss man sich der Heimlichkeit.
Genoss der Jüngling ein Vergnügen,
So war er dankbar und verschwiegen;
Doch jetzt entdeckt er's ungescheut.
O schlimme Zeit, o schlimme Zeit!
Die Regung mütterlicher Triebe,
Der Vorwitz und der Geist der Liebe
Fährt jetzt oft schon in's Flügelkleid.
O schlimme Zeit, o schlimme Zeit!

Zu meiner Zeit, zu meiner Zeit
ward Pflicht und Ordnung nicht entweiht.
Der Mann ward, wie es sich gebühret,
Von einer lieben Frau regieret,
Trotz seiner stolzen Männlichkeit.
O gute Zeit, o gute Zeit!
Die Fromme herrschte nur gelinder,
Uns blieb der Hut und ihm die Kinder;
Das war die Mode weit und breit.
O gute Zeit, o gute Zeit!

Zu meiner Zeit, zu meiner Zeit
war noch in Ehen Einigkeit.
Jetzt darf der Mann uns fast gebieten,
Uns widersprechen und uns hüten,
Wo man mit Freunden sich erfreut.
O schlimme Zeit, o schlimme Zeit!
Mit dieser Neuerung im Lande,
Mit diesem Fluch im Ehestande
Hat ein Komet uns längst bedräut.
O schlimme Zeit, o schlimme Zeit!

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Der Rabe und der Fuchs

Wurst wider Wurst. Das ist das Spiel der Welt,
Und auch der Inhalt dieser Fabel.
Ein Rabe, welcher sich auf einen Baum gestellt,
Hielt einen Käs' in seinem Schnabel.
Den Käse roch der Fuchs. Der Hunger riet ihm bald,
Dem schwarzen Räuber sich zu nahen.
Ha! spricht er, sei gegrüßt! Ist hier dein Aufenthalt?
Erblickt man hier die reizende Gestalt?
Dass du gefällst, muss, wer dich kennt, bejahen.
Erlaube mir die Lust, dich jetzo recht zu sehn ...
Ja! der Fasan muss dir an Farbe weichen.
Ist dein Gesang nur halb so schön,
So wird, an Seltenheit, dir auch kein Phönix gleichen.
Den Raben täuscht das Lob, das ihm der Falsche gab.
Er kann sich nicht vor stolzer Freude fassen.
Ich, denkt er, muss mich hören lassen,
Und sperrt den Schnabel auf. Sein Käse fällt herab,
Den gleich der Fuchs verschlingt. Er sagt: Mein schönster Rabe,
Ein Schmeichler lebt von dem, der ihn zu gerne hört,
Wie ich dir jetzt bewiesen habe.
Ist diese Lehre nicht zehn solcher Käse wert?
Des Fuchses Schüler schweigt, mit heimlichem Verlangen,
Den schlauen Fänger auch zu fangen.
Der trug einst Speck nach seinem Bau,
Und er begegnet ihm. Wie, spricht er, Hühnerfresser,
Ist jetzo Speck dein Mahl? Du lebest zu genau,
Fast wie ein Mäuschen lebt. Schalk, dein Geschmack war besser.
Sieh um, in jenen Hof. Die Hennen, die dort gehn,
Sind klügrer Füchse Kost: nichts schöners wird man sehn.
Dich sollte wohl ein solcher Anblick rühren.
Allein, du bist nicht dir, noch deinem Vater, gleich.
Sonst warst du doch an Mut und an Erfindung reich.
Da suchte dich das Glück. Der Fuchs lässt sich verführen,
Wirft seinen Fraß dahin, setzt dem Geflügel nach.
Doch jenes macht sich unter Dach,
Und krähet, ihm zum Hohn, im sichern Hühnerhause.
Kräht, ruft er, kräht! mir bleibt ein fetter Fraß zum Schmause.
Er trabt zurück, und sucht. Der frohe Rabe sitzt
Auf einem Baum, wo ihn die Höhe schützt.
Den Speck hat er verzehrt. Freund, schreit er, mit Vergnügen
Erlern' ich Füchse zu betrügen.
Gedenk' an meinen Käs', ich denk' an deine List:
Vorhin war ich ein Tor, wie du es heute bist.

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Unvermutete Antwort

Malthin, den Jüngling, fragt Macrin,
Den Rechtsgelehrsamkeit, Amt, Milz und Alter steift:
Wie nennst du einen Kerl, sprich, sprich, wie nennst du ihn,
Den man im Ehebruch ergreift?
Ich nenn' ihn langsam, spricht Malthin.

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Wo soll man echte Freundschaft finden...

Wo soll man echte Freundschaft finden?
Das Lockwort klingt doch gar zu fein,
Und kann, die Herzen zu verbinden,
Der Anlass schönster Hoffnung sein.
Man pflegt den milden Stein der Weisen
Uns, als ein Wunder, anzupreisen.
Man lehrt, er mache mehr, als reich:
Fürwahr, ihm ist die Freundschaft gleich.

(aus: Der Hase und viele Freunde)

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Die erste Liebe

O wie viel Leben, wie viel Zeit
Hab' ich, als kaum beseelt, verloren,
Eh' mich die Gunst der Zärtlichkeit
Begeistert und für dich erkoren!
Nun mich dein süßer Kuss erfreut,
O nun belebt sich meine Zeit!
Nun bin ich erst geboren!

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Bei einem Carneval

Das Spiel der Welt besteht aus Mummereien:
Ein Hofmann schleicht in priesterlicher Tracht;
Als Nonne winkt die Nymphe Schmeicheleien;
Ein Wuchrer stutzt in eines Sultans Pracht;
Der falsche Phrax erscheint im Schäferkleide;
Als Bäurin stampft die zarte Flavia;
Verblendend glänzt im stolzen Erbgeschmeide
Atossa selbst, der Läufer Zulica;
Als Fledermaus läßt Phryne sich nicht nennen,
Auch Myrtis nicht, der bunte Papagei.
O möchte man stets jedem sagen können:
Dich, Maske, kenn' ich; ... nur vorbei!

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Die Küsse

Als sich aus Eigennutz Elisse
Dem muntern Coridon ergab,
Nahm sie für einen ihrer Küsse
Ihm anfangs dreißig Schäfchen ab.

Am andern Tag erschien die Stunde,
Dass er den Tausch viel besser traf.
Sein Mund gewann von ihrem Munde
Schon dreißig Küsse für ein Schaf.

Der dritte Tag war zu beneiden:
Da gab die milde Schäferin
Um einen neuen Kuss mit Freuden
Ihm alle Schafe wieder hin.

Allein am vierten ging's betrübter,
Indem sie Heerd' und Hund verhieß
Für einen Kuss, den ihr Geliebter
Umsonst an Doris überließ.

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Wo soll man echte Freundschaft finden...

Man pflegt den milden Stein der Weisen
Uns, als ein Wunder, anzupreisen.
Man lehrt, er mache mehr, als reich:
Fürwahr, ihm ist die Freundschaft gleich.

(Aus: Der Hase und viele Freunde; zu einem größeren Ausschnitt.)

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Zu meiner Zeit...

Zu meiner Zeit, zu meiner Zeit
war noch in Ehen Einigkeit.
Jetzt darf der Mann uns fast gebieten,
Uns widersprechen und uns hüten,
Wo man mit Freunden sich erfreut.
O schlimme Zeit, o schlimme Zeit!
Mit dieser Neuerung im Lande,
Mit diesem Fluch im Ehestande
Hat ein Komet uns längst bedräut.
O schlimme Zeit, o schlimme Zeit!

(Ausschnitt; zum kompletten Text.)

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Der Alte

Ich werde viel älter und Schwermut und Plage
Droht meiner schon sinkenden Hälfte der Tage:
Kaum wallet noch weiter mein zögerndes Herz
Bei winkenden Freuden, bei lockendem Scherz.

Die schmeichelnde Falschheit der lachenden Erben
Verheißt mir das Leben und wünschet mein Sterben:
Ein fingernder Doktor besalbt mir den Leib:
Bald lärmet der Pfarrer, bald predigt mein Weib.

Die warnenden Kenner der Wetter und Winde,
Die stündlichen Forscher: Wie ich mich befinde?
Die tränenden Augen, die keichende Brust
Entkräften den Liebreiz, verscheuchen die Lust.

Nun soll mich doch einmal mein Leibarzt nicht stören.
Verjüngende Freunde, hier trink ich mit Ehren!
Weib, Pfarrer und Erben, nur nicht zu genau!
Hier frag' ich nicht Pfarrer, nicht Erben, noch Frau.

Im Beisein der Alten verstellt sich die Jugend:
Sie trinkt nur bei Tropfen, sie durstet vor Tugend;
Ich ehrlicher Alter verstelle mich auch,
Bezeche den Jüngling und leere den Schlauch.

Mein Auge wird heller: wer höret mich keichen?
Ich suche der mutigen Jugend zu gleichen;
Und will, auch im Alter, bei Freunden und Wein,
Kein Tadler der Freuden, kein Sonderling sein.

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