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Hasenweisheit
Es saß ein Has’ einstmals im Feld herum,
der sah und fand: Die Erde, die ist nicht krumm!
Und sah ein großes Hufentier mit Beinen,
sehr lang und länger als die kleinen seinen.
Sprach darum laut und flugs zu jenem Pferde:
"Nur hüja, hüja, hopp hussa, Galopp!
Renn schnell mal rundrum um die runde Erde!
Ich will bloß sehen, ob das stimmt, flott hopp,
dass du dann hintrum solltest wiederkehren.
So schaust du dir den ganzen Erdball an,
und niemand soll dir Haferschmaus verwehren!
Doch fall mir nicht in den tiefen Ozean!"
Das Pferd lief los, verschwand und kam nie wieder,
vielleicht war ihm der Holper-Has’ zu nieder.
Der schlug sich bald die Löffel auf die Augen:
Schul’ und Gelehrten wird er nichts mehr glauben!
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Heute sollen nicht nur fünfzig Kerzen...
Heute sollen nicht nur fünfzig Kerzen,
sondern auch die Lampen bunter brennen!
Gratulieren wollen wir von Herzen,
flugs durch deine Lebenskurven rennen.
Lieber [Name], leugnen hilft dir nicht,
warst mit Zwanzig ein gar loser Wicht.
Doch mit Dreißig schlug dein Ruder um,
für Karriere machtest du dich krumm.
Da mit Vierzig die Erfolge sprossen,
sei dein Leben jetzt nur noch genossen.
Weiter wünsch’ ich Glück, Gesundheit, Wohlergehen
und beim nächsten Runden frohes Wiedersehen!
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Ich bin ein Traum...
Ich bin ein Traum
und kann nur sein aus dir.
Wie du erlebst
dein Grauen und die Wollust
in meinen Bildern,
bin ich lebendig,
wenn du mein Scheinen ansiehst
in Schlaf und Tag.
Denn sonst erlösche ich
in Morgens Bö.
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Jauchzer
o wie grün dieser Sommer
nur die Kornfelder flecken
in den smaragdenen Ozean
Feuerwerk tanzen die Pflanzen
unter Blitzen und Schwüle
trunkenen Reigen als wären sie irre
ach wie mischt es uns unter
wie wir schmelzen in Transparenz
ausbrechen in Weite und Schweiß
zu glühenden Schatten überwunden!
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Kommt zu End das Jahr...
Kommt zu End das Jahr in seinem Lauf,
Weihnachtsfeiern gibt es da zuhauf.
Wo mit Liebsten und Kollegen man tummelt,
sei’s in Firma oder dem Verein,
wird beim Schmaus besinnlich jetzt gebummelt.
Allen soll nur Fried und Freude sein!
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Laudzi
sitzt auf lächelndem Stier
dem Buckel der Welt
raunt freundlich in seinen Bart
was nicht mehr sein kann
sei noch am wesen
was nicht mehr wese
sei das wesen -
lässt sich tragen
ins uralte Vergessen
ruhend in sanftem Traben
lässt sich gleiten
ins entvölkerte Exil
ist kräftig leer
von beredter Stille
und wird weiter gebraucht
(Dieser Text in ein Bild integriert findet sich in Wortvision.)
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Mein erstes Geburtstagsgedicht
Zum Geburtstag ein Gedicht,
das sei nun für dich begonnen!
Solche Gabe gab’s noch nicht
von mir selbst, ich will nicht schonen
Hosenboden und Reimepflicht.
Will dir schöne Worte sagen,
schmuck, doch wahr! Zu unsrem Ruhm
solln sie schlanke Versfüß’ tragen,
die bestünden Dudens Zoom.
Und natürlich Glück dir wünschen.
Schön und nötig hier dies Wörtchen:
wünschen, doch was darauf reimen?
Zettelknüllen, mich fest dran leimen
hilft nicht - fort aufs stille Örtchen,
bis sich dort die Kacheln tünschen.
Nun ist’s schon geschehn: Die Reime
werden immer schlimmer, im Schleime
rutsch ich und was mach ich bloß?
Selbst im Kulli steckt ein Kloß!
Deshalb jetzt nur noch ein kurzer Spruch:
Trag’ Geburtstag und Gedicht wie ein Mann;
Alter und Lyrik sind nicht immer Fluch.
Doch reiche bitte gleich mir Glas und Tuch,
damit den Durst und Schweiß ich löschen kann.
Der tut arg aus meinen Drüsen schießen,
seit die coolen Musen mich verließen.
Hach, für dich und mich zum Glück ist Ende,
mit Wisch und Prost zu dir ich endlich wende!
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Bauschutt - die Wüste
wächst - ob’s schön wird
wie vorher?
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Nachrichtenlage zum Dreißigsten
Schlechte Nachricht:
Man muss es wohl verschrein,
jetzt mit Dreißig
sollst du erwachsen sein!
Gute Nachricht:
Sei nicht zu sehr beklommen,
hast zehn Jahre
Aufschub geschenkt bekommen.
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Nicht nur um Finger...
Nicht nur um Finger,
sogar um deine Stöckel
kannst du mich wickeln!
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Nie der Fuß...
Nie der Fuß, aber
das Lächeln der Nachbarin
betritt schon mein Heim.
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Ob du drehst...
Ob du drehst in einem schnellen Rade,
bitter zweifelnd bist und schlecht gelaunt,
ausgeliefert oder stumm erstaunt:
Dank zu sagen sei dir nie zu schade!
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Regatta
die Zeit
beschleunigt
der Wellenkamm steigt und steigt
ein paar Surfer darauf
Punkte Pünktchen bald
durch Höhe oder Fall verwischt
wir paddeln hinterher
längst abgehängt
in planem Gewässer
uneinholbar beschleunigt
die Zeit
vielleicht zu überholen
mit Innehalten
nicht erschlagen werden
wenn sie bricht
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Regen am Fenster...
Regen am Fenster befrage
über die Jahreszeit
die ihn trinkt und ausdünstet
traue nicht mehr dem Kalender
lenken dich irr die Zeichen
Pappelblätter verdorrt
Ei im Sperlingsnest
wie willst du tasten und horchen
Milchwasser säugte die Jahre
schwemmt sie wieder hinweg
Quell und Mündung sind eins -
unspürsam, was bleibst du?
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Schattenbindung
auf weißem Strand
übersät von Muschelschalen und Steinen
bilden wir uns ab
Hände reichen sich bloß
unsere Schatten
Busch der Gelegenheit
ist ein angespültes Astskelett
unter milchblauem Himmel
vor der eisblauen See
zwischen dimmernden Horizonten
und ganz allein
(Dieser Text in ein Bild integriert findet sich in Wortvision.)
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