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Wilhelm Müller (1794-1827) · Titel: 1 2 · Beliebteste

Der Lindenbaum

Am Brunnen vor dem Tore
Da steht ein Lindenbaum:
Ich träumt' in seinem Schatten
So manchen süßen Traum.

Ich schnitt in seine Rinde
So manches liebe Wort;
Es zog in Freud' und Leide
Zu ihm mich immer fort.

Ich musst' auch heute wandern
Vorbei in tiefer Nacht,
Da hab' ich noch im Dunkel
Die Augen zugemacht.

Und seine Zweige rauschten,
Als riefen sie mir zu:
Komm her zu mir, Geselle,
Hier findst du deine Ruh'!

Die kalten Winde bliesen
Mir grad' ins Angesicht,
Der Hut flog mir vom Kopfe,
Ich wendete mich nicht.

Nun bin ich manche Stunde
Entfernt von jenem Ort,
Und immer hör' ich's rauschen:
Du fändest Ruhe dort!

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Der Berghirt

Wenn auf dem höchsten Fels ich steh',
In's tiefe Tal hernieder seh'
Und singe,

Fern aus dem tiefen dunkeln Tal
Schwingt sich empor der Wiederhall
Der Klüfte.

Je weiter meine Stimme dringt,
Je heller sie mir wiederklingt
Von unten.

Mein Liebchen wohnt so fern von mir,
Drum sehn' ich mich so heiß nach ihr
Hinüber!

Viel steile Berge vor mir stehn,
Die Flüsse schäumend sich ergehn
Im Tale.

Der Aar sich in die Wolken schwingt,
Die Gämse durch die Klüfte springt
Hinüber!

Die Wolken ruhen auf der Höh',
Und durch die Nebel glänzt der Schnee
Der Gipfel.

Je stolzer mir mein Mädchen tut,
Je höher steigt empor mein Mut
In Liebe.

Ein Glöckchen klingt im stillen Tal,
Die Essen rauchen überall
Im Dorfe.

Ach, Mädchen, Mädchen, nimm mich bald!
Es ist so öd', es ist so kalt
Hier oben.

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Die Meere

Alle Winde schlafen
Auf dem Spiegel der Flut;
Kühle Schatten des Abends
Decken die müden zu.

Luna hängt sich Schleier
Über ihr Gesicht,
Schwebt in dämmernden Träumen
Über die Wasser hin.

Alles, Alles stille
Auf dem weiten Meer!
Nur mein Herz will nimmer
Mit zur Ruhe gehn.

In der Liebe Fluten
Treibt es her und hin,
Wo die Stürme nicht ruhen,
Bis der Nachen sinkt.

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Ungeduld

Ich schnitt’ es gern in alle Rinden ein,
Ich grüb’ es gern in jeden Kieselstein,
Ich möcht’ es sä’n auf jedes frische Beet
Mit Kressensamen, der es schnell verrät,
Auf jeden weißen Zettel möcht’ ich’s schreiben:
Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben.

Ich möcht’ mir ziehen einen jungen Star,
Bis dass er spräch’ die Worte rein und klar,
Bis er sie spräch’ mit meines Mundes Klang,
Mit meines Herzens vollem, heißem Drang;
Dann säng’ er hell durch ihre Fensterscheiben:
Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben.

Den Morgenwinden möcht’ ich hauchen ein,
Ich möcht’ es säuseln durch den regen Hain;
O, leuchtet’ es aus jedem Blumenstern!
Trüg’ es der Duft zu ihr von nah und fern!
Ihr Wogen, könnt ihr nichts als Räder treiben?
Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben.

Ich meint’, es müsst’ in meinen Augen stehn,
Auf meinen Wangen müsst’ man’s brennen sehn,
Zu lesen wär’s auf meinem stummen Mund,
Ein jeder Atemzug gäb’s laut ihr kund;
Und sie merkt nichts von all’ dem bangen Treiben:
Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben!

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Gute Nacht

Fremd bin ich eingezogen,
Fremd zieh' ich wieder aus.
Der Mai war mir gewogen
Mit manchem Blumenstrauß.
Das Mädchen sprach von Liebe,
Die Mutter gar von Eh' -
Nun ist die Welt so trübe,
Der Weg gehüllt in Schnee.

Ich kann zu meiner Reisen
Nicht wählen mit der Zeit:
Muss selbst den Weg mir weisen
In dieser Dunkelheit.
Es zieht ein Mondenschatten
Als mein Gefährte mit,
Und auf den weißen Matten
Such' ich des Wildes Tritt.

Was soll ich länger weilen,
Bis man mich trieb' hinaus?
Lass irre Hunde heulen
Vor ihres Herren Haus!
Die Liebe liebt das Wandern, -
Gott hat sie so gemacht -
Von Einem zu dem Andern -
Fein Liebchen, Gute Nacht!

Will dich im Traum nicht stören,
Wär' Schad' um deine Ruh',
Sollst meinen Tritt nicht hören -
Sacht, sacht die Türe zu!
Ich schreibe nur im Gehen
Ans Tor noch gute Nacht,
Damit du mögest sehen,
Ich hab' an dich gedacht.

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Die Biene

Biene, dich könnt' ich beneiden,
Könnte Neid im Frühling wachsen,
Wenn ich dich versunken sehe,
Immer leiser leiser summend,
In dem rosenroten Kelche
Einer jungen Apfelblüte.
Als die Knospe wollte springen
Und verschämt es noch nicht wagte,
In die helle Welt zu schauen,
Jetzo kamst du hergeflogen
Und ersahest dir die Knospe;
Und noch eh' ein Strahl der Sonne
Und ein Flatterhauch des Zephyrs
Ihren Kelch berühren konnte,
Hingest du daran und sogest.
Sauge, sauge! – Schwer und müde
Fliegst du heim nach deiner Zelle:
Hast dein Tagewerk vollendet,
Hast gesorgt auch für den Winter!

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Die Himmelfahrt

Dank deinem Kusse ganz allein, nun flieg’ ich in den Himmel,
Und hasche mit den Engeln mich im seligen Gewimmel.
Sie jagen mich, sie greifen mich, sie wollen gern mich fangen,
Ich reiß' mich los und laufe heim, zu küssen deine Wangen.

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Alles zu seiner Zeit

Ach, wie treiben’s doch die Narren mit den Weisen hier auf Erden!
Weiser, lern’ zu rechter Zeit auch einmal ein Narr zu werden.

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Weihnachten

Unser Gott ist Kind geworden,
Auf, ihr Kindlein aller Orten,
Tretet an die Wiege sein!
All ihr Alten dieser Erden
Müsset neu zu Kindern werden,
Soll das Kind euch freundlich sein.

Leget ab die Eisenröcke,
Leget ab die goldnen Röcke,
Wollt ihr zu dem Kindlein gehn;
Leget ab die weisen Falten,
Die um eure Stirne walten,
Wird das Kind euch gerne sehn.

Lasset Zorn und Hader fahren,
Feind mit Feind sich freundlich paaren,
Ausgestrichen alle Schuld!
Wie ja Gott zu einem Kinde,
Will vergeben alle Sünde,
Recht in süßer Kindeshuld.

Legt auch ab das Glanzgeschmeide,
Kleidet euch mit weißem Kleide,
Wies den Kindern wohlgefällt;
Dazu wolln wir Blumen pflücken,
Unser Haupt damit zu schmücken,
Kleine Blumen aus dem Feld.

Mutter, laß dein Kind uns sehen!
Auch drei Kön'ge draußen stehen,
Kommen her aus fernem Land.
Heb die Decke von der Wiege,
Dass es offen vor uns liege,
Das vielholde Liebespfand!

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Der Wegweiser

Was vermeid ich denn die Wege,
Wo die andern Wandrer gehn,
Suche mir versteckte Stege
Durch verschneite Felsenhöhn?

Habe ja doch nichts begangen,
Dass ich Menschen sollte scheu’n -
Welch ein törichtes Verlangen
Treibt mich in die Wüstenein?

Weiser stehen auf den Straßen,
Weisen auf die Städte zu,
Und ich wandre sonder Maßen
Ohne Ruh und suche Ruh.

Einen Weiser seh ich stehen
Unverrückt vor meinem Blick;
Eine Straße muss ich gehen,
Die noch keiner ging zurück.

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Ich schnitt' es gern...

Ich schnitt’ es gern in alle Rinden ein,
Ich grüb’ es gern in jeden Kieselstein,
Ich möcht’ es sä’n auf jedes frische Beet
Mit Kressensamen, der es schnell verrät,
Auf jeden weißen Zettel möcht’ ich’s schreiben:
Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben.

(Ausschnitt; zum kompletten Text.)

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Liebessprüche

 
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König Wein

Der König, dem ich diene,
Als treuer, tapfrer Held,
Er ist der größte König
In Gottes weiter Welt.

Die Fahne, der ich folge,
Sie ist ein grüner Zweig,
Der weht vor allen Schenken
In meines Königs Reich.

Ich trage seine Farbe
In meinem Angesicht:
Auf Kragen und Rabatten
Sieht unser König nicht.

Hochrot ist seine Farbe,
Glänzt wie ein Edelstein,
Die Farbe unsrer Feinde
Hat matten, bleichen Schein.

Ihr General und König
Wird Durst auf Deutsch genannt,
Zieht sengend und verbrennend
Durch unsres Königs Land.

Bibamus, eh bibamus!
Ist unser Feldgesang,
Und unsre Schlachttrompete
Ist voller Gläser Klang.

Auch fehlen nicht die Trommeln,
Auch donnert mancher Schuss:
Wir schlagen auf die Tische,
Wir stampfen mit dem Fuß.

Wir haben scharf geladen,
Wir führen gut Gewehr:
Kanonen sind die Flaschen,
Von edlem Safte schwer.

Wohlauf, wohlauf zum Siege!
Die Nase und der Bart
Sind besser, als im Helme,
In einem Glas bewahrt.

Und wirft ein Hieb mich nieder
In diesem wilden Strauß,
Ich schlafe jede Wunde
In wenig Stunden aus.

Heil dir, mein großer König,
Heil dir und deinem Thron,
Und allen treuen Brüdern
In deinem edlen Fron!

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Trinklieder

 
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Erstarrung

Ich such' im Schnee vergebens
Nach ihrer Tritte Spur,
Hier, wo wir oft gewandelt
Selbander durch die Flur.

Ich will den Boden küssen,
Durchdringen Eis und Schnee
Mit meinen heißen Tränen,
Bis ich die Erde seh'.

Wo find' ich eine Blüte,
Wo sind' ich grünes Gras?
Die Blumen sind erstorben,
Der Rasen sieht so blass.

Soll denn kein Angedenken
Ich nehmen mit von hier?
Wenn meine Schmerzen schweigen,
Wer sagt mir dann von ihr?

Mein Herz ist wie erfroren,
Kalt starrt ihr Bild darin:
Schmilzt je das Herz mir wieder,
Fließt auch das Bild dahin.

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April

Leichtsinnig, launig, neckisch, ausgelassen,
Wandl' ich in jeder Stunde Leib und Sinn:
Kaum weiß ich selbst, wie ich beschaffen bin,
Wie sollen mich die fremden Leute fassen?

Hier werf' ich einen Schneeball durch die Gassen,
Dort schweb' ich blau in jungen Düften hin,
Bald streich' ich sanft der Schönen weiches Kinn,
Bald sagen sie, ich wäre grob im Spaßen.

Gern wollt' ich dir noch Vieles von mir sagen,
Doch drückt mich des Sonettes enges Band,
Das mir die Muse um den Mund geschlagen.

Sie sprach: Ich kenne dich als ungezogen,
Und jener Herr hat in dem welschen Land
Der besten Sitt' als Kavalier gepflogen.

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Amor, ein Sprachlehrer

Amor ist ein Sprachverderber,
Wortverdreher, Lautverwirrer,
Der beim großen Turm zu Babel
Schon die Händ' im Spiele hatte.
Wenn ich weine, raunt er leise
Mir ins Ohr etwas von Wonne;
Wenn ich schmachte, lässt er dennoch
Reden mich von Seligkeiten.
In dem lauten Schwarm der Feste
Muss ich, diesem Lehrer folgend,
Sagen, dass ich einsam stehe,
Und im einsam stillen Haine
Darf ich mich allein nicht nennen.
Bittersüß und lieblichherbe,
Grausam mild und labend schmerzlich,
Solche Reden hat er viele
Stehn in seinem Wörterbuche,
Das die größten Sprachgelehrten
Mir nicht auszudeuten wagen,
Und mit dem ich alle Tage
Mehr mein bisschen Deutsch verlerne.

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Wilhelm Müller (1794-1827) · Titel: 1 2 · Beliebteste

 

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