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Emanuel Geibel (1815-1884) · Titel: 1 2 3 · Beliebteste

Für Musik

Nun die Schatten dunkeln,
Stern an Stern erwacht:
Welch ein Hauch der Sehnsucht
Flutet in der Nacht!

Durch das Meer der Träume
Steuert ohne Ruh',
Steuert meine Seele
Deiner Seele zu.

Die sich dir ergeben,
Nimm sie ganz dahin!
Ach, du weißt, dass nimmer
Ich mein eigen bin.

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Sehnsucht im Gedicht

 
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Herbstgefühl

O wär’ es bloß der Wange Pracht,
Die mit den Jahren flieht!
Doch das ist’s, was mich traurig macht,
Dass auch das Herz verblüht;

Dass, wie der Jugend Ruf verhallt
Und wie der Blick sich trübt,
Die Brust, die einst so heiß gewallt,
Vergisst, wie sie geliebt.

Ob von der Lippe dann auch kühn
Sich Witz und Scherz ergießt,
’s ist nur ein heuchlerisches Grün,
Das über Gräbern sprießt.

Die Nacht kommt, mit der Nacht der Schmerz
Der eitle Flimmer bricht;
Nach Tränen sehnt sich unser Herz
Und findet Tränen nicht.

Wir sind so arm, wir sind so müd’,
Warum, wir wissen’s kaum;
Wir fühlen nur, das Herz verblüht,
Und alles Glück ist Traum.

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Herbstklage

O weh, wie ist so rasch dahin
Der grüne Sommer gegangen
Und hat mir doch den trüben Sinn
Mit Freuden nicht umfangen!
Dem Maien wollt’ ich bieten Gruß,
Da hör' ich schon um meinen Fuß
Die fallenden Blätter rauschen.

O weh, nun hab’ ich wieder ein Jahr
Geharrt auf Glück und Frommen,
Und ist das Glück doch nimmerdar
An meine Tür gekommen;
Oder es kam in Nächten tief,
Da ich festen Schlummer schlief,
Und ist vorübergezogen.

Mein Leben deucht’ mir als ein Traum,
Den ich geträumet habe;
Rechter Freude denk’ ich kaum,
Seitdem ich war ein Knabe.
Tanz und Sang zergeht mit Gram,
Und wenn die Liebe Abschied nahm,
Wohl nimmer kehret sie wieder.

Die Welt ward falsch und eitel Schein,
Wie soll sie mir gefallen?
An Bechers Rande blinkt der Wein,
Doch drunten schwimmen die Gallen.
Was ich redlich focht, misslang,
Was ich fröhlich sang, verklang
Wie Herbstwind über den Stoppeln.

O weh, nun bin ich gar allein
Mit meinem Harm geblieben.
Dahin mein Jugendsonnenschein!
Dahin mein Singen und Lieben!
Der Abend graut, die Luft geht kalt -
Winter, Winter, kommst du bald,
Auf meinen Hügel zu schneien?

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Herbstlich sonnige Tage

Herbstlich sonnige Tage,
Mir beschieden zur Lust,
Euch mit leiserem Schlage
Grüßt die atmende Brust.

O wie waltet die Stunde
Nun in seliger Ruh'!
Jede schmerzende Wunde
Schließet leise sich zu.

Nur zu rasten, zu lieben,
Still an sich selber zu baun
Fühlt sich die Seele getrieben
Und mit Liebe zu schaun.

Und so schreit' ich im Tale,
In den Bergen, am Bach
Jedem segnenden Strahle,
Jedem verzehrenden nach.

Jedem leisen Verfärben
Lausch' ich mit stillem Bemühn,
Jedem Wachsen und Sterben,
Jedem Welken und Blühn.

Selig lern' ich es spüren,
Wie die Schöpfung entlang
Geist und Welt sich berühren
Zu harmonischem Klang.

Was da webet im Ringe,
Was da blüht auf der Flur,
Sinnbild ewiger Dinge
Ist's dem Schauenden nur.

Jede sprossende Pflanze,
Die mit Düften sich füllt,
Trägt im Kelche das ganze
Weltgeheimnis verhüllt.

Schweigend blickt's aus der Klippe,
Spricht im Wellengebraus,
Doch mit heiliger Lippe
Deutet die Mus' es aus.

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Herbstgedichte

 
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Hochsommer

Von des Sonnengotts Geschossen
Liegen Wald und Flur versengt,
Drüber, wie aus Stahl gegossen,
Wolkenlose Bläue hängt.

In der glutgeborstnen Erde
Stirbt das Saatkorn, durstig ächzt
Am versiegten Bach die Herde,
Und der Hirsch im Forste lechzt.

Kein Gesang mehr in den Zweigen!
Keine Lilie mehr am Rain! –
O wann wirst du niedersteigen,
Donnerer, wir harren dein.

Komm, o komm in Wetterschlägen!
Deine Braut vergeht vor Weh –
Komm herab im goldnen Regen
Zur verschmachtenden Danae!

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Hoffnung

Und dräut der Winter noch so sehr
Mit trotzigen Gebärden,
Und streut er Eis und Schnee umher,
Es muss doch Frühling werden.

Und drängen die Nebel noch so dicht
Sich vor den Blick der Sonne,
Sie wecket doch mit ihrem Licht
Einmal die Welt zur Wonne.

Blast nur, ihr Stürme, blast mit Macht,
Mir soll darob nicht bangen,
Auf leisen Sohlen über Nacht
Kommt doch der Lenz gegangen.

Da wacht die Erde grünend auf,
Weiß nicht, wie ihr geschehen,
Und lacht in den sonnigen Himmel hinauf
Und möchte vor Lust vergehen.

Sie flicht sich blühende Kränze ins Haar
Und schmückt sich mit Rosen und Ähren
Und lässt die Brünnlein rieseln klar,
Als wären es Freudenzähren.

Drum still! Und wie es frieren mag,
O Herz, gib dich zufrieden;
Es ist ein großer Maientag
Der ganzen Welt beschieden.

Und wenn dir oft auch bangt und graut,
Als sei die Höll’ auf Erden,
Nur unverzagt auf Gott vertraut!
Es muss doch Frühling werden.

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Ich sah den Wald sich färben

Ich sah den Wald sich färben,
Die Luft war grau und stumm;
Mir war betrübt zum Sterben,
Und wusst’ es kaum, warum.

Durchs Feld vom Herbstgestäude
Hertrieb das dürre Laub;
Da dacht’ ich: Deine Freude
Ward so des Windes Raub.

Dein Lenz, der blütenvolle,
Dein reicher Sommer schwand;
An die gefrorne Scholle
Bist du nun festgebannt.

Da plötzlich floss ein klares
Getön in Lüften hoch:
Ein Wandervogel war es,
Der nach dem Süden zog.

Ach, wie der Schlag der Schwingen,
Das Lied ins Ohr mir kam,
Fühlt ich’s wie Trost mir dringen
Zum Herzen wundersam.

Es mahnt’ aus heller Kehle
Mich ja der flücht’ge Gast:
Vergiss, o Menschenseele,
Nicht, dass du Flügel hast!

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Krokodilromanze

Ich bin ein altes Krokodil
Und sah schon die Osirisfeier;
Bei Tage sonn' ich mich im Nil,
Bei Nacht am Strande leg' ich Eier.

Ich weiß mit list'gem Wehgekreisch
Mir stets die Mahlzeit zu erwürken;
Gewöhnlich fress' ich Mohrenfleisch
Und Sonntags manchmal einen Türken.

Und wenn im gelben Mondlicht rings
Der Strand liegt und die Felsenbrüche,
Tanz' ich vor einer alten Sphinx
Und lausch' auf ihrer Weisheit Sprüche.

Die Klauen in den Sand gepflanzt,
Tiefsinnig spricht sie: »Tochter Thebens,
Friss nur, was du verdauen kannst!
Das ist das Rätsel deines Lebens.«

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Lass nur zu deines Herzens Toren...

Lass nur zu deines Herzens Toren
Der Pfingsten vollen Segen ein,
Getrost, und du wirst neugeboren
Aus Geist und Feuerflammen sein.

(Ausschnitt; zum kompletten Text.)

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Liebe, die von Herzen...

Liebe, die von Herzen liebt,
Ist am reichsten, wenn sie gibt;
Liebe, die von Opfern spricht,
Ist schon rechte Liebe nicht.

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Liebessprüche

 
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Minnelied

Es gibt wohl manches, was entzücket,
Es gibt wohl vieles, was gefällt;
Der Mai, der sich mit Blumen schmücket,
Die güldne Sonn' im blauen Zelt.
Doch weiß ich eins, das schafft mehr Wonne
Als jeder Glanz der Morgensonne,
Als Rosenblüt' und Lilienreis:
Das ist, getreu im tiefsten Sinne
Zu tragen eine fromme Minne,
Davon nur Gott im Himmel weiß.

Wem er ein solches Gut beschieden,
Der freue sich und sei getrost!
Ihm ward ein wunderbarer Frieden,
Wie wild des Lebens Brandung tost.
Mag alles Leiden auf ihn schlagen:
Sie lehrt ihn nimmermehr verzagen,
Sie ist ihm Hort und sichrer Turm;
Sie bleibt im Labyrinth der Schmerzen
Die Fackelträgerin dem Herzen,
Bleibt Lenz im Winter, Ruh' im Sturm.

Doch suchst umsonst auf irrem Pfade
Die Liebe du im Drang der Welt;
Denn Lieb' ist Wunder, Lieb' ist Gnade,
Die wie der Tau vom Himmel fällt.
Sie kommt wie Nelkenduft im Winde,
Sie kommt, wie durch die Nacht gelinde
Aus Wolken fließt des Mondes Schein;
Da gilt kein Ringen, kein Verlangen,
In Demut magst du sie empfangen,
Als kehrt' ein Engel bei dir ein.

Und mit ihr kommt ein Bangen, Zagen,
Ein Träumen aller Welt versteckt;
Mit Freuden musst du Leide tragen,
Bis aus dem Leid ihr Kuss dich weckt;
Dann ist dein Leben ein geweihtes,
In deinem Wesen blüht ein zweites,
Ein reineres von Licht und Ruh';
Und todesfroh in raschem Fluten
Fühlst du das eigne Ich verbluten,
Weil du nur wohnen magst im Du.

Das ist die köstlichste der Gaben,
Die Gott dem Menschenherzen gibt,
Die eitle Selbstsucht zu begraben,
Indem die Seele glüht und liebt.
O süß Empfangen, sel'ges Geben!
O schönes Ineinanderweben!
Hier heißt Gewinn, was sonst Verlust.
Je mehr du schenkst, je froher scheinst du,
Je mehr du nimmst, je sel'ger weinst du -
O gib das Herz aus deiner Brust!

In ihrem Auge deine Tränen,
Ihr Lächeln sanft um deinen Mund,
Und all dein Denken, Träumen, Sehnen,
Ob's dein, ob's ihr, dir ist's nicht kund.
Wie wenn zwei Büsche sich verschlingen,
Aus denen junge Rosen springen,
Die weiß, die andern rot erglüht,
Und keiner merkt, aus wessen Zweigen
Die hellen und die dunkeln steigen:
So ist's; du fühlest nur: es blüht.

Es blüht; es ist ein Lenz tiefinnen,
Ein Geisteslenz für immerdar;
Du fühlst in dir die Ströme rinnen
Der ew'gen Jugend wunderbar.
Die Flammen, die in dir frohlocken,
Sind stärker als die Aschenflocken,
Mit denen Alter droht und Zeit;
Es leert umsonst der Tod den Köcher,
So trinkst du aus der Liebe Becher
Den süßen Wein: Unsterblichkeit.

Spät ist es - hinter dunkeln Gipfeln
Färbt golden sich der Wolken Flaum;
Tiefrötlich steigt aus Buchenwipfeln
Der Mond empor am Himmelssaum.
Der Wind fährt auf in Sprüngen, losen,
Und spielet mit den weißen Rosen,
Die rankend blühn am Fenster mir.
O säuselt, säuselt fort, ihr Lüfte,
Und tragt, getaucht in Blumendüfte,
Dies Lied und meinen Gruß zu ihr!

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Mittagszauber

Im Garten wandelt hohe Mittagszeit,
Der Rasen glänzt, die Wipfel schatten breit;
Von oben sieht, getaucht in Sonnenschein
Und leuchtend Blau, der alte Dom herein.

Am Birnbaum sitzt mein Töchterchen im Gras;
Die Märchen liest sie, die als Kind ich las;
Ihr Antlitz glüht, es ziehn durch ihren Sinn
Schneewittchen, Däumling, Schlangenkönigin.

Kein Laut von außen stört; 's ist Feiertag –
Nur dann und wann vom Turm ein Glockenschlag!
Nur dann und wann der mattgedämpfte Schall
Im hohen Gras von eines Apfels Fall!

Da kommt auf mich ein Dämmern wunderbar;
Gleichwie im Traum verschmilzt, was ist und war:
Die Seele löst sich und verliert sich weit
Ins Märchenreich der eignen Kinderzeit.

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Nachtlied

Der Mond kommt still gegangen
Mit seinem goldnen Schein,
Da schläft in holdem Prangen
Die müde Erde ein.

Im Traum die Wipfel weben,
Die Quellen rauschen sacht;
Singende Engel durchschweben
Die blaue Sternennacht.

Und auf den Lüften schwanken
Aus manchem treuen Sinn
Viel tausend Liebesgedanken
Über die Schläfer hin.

Und drunten im Tale, da funkeln
Die Fenster von Liebchens Haus;
Ich aber blicke im Dunkeln
Still in die Welt hinaus.

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Nachts am Meere

Es schlief das Meer und rauschte kaum
Und war doch allen Schimmers voll,
Der durch der Wolken Silberflaum
Vom lichten Monde niederquoll;
Im Blau verschwamm die ferne Flut,
Wie Bernstein flimmerte der Sand;
Ich aber schritt in ernstem Mut
Hinunter und hinauf den Strand.

O was in solcher stillen Nacht
Durch eine Menschenseele zieht,
Bei Tag hat’s keiner nachgedacht,
Und spricht es aus kein irdisch Lied.
Es ist ein Hauch, der wunderbar
Aus unsrer ew’gen Heimat weht,
Ein innig Schauen tief und klar,
Ein Lächeln halb und halb Gebet.

Da spürst du still und körperlos
Ein segnend Walten um dich her,
Du fühlst, du ruhst in Gottes Schoß,
Und wo du wandelst, wallt auch er;
Die Tränen all sind abgetan,
Die Dornen tragen Rosenglut,
Es taucht die Liebe wie ein Schwan
Aus deines Lebens dunkler Flut.

Und was am schwersten dich bedroht,
Dir zeigt’s ein liebes Angesicht.
Zum Freiheitsherold wird der Tod,
Der deines Wesens Siegel bricht;
Du schaust ins Aug’ ihm still vertraut,
Von heil’gem Schauder nur berührt,
Gleichwie ein Bräut’gam, den die Braut
Zum seligsten Geheimnis führt.

Genug, genug! Halt ein, mein Lied!
Denn was bei Nacht und Mondenlicht
Durch eine Menschenseele zieht,
Das sagt kein irdisches Gedicht;
Ein Hauch ist’s, der da wunderbar
Von Edens Friedenspalmen weht,
Ein wortlos Schauen tief und klar,
Ein Lächeln halb und halb Gebet.

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Ostermorgen

Die Lerche stieg am Ostermorgen
Empor ins klarste Luftgebiet
Und schmettert', hoch im Blau verborgen,
Ein freudig Auferstehungslied,
Und wie sie schmetterte, da klangen
Es tausend Stimmen nach im Feld:
Wach auf, das Alte ist vergangen,
Wach auf, du froh verjüngte Welt!

Wacht auf und rauscht durchs Tal, ihr Bronnen,
Und lobt den Herrn mit frohem Schall!
Wacht auf im Frühlingsglanz der Sonnen,
Ihr grünen Halm' und Läuber all!
Ihr Veilchen in den Waldesgründen,
Ihr Primeln weiß, ihr Blüten rot,
Ihr sollt es alle mit verkünden:
Die Lieb' ist stärker als der Tod.

Wacht auf, ihr trägen Menschenherzen,
Die ihr im Winterschlafe säumt,
In dumpfen Lüsten, dumpfen Schmerzen
Ein gottentfremdet Dasein träumt.
Die Kraft des Herrn weht durch die Lande
Wie Jugendhauch, o laßt sie ein!
Zerreißt wie Simson eure Bande,
Und wie der Adler sollt ihr sein.

Wacht auf, ihr Geister, deren Sehnen
Gebrochen an den Gräbern steht,
Ihr trüben Augen, die vor Tränen
Ihr nicht des Frühlings Blüten seht,
Ihr Grübler, die ihr fern verloren
Traumwandelnd irrt auf wüster Bahn,
Wacht auf! Die Welt ist neugeboren,
Hier ist ein Wunder, nehmt es an!

Ihr sollt euch all des Heiles freuen,
Das über euch ergossen ward!
Es ist ein inniges Erneuen
Im Bild des Frühlings offenbart.
Was dürr war, grünt im Wehn der Lüfte,
Jung wird das Alte fern und nah,
Der Odem Gottes sprengt die Grüfte –
Wacht auf! der Ostertag ist da.

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Emanuel Geibel (1815-1884) · Titel: 1 2 3 · Beliebteste

 

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